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Die Bank of America und Stadler-Rail-Patron Peter Spuhler werden wohl keine Freunde mehr – zumindest nicht in diesem Leben. Ziemlich genau ein Jahr ist es nun her, dass die amerikanische Investmentbank im Zuge einer Erstabdeckung des Zugbauers aus dem thurgauischen Bussnang eine Verkaufsempfehlung für dessen Aktien aussprach.

Mit 41 Franken lag das Kursziel damals zwar nur unwesentlich unter den bezahlten Kursen. Allerdings lässt Analyst Vlad Sergievskiy seither keine Gelegenheit aus, um bei seinem Bewertungsmodell den dicken Rotstift anzusetzen. Zuletzt gab er das Kursziel noch mit 27 Franken an.

Um der Verkaufsempfehlung noch einmal den nötigen Nachdruck zu verleihen, haben sich die Bank of America und ihr Analyst etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Um zu diskutieren, wie ungemütlich die Situation der beiden Zugbauer Alstom und Stadler Rail denn eigentlich ist, luden sie niemanden geringeren als den "geschassten" Firmenchef Thomas Ahlburg zu einer Diskussionsrunde ein. Wenn das mal nicht als offene Provokation an die Adresse von Firmenpatron Peter Spuhler verstanden werden kann...

Kursentwicklung der Aktien von Stadler Rail seit dem Börsengang vom April 2019 (Quelle: www.cash.ch)

Wie ich einem Kommentar aus der Feder des Bank-of-America-Analysten entnehme, schliesst er von den Aussagen Ahlburgs darauf, dass der Margendruck bei den beiden Zugbauern von Dauer sein und sich künftig sogar noch intensivieren könnte. Seinen Berechnungen zufolge sind die Personalkosten für rund einen Drittel der operativen Kosten verantwortlich. In Erwartung steigender Löhne hält er die von vielen seiner Berufskollegen erhofften Margenverbesserungen für unrealistisch. Der Versuch, steigenden Kosten mit Produktivitätsfortschritten und Sparmassnahmen Herr zu werden, werde deshalb wohl nicht von Erfolg gekrönt sein. Diese Meinung teile auch der frühere Firmenchef. Mit anderen Worten: Die Bank of America geht bei Stadler Rail und Alstom von weiteren Ergebnisenttäuschungen aus.

Es wäre nun für Firmenpatron Peter Spuhler an der Zeit, ein Zeichen zu setzen und den vor-sich-hin-darbenden Aktien mit Titelkäufen neues Leben einzuhauchen – sofern sich das Zeitfenster für solche Titelkäufe im Hinblick auf das Semesterende denn noch nicht geschlossen hat.

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Merkwürdiges spielte sich kürzlich bei Sika ab: Während Personen aus der Geschäftsleitung auf einer Road-Show gegenüber den teilnehmenden Investoren nur so vor Optimismus strotzten, entledigte sich ein nicht namentlich bekannter Verwaltungsrat von Aktien im Gegenwert von fast 5 Millionen Franken.

Und das, obwohl die Valoren des Bauchemiespezialisten aus dem steuergünstigen Baar mit einem Minus von mehr 40 Prozent seit Jahresbeginn zu den diesjährigen Verlierern aus dem Swiss Market Index (SMI) zählen. Nur jene des Schlusslichts Partners Group schneiden noch etwas schlechter ab.

Aktienkursentwicklung von Sika über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Auf der einen Seite gute Stimmung verbreiten und auf der anderen Seite nahe den Jahrestiefstkursen bei den eigenen Aktien Kasse machen. Was auf den ersten Blick verwerflich anmutet, relativiert sich bei näherem Hinsehen jedoch. Wie der Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange entnommen werden kann, kamen die Aktien nämlich im Rahmen eines zuvor festgelegten Programms zum Verkauf. Dass der Titelverkauf zeitnah mit der Road-Show erfolgte, ist deshalb vor allem eines: Bloss ein etwas gar unglückliches zeitliches Zusammenspiel von Umständen.

Dass die Sika-Geschäftsleitung nicht nur ihre diesjährigen Ziele, sondern auch die Erwartungen der Analysten als durchaus realistisch beurteilt, ist aus Sicht der Aktionärinnen und Aktionäre als beruhigend einzustufen. Die anlässlich der Road-Show gemachten Aussagen decken sich übrigens mit jenen zuvor an der Swiss Equity Conference des amerikanischen Brokers Stifel.

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