Es ist erst zwei Tage her, als ABB-CEO Morten Wierod in der schwedischen Zeitung «Svenska Dagbladet» den Standort Stockholm als «sehr starke» Alternative zu Zürich für einen Börsengang der Robotik-Sparte ins Spiel brachte. Der Entscheid werde in den kommenden Wochen fallen, hiess es.
Das war zumindest nicht schlecht geflunkert. Denn am Mittwoch gab der Technologiekonzern nun den Verkauf der ehemaligen Vorzeigesparte an die japanische Softbank bekannt. Statt einer Neuauflage einer Abspaltung à la Accelleron mit Aktien für die Aktionäre gibt es nun Cash für ABB.
Der Vertrag zwischen ABB und Softbank bewertet das Robotik-Geschäft mit 5,375 Milliarden US-Dollar. Es wird ein nicht-operativer Buchgewinn vor Steuern von rund 2,4 Milliarden US-Dollar und ein Barerlös nach Transaktionskosten von rund 5,3 Milliarden erwartet, wie ABB mitteilte.
Der Verkaufserlös soll gemäss den bestehenden Grundsätzen für die Kapitalallokation verwendet werden, wie ABB weiter schreibt. Das heisst: ABB könnte die Dividende erhöhen, ein Aktienrückkaufprogramm auflegen oder den Erlös des Verkaufs für Übernahmen verwenden.
Die Aktie von ABB steigt am Mittwoch nach Börseneröffnung um 1 Prozent auf 59,06 Franken. Das ist ein weiteres neues Rekordhoch. Der Titel hat in diesem Jahr 19 Prozent zugelegt.
ABB hatte bereits im April angekündigt, dass die Robotik-Sparte im zweiten Quartal 2026 eigenständig an die Börse kommen soll. Die Synergien mit anderen ABB-Sparten seien begrenzt, hiess es zur Begründung. Bloomberg berichtete im Mai zudem, dass ABB auch einen Verkauf der Robotik-Sparte als Alternative zum geplanten Spin-off auslote. Die Option eines Verkaufs hatte ABB nie ausgeschlossen.
ABB kann sich vermehrt auf wachstumsstarke Segmente fokussieren
Die Zürcher Kantonalbank spricht von einer «äusserst positiven Überraschung», denn eine börsenkotierte Robotik-Sparte wäre laut den Schätzungen der Bank mit etwas weniger als 4 Milliarden Dollar bewertet worden. Auch die Bank Vontobel spricht von einem attraktiven Transaktionspreis, der deutlich über den Erwartungen des Marktes liegt.
«Wir gehen davon aus, dass die Barerlöse überwiegend für Rückkäufe verwendet werden, auch wenn M&A-Aktivitäten bei der Kapitalallokation an Priorität gewonnen haben», schreibt Vontobel-Analyst Mark Diethelm.
Die ZKB fügt an, dass sich ABB künftig stärker als fokussierter Anbieter in wachstumsstarken und margenstärkeren Segmenten positionieren könne, was dem Unternehmen zugutekommen sollte. ABB kann sich nun aber auch vermehrt auf ein geplantes Initial Public Offering der der defizitären Sparte E-Mobility konzentrieren. Dieser Plan wurde ursprünglich 2022 angekündigt und zuletzt auf 2026 verschoben.
Die Robotik-Sparte war einst die Vorzeigesparte von ABB, in welcher Wierod-Vorgänger Björn Rosengren eine grosse Zukunft sah. In den letzten Jahren wurden die Geschäftseinheit punkto Wachstum und Profitabilität innerhalb von ABB immer mehr von der Division Elektrifizierung in den Hintergrund gerückt.
ABB Robotics beschäftigt rund 7000 Mitarbeitende und ist für etwa 7 Prozent des Konzernumsatzes verantwortlich. Die Geschäftseinheit ist zwar profitabel, hinkt margenmässig dem Gesamtkonzern aber hinterher.