Viele Anleger streichen sich den Ex-Dividend-Day börsenkotierter Firmen fett an in ihrer Agenda. An diesem Tag, der üblicherweise kurz nach der Generalversammlung folgt, wird die Aktie an der Börse abzüglich ihrer Dividende gehandelt. Mit der Folge, dass das tiefere Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV) und andere verbesserte Kennzahlen nun auch Investoren anlocken, die den Titel vorher vielleicht noch nicht auf ihrem Einkaufszettel aufgelistet hatten. 

Eine Strategie, die unter erfahrenen Anlegern beliebt ist: Bewusst auf Titel nach erfolgter Dividendenauszahlung setzen, um den Dividenden-Knick zu nutzen. Verbunden natürlich mit der Hoffnung, dass sich die Kurse wieder rasch erholen werden. Bisweilen gelingt dies einigen Aktien noch am selben Tag. 

Nur ist in der aktuell ziemlich mageren Börsenzeit, in der die Kurse kaum vom Fleck kommen, ein sehr selektives Vorgehen notwendig. Viele Titel stagnieren auf dem tieferen Level und holen den Knick nicht oder nur sehr zögerlich auf. Die Börsen-Lethargie ist auf zahlreiche Markt-Unsicherheiten zurückzuführen: Der starke Franken, politische Risiken wie ein möglicher Brexit oder das nachlassende Wirtschaftswachstum in China.

cash zeigt einige Aktien, die den Weg aus dem tieferen Level wieder finden könnten - auch wenn es dieses Jahr etwas länger als üblich dauert:

Swiss Re

Der Rückversicherer gilt mit einer Dividendenrendite von 5,4 Prozent zu den Anlegerlieblingen. Dem Kurs vor Auszahlung der Dividende Ende April hinkt die Aktie aber noch immer fast 7 Prozent hinterher (Swiss Re die Quartalszahlen ein paar Tage nach dem Dividendenabschlag. Zwar konnten die Erwartungen im Reingewinn übertroffen werden, auch wurde die Verbesserung der Eigenkapitalbasis von Analysten als positiv gewertet, dennoch fiel die Aktie - weil die Reserven in der Nichtlebensversicherung zusätzlich gestärkt werden mussten. Früher oder später macht der "Versicherer für andere Versicherer" den Rückstand aber wieder wett.

Adecco

Ebenfalls Ende April beglückte Adecco die Aktionäre mit einer Dividendenausschüttung. Den Knick hat die Aktie aber nicht aufgeholt, im Gegenteil. Sie fiel nach der Auszahlung noch weiter. Zwar stockt es aktuell mit dem Umsatz ein bisschen, doch bleiben die Aussichten weiterhin gut. Eine attraktive Dividende, eine günstige Bewertung und hohe Wachstumszahlen im Hauptmarkt Frankreich. So sind auch viele Analysten optimistisch bezüglich des weiteren Kursverlaufs: Die Kursziele reichen von 66 bis 87 Franken pro Aktie. Aktuell notiert die Adecco-Aktie bei 59 Franken.

Swiss Life

Die Aktie des SMI-Rückkehrers Swiss Life erreichte vergangenen Dezember ein Achtjahres-Hoch von 274 Franken. Seither kam der Titel nicht mehr in die Nähe dieses Wertes. Aktuell ist die Aktie für 246 Franken zu haben. Doch scheint das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,3 dennoch attraktiv für einen Einstieg. Der Versicherer schlägt sich gegeben den Umständen eigentlich gar nicht so schlecht, vor allem der starke Ausbau des Kommissionsgeschäfts im Rahmen einer Restrukturierung scheint sich auszuzahlen. Die hohen Cash-Bestände lassen gar auf künftig noch höhere Dividenden hoffen. Die Aktie liegt nun noch 2 Prozent hinter dem Wert vor der Dividendenausschüttung vom 28. April. Das sollte bald aufgeholt sein.

Swisscom

Beinahe 12 Prozent liegt die Aktie des unangefochtenen Leaders der Schweizer Telekommunikationsbranche hinter dem Wert vor Dividendenzahlung. Dass der Rückstand nicht mehr aufgeholt wurde, liegt vor allem an einem politischen Risiko: Eine mögliche Annahme der "Service-Public"-Initiative. Dieses Volksbegehren, über welches am 5. Juni abgestimmt wird, will die landesweite Grundversorgung stärken und könnte Swisscom stark treffen. Der Markt befürchtet, dass dadurch die Wettbewerbsfähigkeit des sich zu 51 Prozent in staatlichen Händen befindenden Unternehmens stark beschnitten wird. Da derzeit die Befürworter der Initiative Umfragen zufolge die Nase überraschend deutlich vorne haben, leidet auch die Aktie. Wird die Initiative letzten Endes doch abgelehnt, so könnte die Aktien wieder schnell nach oben springen.

Swiss Prime Site

Der Anstieg des Titels der grössten kotierten Immobiliengesellschaft der Schweiz kam nach der Dividendenverteilung Mitte April ins Stocken. Es bräuchte eine Zunahme von 3 Prozent, um die Aktie wieder auf den Stand vor der Ex-Dividende zu bringen. Analysten sprechen von soliden Resultaten im ersten Quartal, mehr nicht. Positiv entwickelt sich allerdings das Geschäftsfeld Leben und Wohnen im Alter, welches durch die Integration des im Oktober 2015 übernommenen Seniocare noch verstärkt wurde. Auch die Leerstände konnten weiter gesenkt werden. Ausserdem kann SPS bei Anlegern damit punkten, dass die Dividende steuerfrei vergütet wird.

Sulzer

Der Industriekonzern liess im April mit einer rekordverdächtigen Dividendenrendite von 21 Prozent – das sind 18,10 Franken pro Aktie - aufhorchen. Allerdings betrug die ordentliche Auszahlung lediglich 3,50 Franken, die restlichen 14,60 Franken wurden als Sonderdividende ausbezahlt. Vom Dividendenrückfall hat die Aktie erst etwa die Hälfte aufgeholt. Die Sulzer-Aktien kämpfen aber nicht erst seit der Ausschüttung gegen fallende Kurse: In den letzten 52-Wochen beträgt die Performance minus 20 Prozent. Anscheinend soll es im Markt zahlreiche Wetten auf fallende Kurse gegen die Winterthurer geben. Doch scheint eine Wende möglich: Der neue CEO Greg Poux-Guillaume will das Unternehmen völlig neu aufstellen. Auch machen Gerüchte über einen möglichen Zusammenschluss mit einem Konkurrenten die Runde.

Aufholpotenzial nach Dividenden-Knick ausgewählter Schweizer Aktien

Titel Kursentwicklung vor Ex Dividende bis heute, in Prozent Datum Ex Dividende
Adecco -8,0 28.4.2016
Sulzer -8,3 11.4.2016
Swiss Life -2,1 28.4.2016
Swiss Prime Site -2,5 15.4.2016
Swiss Re -6,7 26.4.2016
Swisscom -11,5 8.4.2016

Quelle: cash.ch, Stand 24.5.2016