Die Währungshüter entschieden am Mittwoch, die Spanne beim Leitzins von 5,25 bis 5,50 Prozent beizubehalten. Fed-Chef Jerome Powell machte zugleich deutlich, dass die Zentralbank noch mehr Zuversicht mit Blick auf den Sinkflug der Inflation benötige, selbst wenn dieser schon ein halbes Jahr im Gang sei. Man benötige «klare Signale», dass es nachhaltig nach unten in Richtung des Fed-Inflationsziels von zwei Prozent gehe.

Er fing zugleich Marktspekulationen über eine Zinssenkung im März ein. Dies halte er «nicht für wahrscheinlich», erklärte Powell ungewöhnlich direkt.

Investoren, die nunmehr erst für Mai mit einer Lockerung rechnen, gefiel diese Botschaft gar nicht. Die Wall Street schloss im Minus - der S&P 500 verzeichnete den höchsten Tagesverlust seit dem 21. September.

Der Wink Powells mit dem Zaunpfahl gilt als unmissverständliches Signal, dass die Notenbank mit Blick auf die Inflation auf Nummer sicher gehen und nichts überstürzen möchte: Ansonsten könnte sie in die Verlegenheit kommen, erneut die Richtung zu wechseln und die Leitzinsen wieder anheben zu müssen, geben die Commerzbank-Experten Bernd Weidensteiner und Christoph Balz zu bedenken.

Eine Senkung im Mai – also auf der übernächsten Sitzung – sei aber weiterhin plausibel. Die Währungshüter hatten im Dezember in ihrem Ausblick mehrere geldpolitische Schritte nach unten für 2024 avisiert. An den Terminmärkten waren danach teils überzogene Zinsfantasien aufgekommen, die Powell nunmehr zum Platzen brachte.

Bilanzabbau der Fed «sehr gut verlaufen»

Im Begleittext zum Zinsentscheid ist nun nicht mehr explizit von der Möglichkeit «einer zusätzlichen Straffung der Geldpolitik» die Rede, sondern von einer «Anpassung»: «Die US-Notenbanker halten sich den Weg in beide Zinsrichtungen gleichermassen offen. Es deutet aber angesichts der fallenden Inflation alles darauf hin, dass der nächste Schritt eine Senkung sein wird», meint LBBW-Ökonom Elmar Völker.

Laut Powell erwägt die Fed einen solchen Schritt nach unten derzeit noch nicht aktiv. Auch Ökonom Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe geht davon aus, dass die Fed noch einige Monate pausieren wird: «Im Juni dürfte aber ein vorsichtiger Zinslockerungskurs anlaufen.» Die Zentralbank könnte dann das Ruder herumreissen, wenn der Preisauftrieb weiter nachlässt.

Die Fed, die stabile Preise und Vollbeschäftigung fördern soll, will die Inflationsrate von zuletzt 3,4 Prozent in Richtung ihres Zielwerts bringen, ohne jedoch die Konjunktur abzuwürgen. Die Fed sieht die Risiken beim Austarieren dieses Doppelmandats nun mit Blick auf die beiden Aufgaben als eher ausgeglichen an. Fast zwei Jahre lang hatte sie die Gefahr durch steigende Preise höher eingeschätzt.

Ein Inflationsmass, das die Währungshüter besonders beachten, bilden die persönlichen Ausgaben der Konsumenten. Dabei bleiben die schwankungsanfälligen Nahrungsmittel- und Energiekosten aussen vor. Dieser sogenannte PCE-Kernindex sank im Dezember auf eine Jahresteuerungsrate von 2,9 Prozent - die niedrigste Rate seit März 2021. Powell wertete dies «als sehr positive Entwicklung».

Die Währungshüter haben laut dem Notenbankchef auch bereits darüber gesprochen, unter welchen Bedingungen das Abschmelzen der in der Corona-Pandemie aufgeblähten Fed-Bilanz beendet werden könnte. Der Bilanzabbau sei «sehr gut verlaufen». Nun komme die Zentralbank an den Punkt, an dem die Frage nach einem Ende des Unterfangens in den Blickpunkt rücke, sagte Powell. Dieses Thema werde auch im März wieder besprochen. 

(Reuters)