Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, bestätigte am Donnerstag eine entsprechende Meldung der Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf US-Regierungskreise berufen hatte. Demnach lieferte Nordkorea im vergangenen Monat "Raketen für den Einsatz durch die Infanterie", wie ein hochrangiger Insider erklärte. Zwar sei die Menge des gelieferten Materials nicht ausreichend, um den Kriegsverlauf in der Ukraine zu ändern. "Allerdings sind wir besorgt über Pläne Nordkoreas, weiteres Kriegsgut an Wagner zu liefern", hiess es weiter. Kirby bestätigte auch diese Einschätzung und sagte, Nordkorea habe mit der Lieferungen UN-Sanktionen verletzt.

Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, wies die US-Darstellung am Abend als "Tratsch und Spekulationen" zurück. "Jeder weiss, dass Nordkorea schon seit langem keine Waffen mehr an Russland liefert", hiess es in einer Erklärung des Verbündeten von Präsident Wladimir Putin. "Es hat niemals derartige Bemühungen gegeben." Auch das nordkoreanische Aussenministerium erklärte am Freitag, es seien niemals Waffengeschäfte mit Russland vollzogen worden. "Die Falschmeldung der japanischen Medien, (Nordkorea) habe Russland Munition angeboten, ist das absurdeste Ablenkungsmanöver", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur eine Mitteilung. Sie sei "keinerlei Kommentar oder Interpretation wert".

Dem US-Insider zufolge wendet sich Putin angesichts der militärischen Schwierigkeiten in der Ukraine zunehmend an die Wagner-Gruppe. Prigoschin gebe pro Monat mehr als 100 Millionen Dollar aus, um deren Einsatz in der Ukraine zu finanzieren. Dabei handle es sich um 50'000 Kämpfer, bestehend aus 10'000 Söldnern und 40'000 Rekruten aus russischen Gefängnissen. In den vergangenen Wochen habe Wagner schwere Verluste von etwa 1000 Kämpfern bei den Gefechten um die ukrainische Stadt Bachmut erlitten. Dort spielte die Gruppe eine wichtige Rolle.

Innerhalb Russlands nehme der Einfluss von Prigoschin zu, sagte der Insider weiter unter Berufung auf US-Geheimdienstinformationen. Wagner agiere zunehmend unabhängig vom russischen Verteidigungsministerium. "Seit Monaten verlässt sich das russische Militär auf Wagner, um die Kämpfe in Teilen des Donbass zu leiten", hiess es. In bestimmten Fällen seien russische Militärs dem Kommando von Wagner unterstellt. "Es ist offensichtlich, dass Wagner zu einem rivalisierenden Machtzentrum für das russische Militär und andere russische Ministerien wird." Die US-Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden, Stellungnahmen aus Russland und Nordkorea lagen zunächst nicht vor.

(Reuters)