Der Dax übersprang vorübergehend die Marke von 13'000 Punkten und an der Wall Street nahm der US-Standardwerteindex Dow Jones Kurs auf 25'000 Zähler - obwohl US-Sanktionen in Folge der Aufkündigung viele Unternehmen hart treffen könnte. Warum ist das so?

Einerseits sei Trumps Entscheid nicht überraschend gekommen, sagt Thomas Romig, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Assenagon. "Die Diskussion ist im Vorfeld bereits darauf hinausgelaufen." Zudem rechneten Anleger mit einer Verhandlungslösung in dem Streit. "Weder die Europäische Union noch der Iran oder die USA sind an einer grossen Auseinandersetzung interessiert." Offenbar verfolge Trump seine übliche Taktik, mit einer Maximalforderung in Verhandlungen zu gehen, um den Partnern Zugeständnisse abzuringen. Ähnlich argumentiert Anlagestratege Benjamin Schroeder von der ING-Bank. "Es gibt eine Übergangsfrist, bis die Sanktionen greifen." Bis dahin könne es zu einer Einigung kommen.

Auch überstrahle die unverändert robuste weltweite Konjunktur die Störfaktoren, betont Thomas Metzger, Chef der Vermögensverwaltung des Bankhauses Bauer. "Der Fokus der Investoren richtet sich auf die momentan laufende Berichtssaison, welche insbesondere in den USA ein sehr solides Bild der Entwicklung in den Unternehmen zeigt. Europäische Werte, vor allem die exportlastigen deutschen Titel, erhalten zusätzlich Rückenwind vom gegenüber dem Euro wieder stärkeren Dollar." Der Kurs der Gemeinschaftswährung fiel zeitweise auf ein Viereinhalb-Monats-Tief von 1,1821 Dollar. Dadurch werden Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger.

Auch der Aktienkurs von Airbus, das auf den ersten Blick besonders unter US-Sanktionen zu leiden hätte, knickte nicht ein. Die Papiere des Flugzeugbauers blieben am Freitag mit 99,24 Euro auf Tuchfühlung mit ihrem Rekordhoch von 100,40 Euro vom Anfang dieser Woche. Mitte Februar hatten die Papiere noch weniger als 83 Euro gekostet. US-Finanzminister Steven Mnuchin hatte angekündigt, Airbus und dem Rivalen Boeing die Lizenz zum Verkauf von Passagiermaschinen an Iran zu entziehen. Damit steht die Bestellung von 200 Fliegern für IranAir mit einem Listenpreis von 38,3 Milliarden Dollar auf der Kippe. Die Hälfte dieser Aufträge entfällt auf Airbus.

Iran-Streit gibt Ölpreis Schub

Am Rohöl-Markt waren die Folgen des US-Entscheids dagegen spürbar. Sie hievten den Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee zeitweise auf ein Dreieinhalb-Jahres-Hoch von 78 Dollar je Barrel (159 Liter). Durch die von Trump angedrohten neuen US-Sanktionen könnten Börsianern zufolge dem Weltmarkt iranische Öllieferungen im Volumen von bis zu einer Million Barrel pro Tag entzogen werden.

Allerdings geht ein nicht unerheblicher Teil des Ölpreis-Anstiegs der vergangenen Wochen auf die Förderbremse der Opec und ihrer Verbündeter zurück. Mit der Ende 2016 auferlegten Selbstbeschränkung wollen die Exportländer die Ölschwemme der vergangenen Jahre eindämmen.

Am Aktienmarkt gab diese Rally Ölkonzernen wie BP oder Exxon Mobil Auftrieb, die ihren Teil zum Anstieg von Dow & Co. beitrugen. "Viele Analysten rechnen mit starken Gewinnzuwächsen für die Branche", sagt Aktienhändler Shawn Cruz vom Brokerhaus TD Ameritrade.

(Reuters)