Unterrichteten Kreisen zufolge erörtern die Partner von Pictet den Schaden, den die Marke der Schweizer Bank durch die Amtszeit von Collardi als Chief Executive Officer von Julius Bär genommen hat. Im vergangenen Monat hatte die Aufsichtsbehörde Finma in einer scharfen Zurechtweisung die Kontrollen von Bär während des fast zehnjährigen Amtszeit von Collardi kritisiert und auf "systematische Mängel" bei Due Diligence und in der Geldwäschebekämpfung hingewiesen.
Die Führung von Pictet verfolge die Situation genau, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Marc Pictet - der einzige Partner, der derzeit den Familiennamen trägt - wurde letzten Monat zum Co-Leiter der Vermögensverwaltung ernannt, um gemeinsam mit Collardi zu arbeiten und Remy Best zu ersetzen. Die Partner von Pictet tauschen alle paar Jahre die Rollen.
Expansionspläne sorgen für Spannungen
Collardi kam vor knapp zwei Jahren zu Pictet, nach seinem überraschenden Weggang von Bär, und war damit der erste Aussenseiter seit fast zwei Jahrzehnten, der als Partner hinzukam. Mit einer Wachstumsstrategie baute er ein breites Netz von Mitarbeitern auf, stellte Banker von Miami bis Hongkong ein und versprach, eine der Top-Ten-Privatbanken in Asien zu werden.
Seine Expansionspläne sind den informierten Kreisen zufolge ein weiterer Grund für Spannungen bei seinem neuen Arbeitgeber. Einige Banker im Wealth-Management-Bereich von Pictet äusserten sich frustriert darüber, dass die von Collardi geleitete Einstellungsoffensive die Gehälter gedrückt habe, da die Vergütung auf einen grösseren Kreis von Kundenbetreuern aufgeteilt wurde, berichten die Personen.
Die Bank Pictet, die zunächst keine Stellungnahme abgeben wollte, bestreitet die Spannungen. In einer Erklärung sagte Pictet, dass die Performance fast aller neu eingestellten Banker über dem Geschäftsplan liege. Ein Sprecher von Collardi hat auf Bitten um Stellungnahme nicht reagiert.
Collardi prägte Julius Bär
Collardi verkörperte den Aufstieg von Julius Bär als junger und energischer CEO, verdoppelte das verwaltete Kapital und leitete eine Expansion in Asien, inspiriert von seiner Erfahrung in Singapur bei der Credit Suisse. Dies steht im Gegensatz zu dem eher einvernehmlichen Stil bei Pictet, die von einem Komitee aus sieben Partnern geleitet wird, die das Unternehmen gemeinsam besitzen und verwalten.
Für Schweizer Privatbanken, die das Geld von einigen der reichsten Privatpersonen der Welt verwalten, sind Diskretion und die Vermeidung von Skandalen von entscheidender Bedeutung für ihren Ruf und ihre Position. Die Kritik der Finma an Bär während der Amtszeit von Collardi ist ein weiteres Zeichen für die besonders turbulente Zeit in der Branche, nachdem ein Spionageskandal dem CEO der Credit Suisse, Tidjane Thiam, zum Verhängnis wurde.
(Bloomberg)