Bis vor wenigen Tagen wetteten in- und ausländische Leerverkäufer bei der Versandapotheke Zur Rose noch mit fast 26 Prozent aller ausstehenden Titel auf rückläufige Kursnotierungen. Das geht zumindest aus Erhebungen der Beratungsfirma IHS Markit hervor und macht Zur Rose zur meist-leerverkauften Aktie der Schweiz.

Beobachtern zufolge geht rund ein Drittel dieser Leerverkäufe auf sogenanntes "Delta-Hedging" durch Wandelanleihegläubiger zurück. Dabei werden die der Anleihe zugrundeliegenden Aktien eben leerverkauft. Bleiben noch Wetten im Umfang von gut 17 Prozent der ausstehenden Titel, bei denen effektiv auf rückläufige Kursnotierungen spekuliert wird. Etwas, das in den letzten Wochen nicht schlecht aufgegangen ist.

Zwar konnte die Zur-Rose-Aktie in den letzten Tagen etwas Boden gutmachen. Seit Mitte September errechnet sich allerdings noch immer ein Minus von ziemlich genau 20 Prozent. Mit hinein spielten Befürchtungen, wonach die Einführung elektronischer Medikamentenrezepte in Deutschland eine Verzögerung erfahren könnte. Entsprechende Berichte gab es in den letzten Wochen und Monaten immer wieder (cash berichtete).

Ausnahmeregelung ein Spielverderber?

Allerdings müssen sich die Leerverkäufer nun womöglich warm anziehen. Denn wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am Donnerstagabend bekanntgab, habe man sich mit dem für die Umsetzung zuständigen Unternehmen Gematik darauf geeinigt, elektronische Medikamentenrezepte wie geplant per 1. Januar 2022 einzuführen.

Zumindest einen kleinen Lichtblick gibt es für die Leerverkäufer aber noch: So ist es einzelnen Arztpraxen bis Ende Juni 2022 möglich, noch mit Papierbelegen zu arbeiten, wenn technische Schwierigkeiten bei der Umsetzung vorliegen. An dieser Ausnahmeregelung dürften sich die Leerverkäufer nun wohl festklammern.

US-Investmentbank hält bei Zur Rose sogar Kurse von 800 Franken für möglich

Für die US-Investmentbank Jefferies ändert sich dadurch nichts an der Investmentthese von Zur Rose. Sie sieht in der Versandapotheke einen den grossen Gewinnern elektronischer Medikamentenrezepte und preist die Aktie mit einem Kursziel von 571 Franken zum Kauf an.

Wie Jefferies schreibt, ist davon auszugehen, dass künftig 10 Prozent des Geschäfts mit verschreibungspflichtigen Medikamenten über den Onlinehandel laufen werden. Unter den bestmöglichen Annahmen ("Best-Case-Szenario") sieht die US-Investmentbank den Kurs der Zur-Rose-Aktie sogar in die Region von 800 Franken vorstossen. Das wiederum entspräche aus heutiger Sicht mehr als einer Kursverdoppelung.

Kostete die Aktie der Versandapotheke Mitte Februar dieses Jahres in der Spitze 514 Franken, waren es zuletzt noch um die 340 Franken.