Was sich zur Jahresmitte bereits durch einen eingebrochenen Auftragseingang abzeichnete, hat sich inzwischen bewahrheitet: Es herrscht eine grosse Nachfrageflaute beim Vakuumventil-Hersteller VAT.

Und zwar in einem so starken Ausmass, dass VAT in seiner Produktionsanlage im St. Gallischen Haag Mitte Oktober Kurzarbeit einführen musste. Ende Oktober folgten dann mit einem weiteren Auftragseinbruch von 26 Prozent und 2,5 Prozent weniger Umsatz ernüchternde Quartalszahlen. Die Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2018 musste (erneut) gesenkt werden, VAT will nun noch mindestens den Umsatz vom Vorjahr halten können - davor lautete die Zielsetzung ein Wachstum im mittleren einstelligen Bereich.

In Anbetracht dieser Situation erstaunt es kaum, dass die Aktie des einstigen Börsenüberfliegers enorm unter Druck gekommen ist: Vom Höchststand diesen März bei über 171 Franken hat der VAT-Titel um 40 Prozent korrigiert und notiert nun bei 102 Franken.

Kursentwicklung der VAT-Aktie seit dem Börsengang am 14.04.2016, Quelle: cash.ch

VAT leidet auch unter einem sehr nervösen Halbleitermarkt. Das haben auch andere Aktien am Schweizer Markt wie AMS, U-Blox oder Inficon in den letzten Wochen schmerzhaft zu spüren bekommen - sie alle korrigierten im zweistelligen Prozentbereich.

Zu viel Angebot, zu wenig Nachfrage

"In den letzten zwei Jahren haben die Kunden, die Speicher von VAT beziehen, erhebliche Kapazitäten aufgebaut, was derzeit zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage führt", schreibt Vontobel-Analyst Michael Foeth in einem Kommentar. Das konservative Investitionsmanagement und der jüngste Bestandsaufbau führten jetzt vorübergehend zu einer geringeren Nachfrage nach Ausrüstungen und Ventilen. "Da die Prognosesicherheit für 2019 niedrig bleibt, ist es unsicher, wann die Märkte sich wieder erholen werden", so der Analyst weiter.

Mit anderen Worten: VAT muss auf bessere Zeiten im Sektor warten. Und früher oder später dürfte diese Erholung kommen, zumal die Themen Digitalisierung, Autonomes Fahren und Internet der Dinge mit der ersten Krise nicht einfach vom Tisch sind.

Bis dahin schlägt VAT die Zeit immerhin sinnvoll tot: Die Führerschaft im Vakuumventil-Bereich konnte auf 50 Prozent Marktanteil ausgebaut werden. Darüber hinaus hat das Management die Kosten sehr gut unter Kontrolle, der Verschuldungsgrad ist sehr tief. Und die aktuelle Gewinnmarge von über 30 Prozent (Stufe Ebitda) ist überdurchschnittlich hoch. Selbst der aktuellen Kurzarbeit kann aus Anlegersicht Positives abgewonnen werden: Sollte sich die Branche 2019 plötzlich aufhellen, so wären genügend Kapazitäten vorhanden, um die Produktion schnell hochzufahren.

Enorme Kapitalrendite

"Langfristig orientierte Anleger – mit der nötigen Risikotoleranz – können die aktuell tiefen Bewertungsniveaus für einen Positionsaufbau in diesem Qualitätstitel nutzen", schreibt ZKB-Analyst Alexander Koller in einem Research-Bericht über VAT. Er streicht vor allem die anhaltend hohe Mehrwertgenerierung hervor, die Kapitalrendite - im Fachjargon "return on invested capital" genannt - betrug in den letzten fünf Jahren im Schnitt mehr als 25 Prozent. Ein aussergewöhnlich hoher Wert.

Durch die Korrektur ist VAT günstiger geworden, das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2018 beträgt derzeit noch geschätzte 20. Das ist für eine hochprofitable Firma in einem Sektor, der nach Überstehen der gegenwärtigen Delle wieder stärker wachsen dürfte, ein guter Wert. Zumal VAT neben Wachstum auch Dividende bietet: Rund 4 Prozent Dividendenrendite gibt es derzeit, steuerbefreit. Wenn nicht jetzt bei VAT einsteigen, wann dann?