Plötzlich ging alles ziemlich schnell: Wie die Versandapotheke Zur Rose am frühen Donnerstagmorgen bekannt gibt, hat sie neben einer neuen Wandelanleihe über 95 Millionen Franken für weitere 44 Millionen Franken neue Aktien bei institutionellen Anlegern platziert. Die Aktien wurden zu einem Preis von 39 Franken untergebracht, was einem satten Abschlag von 15 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Vorabend entspricht. Der Erlös dient der Refinanzierung einer im nächsten Juli zur Rückzahlung kommenden Anleihe.

In Börsenkreisen zeigt man sich überrascht, hatte das Unternehmen die Wahrscheinlichkeit einer Kapitalerhöhung vor weniger als zwei Wochen anlässlich der Halbjahresergebnisveröffentlich doch heruntergespielt. Das schien damals die erhitzten Gemüter an der Börse etwas zu beruhigen (cash berichtete). Dass die Versandapotheke nun trotzdem eine Kapitalerhöhung durchgeführt hat, kommt für einige Beobachter so etwas wie einem Wortbruch nahe.

Nach einem frühen Rücksetzer in die Nähe von 40 Franken verliert die Zur-Rose-Aktie mittlerweile noch 6,5 Prozent auf 42,82 Franken. Das liegt deutlich über dem Referenzkurs von 39 Franken, welcher der jetzigen Kapitalerhöhung zugrunde liegt.

Für die Zürcher Kantonalbank kommt die Stärkung der Eigenmittel nicht überraschend. Ihres Erachtens bewegt sich der Verwässerungseffekt der jüngsten Massnahmen im Rahmen der Erwartungen. Den Abschlag des Platzierungspreises der neu ausgegebenen Aktien gegenüber dem Schlusskurs vom Vorabend bezeichnet die Bank als "hoch" und wertet dies als negativ. Das Anlageurteil für die Aktie lautet wie bis anhin "Marktgewichten".

War ein Analystenkommentar ein Weckruf?

Bei den Leerverkäufern dürfte die Freude dagegen gross sein. Wie Erhebungen der Beratungsfirma IHS Markit zeigen, spekulierten diese zuletzt mit mehr als 30 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse. Aus Sicht der Leerverkäufer sei der Mist nun geführt und erste Deckungskäufe seien auszumachen, wie aus Börsenkreisen verlautet.

Beobachter sehen in einem Kommentar der Basler Kantonalbank einen Weckruf, der letztendlich zur Kapitalerhöhung geführt haben könnte. So stellte der zuständige Analyst die Abdeckung der Aktie von Zur Rose per sofort ein (der cash Insider berichtete). Er begründete den drastischen Schritt damit, dass die Versandapotheke die bankeigenen Mindestkriterien für eine Aktienanlage nicht mehr erfülle und strich die Valoren sowohl von der "Coverage-Liste" als auch gleich von der "Basisliste Aktien". Zuvor hatte der Analyst seit Ende Mai 2021 mit "Untergewichten" zum Verkauf geraten.

Mit einem Minus von fast 90 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Zur-Rose-Aktie zu den diesjährigen Schlusslichtern an der Schweizer Börse SIX.