Vor 20 Jahren wurde dem Erreichen des Rentenalters der Pensionierung gelassen entgegen gesehen. Diese optimistische Haltung hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert.
Trotz des Wermutstropfen 13. AHV-Rente sind die Umwandlungssätze in der zweiten Säule in den letzten Jahren deutlich gesunken. Gerade mittlere und tiefere Einkommensschichten spüren zudem die hohe Teuerung der letzten drei Jahre schmerzlich im Portemonnaie.
Wie eine repräsentative Umfrage der Versicherungsgesellschaft Liechtenstein Life ergab, befürchten mehr als die Hälfte (57,6 Prozent) der befragten Personen, den Lebensstandard im Alter nicht mehr halten zu können. Besonders pessimistisch sind die Frauen (62,3 Prozent). Die wesentliche Ursache hierfür sind vermutlich die statistisch gesehen immer noch niedrigeren Einkommen.
Noch immer verdienen Frauen im Schnitt deutlich weniger als ihre männlichen Berufsgenossen mit gleicher Qualifikation und verfügen zudem im Durchschnitt über weniger Berufsjahre, wie Aron Veress, CEO von Liechtenstein Life, auf Anfrage von cash.ch erklärte. Nur ein Fünftel (20,8 Prozent) der Befragten gibt an, sich eher oder keine Sorgen zu machen.
Die Meinungen der Schweizerinnen und Schweizer zur AHV sind ebenfalls gemacht. Die Befragten sind skeptisch bei der staatlichen Vorsorge (40,5 Prozent) und erwarten im Vergleich zur Einkommensentwicklung sinkende staatliche Pensionen aus der 1. Säule. Auch hier urteilen Männer und Frauen unterschiedlich: Frauen (44,9 Prozent) glauben, dass sie eher sinken werden. Bei den Männern sind es weniger (36 Prozent). Insgesamt erwarten nur 23,7 Prozent eine Steigerung der staatlichen AHV-Renten.
Was ist eine Vorsorgelücke?
Das Wissen um die eigene Vorsorgelücke im Alter ist gesamthaft betrachtet begrenzt und hat Nachholpotenzial. Nur knapp ein Drittel (28,9 Prozent) der Befragten gaben an, die Höhe ihrer persönlichen Vorsorgelücke zu kennen.
Die Vorsorgelücke ist dabei der Differenzbetrag zwischen dem aktuellen Einkommen bei Pensionsantritt und der Pension, welche sich aus Zahlungen der ersten, zweiten und dritten Säule zusammensetzt.
Ein Drittel (32,8 Prozent) räumt ein, die persönliche Vorsorgelücke nicht zu kennen und nur ein kleiner Teil (11 Prozent) meint, keine Vorsorgelücke mehr zu haben. Ein weiteres Zehntel (10,7 Prozent) gab an, nie eine gehabt zu haben. Ein vergleichsweise hoher Anteil (16,6 Prozent) macht keine Angaben zu dieser Frage.
Die Strategien zur Schliessung der Vorsorgelücke zeigen weitere Diskrepanzen: Unter denjenigen, die eine Vorsorgelücke hatten oder haben, machen Investitionen in die Säule 3a, Lebens- oder Pensionsversicherungen (26,8 Prozent) den grössten Anteil aus.
Etwa jeder Fünfte (17,2 Prozent) legt die Gelder in Wertschriften an. Das heisst, dass die Hälfte der Befragten mit einer Vorsorgelücke aktiv daran arbeiten, diese zu schliessen. Ein Zehntel (10,6 Prozent) setzt auf Einkommen durch Immobilien.
Auffallend gross ist die Gruppe derjenigen, die nichts unternommen haben (34,8 Prozent). Sie stellen damit die grösste Gruppe unter den Befragten dar. Der Anteil bei den Frauen, die noch nichts unternommen haben, ist mit 39,9 Prozent grösser als bei den Männer mit 29,4 Prozent.
Ein Drittel der Bevölkerung hat keine Säule 3a
Die Vorsorge für den Ruhestand mit steuerlich abzugsfähigen Vorsorgelösungen ist ausbaufähig, schreibt die Liechtenstein Life in der Konklusion. Ein Drittel (35,3 Prozent) der Schweizerinnen und Schweizer nutzt noch keine steuerlich geförderte Vorsorgelösung der Säule 3a . Bei Frauen ist der Anteil derjenigen, die sie nicht nutzen, etwas höher als bei Männern (37,9 Prozent versus 32,6 Prozent). Demgegenüber stehen 21,9 Prozent, die eine solche Lösung bei einer Versicherung abgeschlossen haben, und 31,5 Prozent, die sie bei einer Bank abgeschlossen haben.
Auch das geringere Interesse der Frauen an Lösungen der 3. Säule der Altersvorsorge ist im wesentlichen wahrscheinlich auf die bestehenden Einkommensunterschiede zurückzuführen. Niedrige Einkommen sorgen mit den obligatorischen Modellen der Säulen 1 und 2 vor. «Die häufig ertragsstärkeren, freiwilligen Lösungen der Säule 3 sind für sie deshalb zumindest mit den klassischen Vorsorgeinstrumenten schwerer realisierbar, obwohl diese gerade für die Gruppe mit tiefen Einkommen viel bewirken könnten», erläutert Veress von der Liechtenstein Life.
Den fondsgebundenen Lebens- oder Pensionsversicherungen wird dagegen eine positive Ertragserwartung zugeschrieben: 42 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer glauben, dass man mit fondsgebundenen Lebens- oder Pensionsversicherungen respektive Säule-3a-Investitionen im langfristigen Durchschnitt mehr Rendite erzielen kann als mit der staatlichen Pflichtvorsorge. Bei Männern ist die Zustimmung mit 46,2 Prozent deutlich höher als bei Frauen, wo der Anteil bei 38,1 Prozent liegt.
4 Kommentare
Das Problem ist aber auch, dass sich viele erst mit 60 für die Finanzen im Alter interessieren. Ironischerweise meistens diejenigen, die gut situiert sind. Dann gibt es noch die Gruppe, die sich einfach auf die Allgemeinheit verlässt.
Personen mit Niedriglöhnen muss man schützen. Dafür ist die BVG Revision schon mal gut. OK Bezüge von Personen, die weniger als 600‘000 in der 2. Säule haben, sollten unterbunden werden.
Tja ich meine die Definition ist falsch: eine Vorsorgelücke besteht nur dann wenn ich mit meinen Budget ab 65 die Ausgaben nicht decken kann. Es ist absurd zu meinen, man könnte 100 % mit dem gleichen Einkommen weiterfahren. Das war auch niemals das Ziel unserer Sozialwerke 60-80 % sollten in der Regel reichen und erreicht werden. Das Problem ist doch eher bei den Niedriglöhnen: genau diese sollten zusätzlich Vorsorgen damits dann reicht im Alter. Aber das ist natürlich nicht möglich mit den tiefen Löhnen.
fast alle anderen zahlen freiwillig ins 3a ein Bank oder Versicherung mit oder ohne Wertschriftensparen meist aus steuerlichen Gründen.
BVG: in Fact haben wir schon heute keine 6.8% Umwandlungssatz mehr weil fast alle überobligatorischen Leistungen haben. der Umhüllende Satz liegt schon länger zwischen 4-5.5% je nach Pensionskasse. Deswegen ist die Senkung des obligatorischen Satzes eher sogar positiv für alle welche eine überobligatorische haben. die Gesellschaften müssen dann weniger rücksstellungen machen für das BVG Minimum welches heute mit 6.8 % berechnet werden muss. d.h. für die allermeisten wird die BVG Revision positiv sein und für nur für alle welche eine BVG minimum Lösung haben negativ. und die allerwenigsten haben noch solche Lösungen... Leider wird das völlig ausgeblendet und nicht erklärt, ist auch etwas komplex ja und hat viel mit Mathematik zu tun...
insofern habe ich eigentlich keine grosse Sorgen fürs Alter ausser, dass die Kosten im Gesundheitswesen unbezahlbar werden egal bei welcher Versorgunslücke oder keiner... ich vermute hier das grösste Problem in der Zukunft....
Solange wir FIAT Geld haben werden wir Kaufkraft verlieren. Zu Zeiten des Goldstandards machte die Altersvorsorge Sinn. In unserer heutigen Zeit wo das Geld schier vom Himmel fällt und sich immer schneller entwertet machen AHV und Pensionskasse wenig Sinn. Um die Entwertung auszugleichen müssen immer höhere Risiken eingegangen werden.
Was wurde doch die 13. AHV-Rente gefeiert. Doch diese bringt im Schnitt nur CHF 2'000 mehr Jahresrente. Das ist viel weniger als man in der BVG-Revision verlieren könnte, nämlich 0.8% Umwandlungssatzreduktion. Das macht dann ca. CHF 8'000 Jahresrente im Schnitt aus. Sollte dies tatsächlich angenommen werden, dann werden die Pensionäre so wenig Kaufkraft haben wie noch nie zuvor. Und die Armut muss vermehrt über die AHV-Ergänzungsleistungen behoben werden, was die AHV noch zusätzlich belasten würde.
Die Sorgen sind daher sehr nachvollziehbar, eine Entwarnung gäbe es erst mit einem Volksnein im Herbst. Bedauerlicherweise sind nur die Volksstimmen massgebend, nicht aber die Stände. Wenn wir nicht gut mobilisieren können, wird das ganz bitter.