Basilea fristet ein Mauerblümchen-Dasein, und das schon seit Monaten. Obwohl die Aktie des Pharmaherstellers aus Basel in den letzten Tagen wieder etwas Auftrieb hatte, trennen sie noch immer knapp 20 Prozent von den vorläufigen Jahreshöchstkursen bei 95,35 Franken von Ende März. Während sich viele Schweizer Nebenwerte von einem Rekord zum nächsten hangelten, erwiesen sich die letzten vier Jahre aus Sicht der Basilea-Aktionäre als ein Nullsummenspiel.

Zu Unrecht, wie die Erfolgsmeldungen der letzten Tage zeigen. Wie am Dienstag bekannt wurde, erhält der Pharmahersteller zusätzliche 54,8 Millionen Dollar von der US-Behörde BARDA zur Finanzierung zweier Patientenstudien zu Ceftobiprole.

US-Zulassung von Ceftobiprole wird wahrscheinlicher

Schon seit Jahren versucht Basilea dieses Antibiotikum auf den US-Markt zu bringen, scheiterte in der Vergangenheit jedoch am Widerstand der dortigen Arzneimittelbehörde FDA. Dass BARDA die Entwicklung von Ceftobiprole mit einer weiteren Finanzspritze vorantreibt, wird von Branchenbeobachtern als ermutigend bezeichnet. Das Ganze unterstreiche die Dringlichkeit neuartiger Antibiotika und mache eine US-Zulassung von Ceftobiprole wahrscheinlicher, so lautet der Tenor.

Unter dem Strich ist die Basilea-Aktie für Anleger schon seit Jahren ein Nullsummenspiel (Quelle: www.cash.ch)

Mit wichtigen Neuigkeiten legte das Unternehmen aus dem Baselbiet am Mittwoch knapp zwei Stunden nach Börsenschluss nach, indem es eine Vertriebsvereinbarung mit Pfizer bekanntgab. Der US-Pharmagigant wird das Antimykotikum Cresemba in Europa, Russland, der Türkei und Israel vertreiben. Neben einer Vorabzahlung von 70 Millionen Franken winken dem Hersteller des Präparats Meilensteinzahlungen von bis zu 427 Millionen Dollar sowie eine prozentual zweistellige umsatzabhängige Lizenzgebühr. Die Amerikaner sind für ihre geballte Marketingkraft bekannt. Einen besseren Vertriebspartner für Europa gibt es deshalb kaum.

Ein ewiger Übernahmekandidat

Wie Mitte März wachgewordene Spekulationen verraten, gingen der Vereinbarung monatelange Verhandlungen mit Pfizer voraus. Damals hiess es nämlich, der US-Pharmakonzern wolle sich Basilea einverleiben.

Schon seit Jahren wird Basilea an der Börse als heisser Übernahmekandidat gehandelt, den Partnerfirmen Astellas und GlaxoSmithKline ein Interesse nachgesagt. Irgendwann werde die Suche nach Vertriebspartner in einem Verkauf des Unternehmens ins Ausland münden, so die Annahme. Der Grund: Neben den marktreifen Medikamenten Cresemba und Ceftobiprole entwickelt der Pharmahersteller zwei vielversprechende Krebspräparate. Ausserdem hält er bei einer Marktkapitalisierung von 800 Millionen Franken Barmittel im geschätzten Umfang von 400 Millionen Franken.

Doch wie die Vereinbarung mit Pfizer zeigt, haben die Firmenvertreter um Konzernchef Ronald Scott andere Pläne. Sie wollen ihren Arbeitgeber zu einem vollintegrierten Pharmahersteller heranwachsen lassen. Das ist zwar mit hohen Vorabinvestitionen verbunden, dürfte sich für die Aktionäre auf lange Sicht allerdings bezahlt machen.

Aktie wurde sträflich vernachlässigt

2018 wird zu einem wichtigen Jahr für Basilea. Dann nämlich soll das Unternehmen erstmals schwarze Zahlen schreiben. Ursprünglich war dieser Meilenstein schon für 2016 geplant. Allerdings gab es Verzögerungen.

Mit den Erfolgsmeldungen der letzten Tage ist Basilea dem Ziel schwarze Zahlen zu schreiben einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Ob und ab wann die Aktionäre erstmals mit einer Dividende rechnen dürften, steht noch in den Sternen. Dennoch stehen die Chancen gut, dass die in den letzten Jahren sträflich vernachlässigte Aktie kurz davorsteht, zu neuem Leben zu erwachen.