Venezuelas Schuldenkrise gehört zu den grössten ungelösten Staatspleiten der Welt. Seit Ende 2017 bedient das Land seine internationalen Anleihen nicht mehr. Die Gesamtschulden sind seitdem durch Zinseszinsen und Entschädigungsforderungen weiter angewachsen. Eine Umschuldung ist aufgrund der politischen Lage und weitreichender US-Sanktionen derzeit nicht in Sicht. Die wichtigsten Aspekte der Krise im Überblick:
Wie hoch sind die Schulden Venezuela's?
Analysten schätzen die gesamten Auslandsschulden auf 150 bis 170 Milliarden Dollar. Davon entfallen rund 60 Milliarden Dollar auf nicht bediente Anleihen des Staates. Die Schuldenlast entspricht damit etwa dem Doppelten der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes.
Wer sind die Gläubiger?
Die Gläubiger lassen sich in drei Hauptgruppen unterteilen. Den grössten Anteil bilden internationale Anleger, darunter Investmentfonds und auf Krisenstaaten spezialisierte Investoren. Eine zweite Gruppe sind Unternehmen, denen nach Enteignungen durch internationale Schiedsgerichte milliardenschwere Entschädigungen zugesprochen wurden. Dazu gehören etwa der US-Ölkonzern ConocoPhillips. Diese versuchen, über Gerichtsverfahren auf venezolanisches Auslandsvermögen wie die US-Raffinerie-Tochter Citgo zuzugreifen. Die dritte Gruppe sind andere Staaten, allen voran China und Russland, die der Regierung in Caracas Kredite gewährt haben.
Warum ist die Umschuldung schwierig?
Ein zentrales Hindernis sind die US-Sanktionen. Diese verbieten es US-Investoren, neu ausgegebene venezolanische Schuldtitel zu handeln, was eine Neuverhandlung der Schulden praktisch unmöglich macht. Zudem fehlt ein Hilfsprogramm des Internationalen Währungsfonds (IWF), das normalerweise als Rahmen für eine staatliche Umschuldung dient. Venezuela hat seit fast zwei Jahrzehnten keine Konsultationen mehr mit dem IWF abgehalten.
Was können Gläubiger bei einer Einigung erwarten?
Eine Einigung hängt von einem politischen Wandel in Venezuela und einer Aufhebung der Sanktionen ab. Analysten gehen davon aus, dass die Gläubiger auf einen erheblichen Teil ihrer Forderungen verzichten müssten. Schätzungen zufolge könnte ein solcher Schuldenschnitt mindestens 50 Prozent betragen. Im Gegenzug könnten die Gläubiger neue Anleihen mit langer Laufzeit erhalten. Einige Experten halten eine Rückzahlung in Höhe von 30 bis über 40 Prozent des Nennwerts für realistisch.
Wie ist die Lage der Wirtschaft?
Die Wirtschaft Venezuelas ist seit 2013 eingebrochen, als die Ölförderung als wichtigste Einnahmequelle des Staates zurückging. Das Land leidet unter hoher Inflation und Armut. Millionen Venezolaner haben das Land verlassen, was zu einem Mangel an Fachkräften führt.
(Reuters)
