Dass Novartis in US-Dollar bilanziert, dürfte dem Konzern im dritten Quartal zugesetzt haben. Analysten gehen allesamt davon aus, dass sowohl Umsatz als auch Gewinn unter der erstarkten US-Währung gelitten haben dürften. Den negativen Effekt für Umsatz und Gewinn beziffern die Experten auf ungefähr 8 bzw. 9 Prozent. Beim Gewinn dürfte sich zudem der verkaufte Roche-Anteil bemerkbar machen, wie es bei Vontobel heisst.

Nicht ganz einig sind sich die Spezialisten hingegen beim Ausblick. Einige Experten halten eine Erhöhung bei der Generika-Sparte Sandoz für denkbar. Abgesehen davon, dass die Vergleichsbasis für die Sparte im dritten Quartal vorteilhaft sei, dürfte sich die Stabilisierung der ersten zwei Quartale weiter fortgesetzt haben, heisst es etwa bei Jefferies. Auch die JPMorgan-Experten gehen von einem erhöhten Sandoz-Ausblick aus, der nicht zuletzt durch neu lancierte Biosimilars getragen werden sollte.

MS-Mittel Gilenya im Fokus

Mit Spannung werden Analysten und Investoren zudem auf mögliche Aussagen zum MS-Mittel Gilenya warten. In dem seit Jahren anhaltenden Patentstreit um den Blockbuster hatte Novartis zuletzt eine Schlappe erlitten. In den USA war der Patentschutz gekippt worden.

Auch für das Augenmittel Lucentis sind die ersten Nachahmerversionen auf den Markt gekommen. Auch hierzu werden sich Marktteilnehmer Kommentare erhoffen. Während die Roche-Tochter Genentech das Mittel in den USA vermarktet, liegen die Vertriebsrechte in anderen Ländern bei Novartis. Konkurrent Roche hatten die Nachahmer im dritten Quartal bereits zugesetzt.

Was die übrigen Medikamente betrifft, scheinen die Analysten vor allem auf die Umsatzzahlen des Brustkrebsmittels Kisqali gespannt zu sein. Nachdem der Konkurrent Pfizer mit seinem Konkurrenzmittel zuletzt einen Forschungsrücksetzer erlitten hatte, könnten die Verkaufszahlen durchaus angezogen haben. Ausserdem stehen in Richtung Jahresende erste wichtige Daten aus einer Studie an.

Doch auch die derzeit omnipräsenten Themen Energiekrise und Inflation dürften für Gesprächsstoff sorgen. Zwar gelten Pharmakonzerne als vergleichsweise konjunktur-unabhängig. Gerade Novartis ist mit der Tochter Sandoz beim Thema Energiekrise im Fokus. Immerhin ist die Sparte eine der letzten Herstellerinnen von Antibiotika, deren Produktion als recht energieintensiv gilt.

Ausblick für Generika-Sparte erhöht

Im Sommer hat der Konzern bei der Präsentation seiner Halbjahreszahlen auch seine Zielsetzung für das Gesamtjahr bekräftigt. Auf Gruppenebene sollen zu konstanten Wechselkursen sowohl Umsatz wie auch der operative Kerngewinn im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen.

Für die Pharmasparte peilt Novartis ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich an, während das operative Kernergebnis im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich zulegen soll.

Schon mit den Semesterzahlen hatte Novartis den Ausblick für die Generika-Sparte erhöht. Sie soll zu konstanten Wechselkursen ein Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich erreichen, nachdem der Umsatz zuvor weitgehend auf Vorjahresniveau erwartet worden war. Beim operativen Kernergebnis hatte Novartis neu ein Ergebnis weitgehend auf Vorjahresniveau in Aussicht gestellt. Zuvor war der Konzern von einem Gewinnrückgang ausgegangen.

Neben dem Zahlenwerk gab Novartis im Sommer auch ein Update zu den mit den laufenden Umstrukturierungen angestrebten Kosteneinsparungen. So sollen bei den Vertriebs- und Gemeinkosten bis 2024 neu rund 1,5 Milliarden US-Dollar eingespart werden. Davor lautete die Vorgabe, die Kosten um mindestens eine Milliarde zu reduzieren.

Sandoz-Börsengang im zweiten Halbjahr 2023

Zu den wichtigsten News seit dem Sommer zählt ohne Frage die Ankündigung, dass die Generika-Sparte Sandoz an die Börse gebracht werden soll. Der Schritt ist für das zweite Halbjahr 2023 geplant. Damit findet die seit Oktober 2021 laufende strategische Überprüfung ein Ende.

Zudem ist Novartis ins Visier der Wettbewerbskommission (Weko) geraten. Zusammen mit der Europäischen Kommission untersucht die Weko, ob ein Patent auf möglicherweise unzulässige Weise eingesetzt wurde, um sich vor Konkurrenz zu schützen. In diesem Zusammenhang war etwa der Novartis-Hauptsitz durchsucht worden.

Darüber hinaus kommt es zum 01. November zu einem Wechsel im Management. Ab dann wird Fiona Marshall das "Novartis Institutes for Biomedical Research" (NIBR) leiten. Sie folgt auf Jay Bradner, der seinen Rücktritt eingereicht hatte.

Aus der Pipeline gab es verschiedene ermutigende Nachrichten. So zeigt etwa eine Studie, dass das Krebsmittel Kisqali den Überlebensvorteil deutlich erhöht. Der Leberkrebs-Kandidat Tislelizumab wiederum erwies sich in einer Studie gegenüber dem Konkurrenzpräparat Sorafenib als nicht unterlegen. Für das Leukämie-Mittel Scemblix wiederum hat Novartis die EU-Zulassung erhalten.

Mit einem Kursverlust von etwas mehr als 5 Prozent seit Jahresbeginn gehören die Novartis-Aktien zu den besten Schwergewichten. Konkurrent Roche hinkt mit einer Jahresperformance von -15 Prozent klar hinterher. Der SMI wiederum hat seit Jahresbeginn etwa ein Fünftel verloren.

(AWP)