US-Präsident Donald Trump unterzeichnete am Freitag eine entsprechende Verordnung. «Hören Sie auf, Leute zu holen, die uns die Arbeitsplätze wegnehmen», sagte US-Handelsminister Howard Lutnick an die Adresse grosser US-Unternehmen. Die Änderung für die H-1B genannten Arbeitsvisa solle bereits ab diesem Sonntag gelten.
Das Weisse Haus hat am Samstag dann klargestellt, dass eine neue Gebühr von 100.000 Dollar für H-1B-Visa in den USA eine einmalige Abgabe pro Antrag ist. «Dies ist keine jährliche Gebühr. Es ist eine einmalige Gebühr, die nur für den Antrag gilt», teilte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, am Samstag auf der Plattform X mit.
Die Regelung, die am Sonntag in Kraft tritt, gelte zudem nicht für Inhaber gültiger Visa, die wieder in das Land einreisen. Bei den H-1B-Visa handelt es sich um eine Arbeitserlaubnis für ausländische Fachkräfte, die vor allem in der Technologiebranche und anderen spezialisierten Berufen eingesetzt werden.
Die Klarstellung war nötig geworden, nachdem die ursprüngliche Ankündigung am Freitag für erhebliche Unruhe gesorgt hatte. Handelsminister Howard Lutnick hatte zunächst erklärt, die Abgabe werde jährlich erhoben. Daraufhin rieten einem Reuters-Bericht zufolge Unternehmen wie Microsoft, JPMorgan und Amazon ihren Mitarbeitern mit H-1B-Visa, vorerst in den USA zu bleiben. Goldman Sachs mahnte in einem internen Memo zur Vorsicht bei internationalen Reisen. Auf der chinesischen App Rednote berichteten zudem zahlreiche Visainhaber, sie hätten aus Sorge vor dem neuen Kostenbeitrag ihre Auslandsreisen abgebrochen, um vorzeitig in die USA zurückzukehren.
Die Regierung von Präsident Donald Trump begründete den von ihm am Freitag per Dekret erlassenen Betrag damit, die Wettbewerbsbedingungen für US-Arbeitnehmer zu verbessern. Diese würden durch ausländische Arbeitskräfte mit niedrigeren Löhnen ersetzt. Der indische IT-Branchenverband Nasscom äusserte die Befürchtung, die Regelung könne die globalen Aktivitäten seiner Mitgliedsunternehmen stören, die Fachkräfte in die USA entsenden.
Einem am Samstag veröffentlichten Informationsblatt des Weissen Hauses zufolge kann auf die Abgabe im Einzelfall verzichtet werden, «wenn es im nationalen Interesse liegt». Demnach ist der Anteil der IT-Beschäftigten mit H-1B-Visa von 32 Prozent im Jahr 2003 auf über 65 Prozent in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Ministerien für Arbeit und Innere Sicherheit wurden zudem angewiesen, neue Richtlinien für die Überprüfung und Durchsetzung zu erlassen und die für das H-1B-Programm geltenden Lohnniveaus zu überarbeiten.
Trump geht seit seinem Amtsantritt im Januar umfassend gegen Einwanderung vor
Die Änderung könnte dem US-Technologiesektor schwer treffen, war es befürchtet worden. Er ist stark auf qualifizierte Arbeitskräfte aus Indien und China angewiesen. In den USA hat sich die Zahl ausländischer Arbeitskräfte im so genannten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zwischen 2000 und 2019 auf fast 2,5 Millionen mehr als verdoppelt, während die Gesamtbeschäftigung bei MINT in der Zeit nur um 44,5 Prozent stieg. Indien war 2024 mit 71 Prozent der genehmigten H-1B-Visa der grösste Nutzniesser, gefolgt von China mit 11,7 Prozent.
Trump geht seit seinem Amtsantritt im Januar umfassend gegen Einwanderung vor und will auch einige Formen legaler Einwanderung einschränken. Der H-1B-Visa-Umbau ist der bisher aufsehenerregendste Versuch, die befristeten Arbeitsvisa zu überarbeiten. Trumps Ankündigung, gegen H-1B-Visa vorzugehen, ist zu einem echten Streitpunkt mit der Tech-Industrie geworden, die Millionen von Dollar in Trumps Wahlkampf investiert hat.
Kritiker von H-1B, darunter US-Bürger, die in der Tech-Branche arbeiten, argumentieren, dass es Firmen erlaubt, Löhne zu drücken und Amerikaner zu verdrängen, die die Jobs ebenfalls machen könnten. In dem von Trump am Freitag unterzeichneten Papier hiess es, einige Arbeitgeber hätten das Programm ausgenutzt, um Löhne niedrig zu halten und damit US-Arbeitskräfte zu benachteiligen.
Befürworter, darunter der Tesla-Chef und ehemalige Trump-Verbündete Elon Musk, sagen hingegen, das Programm bringe hochqualifizierte Arbeitskräfte ins Land. Diese seien wichtig, um Talentlücken zu schliessen und Firmen wettbewerbsfähig zu halten. Musk ist selbst eingebürgerter US-Bürger und hat ein H-1B-Visum erhalten.
Einige Analysten gehen davon aus, dass die Gebühr Firmen zwingen könnte, hochwertige Arbeiten ins Ausland zu verlagern, Der Schritt könnte zusätzliche Kosten in Millionenhöhe verursachen, was kleinere Unternehmen und Start-ups besonders treffen könnte.
«Kurzfristig mag Washington einen Gewinn erzielen, langfristig riskieren die USA, ihren Vorsprung bei Innovationen zu verspielen und Dynamik gegen kurzsichtigen Protektionismus einzutauschen», sagte Analyst Jeremy Goldman von eMarketer. Nach dem derzeitigen System ist zunächst nur eine geringe Gebühr zu entrichten.
In der ersten Hälfte des Jahres 2025 wurden Amazon und seiner Cloud-Computing-Sparte AWS mehr als 12.000 H-1B-Visa genehmigt, bei Microsoft und Meta waren es jeweils mehr als 5000. Lutnick sagte am Freitag, dass «alle grossen Unternehmen mit an Bord» seien bei den 100.000 Dollar pro Jahr für H-1B-Visa. Man habe mit den Firmen bereits gesprochen.
(Reuters)
2 Kommentare
Wie lange schauen die Repulikaner und Demokraten dieser Demontage der USA und der Demokratie noch zu.
lustig - die ubs, novartis, roche ziehts in die usa - microsoft, apple, meta und viele mehr wohl bald aus den usa nach indien…da landet Trumps golfball wohl out of bounds!