Ein über 90 Jahre alter Krisenfonds der USA könnte dem in Turbulenzen geratenen argentinischen Peso Halt geben. US-Finanzminister Scott Bessent versprach dem «systemisch wichtigen Verbündeten der USA in Lateinamerika» beizuspringen. Er griff dabei tief in die Trickkiste und brachte den sogenannten Devisenstabilisierungsfonds (ESF) des Finanzministeriums für die Stützung des von dem libertären Präsidenten Javier Milei geführten Landes ins Gespräch: Der nur gelegentlich angezapfte ESF ist mit 219,5 Milliarden Dollar gut gefüllt, doch nur ein Teil der Mittel ist auf die Schnelle abrufbar. Bereits Bessents Ankündigung sorgte dafür, dass sich der Peso nach den schweren Verlusten in der vergangenen Woche wieder fing.

Doch ist die Hilfsaktion letztlich Chefsache: Laut Bessent wird über eine etwaige Stützungsaktion erst nach einem Treffen von ihm und Präsident Donald Trump mit Milei im Laufe des Tages in New York entschieden. Der ESF wurde 1934 zuzeiten der Grossen Depression geschaffen und diente damals zur Stabilisierung des Dollar. Mit Genehmigung des Finanzministers kann er auch für den Kauf oder Verkauf von Fremdwährungen, die Vergabe von Darlehen oder Krediten an ausländische Regierungen oder Unternehmen angezapft werden - so etwa, um die Finanzkrisen in Mexiko und Brasilien in den 1990er Jahren sowie in Uruguay im Jahr 2002 zu lindern.

Nun könnte er zur Stabilisierung des von chronischen Finanznöten geplagten Argentinien beitragen, das zuletzt wieder verstärkt ins Visier der Anleger geriet: Nach der jüngsten Niederlage der Regierungspartei bei den Parlamentswahlen in der Provinz Buenos Aires kam es am Finanzmarkt zu Spannungen. Für Unruhe sorgten auch Korruptionsvorwürfe, die sich gegen Mileis Umfeld richten. Im Oktober stehen in Argentinien wichtige Zwischenwahlen an, die weitgehend als Referendum über Mileis Sparprogramm und Marktreformen angesehen werden.

Kurzfristiger Auftrieb für Milei?

«Die US-Unterstützung für Argentinien wird sowohl dem Peso als auch der Position der Regierung bei den Zwischenwahlen kurzfristig Auftrieb geben», sagte Martin Muehleisen, ehemaliger Strategiechef des Internationalen Währungsfonds (IWF) und heutiger Senior Fellow beim Atlantic Council. Allerdings ist die finanzielle Feuerkraft des ESF nicht so gross, wie es auf den ersten Blick erscheint: Per 31. Juli war er zwar mit 219,5 Milliarden Dollar gefüllt. Die sofort verfügbaren liquiden Mittel sind jedoch deutlich geringer, da 173,7 Milliarden Dollar in den als Sonderziehungsrechte bekannten Reserveguthaben des IWF gebunden sind. Brad Setser, Handels- und Währungsexperte beim Council on Foreign Relations, schätzt die sofort verfügbaren Mittel auf knapp 30 Milliarden Dollar: «Das dürfte mehr als genug sein, um eine Krise für ein Land wie Argentinien einzudämmen, das kein systemrelevanter Teil des globalen Finanzsystems ist.»

Bessents Versprechen, Milei zu unterstützen, spiegelt teilweise Trumps persönliche Sympathie für den rechtsgerichteten Politiker wider, der im Januar an Trumps Amtseinführung teilnahm. Milei will mit einer wirtschaftlichen Rosskur die jahrzehntelange Krise im Land beenden. Auf Wahlkampfauftritten hatte er immer wieder eine Kettensäge geschwungen, um Bereitschaft zu radikalen Umbauplänen zu demonstrieren. Im Amt ist es ihm gelungen, die ausufernde Inflation stark einzudämmen. Zudem gibt es Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung, allerdings leiden viele Argentinier unter dem harten Sparkurs.

Bessents Unterstützungsangebot könnte «nur eine Möglichkeit sein, Kapitalflucht ohne grossen Nutzen zu finanzieren», meint Mark Sobel, Chef der Denkfabrik Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF) in den USA. Es werde eine Herausforderung sein, den seit langem bestehenden Drang der Anleger zu überwinden, während einer Krise Argentinien den Rücken zu kehren: «Die Märkte haben über 100 Jahre lang mit Überschuldung, Hyperinflation und Zahlungsausfällen in Argentinien zu kämpfen gehabt. Wenn Argentinien ins Schleudern gerät, erinnern sich die Anleger daran», sagte Sobel und fügte an: «Und sie werden nicht sagen: Milei ist anders.»

(Reuters/cash)