Die Bank of America kürzt ihr Kursziel für die Aktie von Stadler Rail auf 22 (zuvor 25) Franken. Keine andere Bank hat auch nur annähernd ein so tiefes Kursziel für den Zugbauer aus dem thurgauischen Bussnang ausstehend. Das nächsttiefere Kursziel liegt bei 29,60 Franken und stammt von der französischen Investmentbank Oddo. Etwas haben diese Banken allerdings gemeinsam: Sie beide raten mit "Underperform" zum Verkauf der Stadler-Rail-Aktie.
In einem Kommentar räumt der für die Bank of America tätige Analyst zwar ein, dass der Zugbauer über so gut gefüllte Auftragsbücher verfügt wie noch nie in der Firmengeschichte. Er sieht gerade darin aber ein Problem, sehen viele dieser Aufträge doch fixe Preise vor. Das könnte sich vor dem Hintergrund steigender Herstellkosten rächen und auf die Margen drücken.
Ist eine Kürzung der Dividende unausweichlich?
Anders als einige seiner Berufskollegen bei anderen Banken rechnet der Analyst auch im kommenden Jahr mit Margendruck. Er hält selbst das erst kürzlich reduzierte mittelfristige Ziel einer operativen Marge (EBIT) von 7 bis 8 Prozent (zuvor 8 bis 9 Prozent) für ambitioniert.
Aktienkursentwicklung der Stadler-Rail-Aktie seit dem Börsengang vom April 2019 (Quelle: www.cash.ch)
Das schlägt sich auch in den bankeigenen Gewinnerwartungen für die kommenden Jahre nieder, liegen diese auf Stufe operativer Gewinn (EBIT) doch um bis zu 18 Prozent unter den durchschnittlichen Schätzungen sämtlicher Banken. Ähnliches gilt für die Dividendenerwartungen. Der Analyst geht nämlich von Dividendenkürzungen um bis zu 40 Prozent aus. Damit widerspricht er dem Firmenpatron Peter Spuhler. Dieser hatte im Anschluss an die Veröffentlichung des Halbjahresresultats gar von der Möglichkeit einer Sonderdividende gesprochen.
Verkaufsempfehlung erweist sich rückblickend als richtig
Es ist nicht die erste negative Aktienempfehlung der Bank of America für Stadler Rail. Die Investmentbank warnte schon im vergangenen Oktober vor einem "nicht unbeträchtlichen" Enttäuschungspotenzial. Im Frühsommer dieses Jahres lud sie gar den geschassten Firmenchef Thomas Ahlburg zu einer Diskussionsrunde mit Anlagekunden ein (der cash Insider berichtete).
Mit ihrer negativen Haltung für die Stadler-Rail-Aktie liegt die Bank of America momentan richtig. Alleine seit Jahresbeginn errechnet sich ein Minus von ziemlich genau 25 Prozent. Das hat unter anderem mit dem Krieg in der Ukraine und der Produktionsstätte im benachbarten und Moskau-treuen Weissrussland zu tun. Mit 30 Franken notiert die Aktie zudem weit unter dem seinerzeitigen Ausgabepreis von 38 Franken aus dem Börsengang vom April 2019.