Vieler Trader und Anleger machen seit fast zwei Wochen eine ähnliche Erfahrung. Man sitzt als Anleger pünktlich um 9 Uhr vor dem Laptop (oder Handy) und will schauen, wie die Aktien in den Handelstag starten - doch es passiert nichts. Auch regelmässige cash-Leser mit einem Abonnement für Real-Time-Kurse haben das bemerkt. Dort, wo sonst eigentlich die Kurse pünktlich um 9 Uhr grün oder rot aufblitzen, bleibt es derzeit häufiger für mehrere Minuten leer. Das gilt sowohl für Kurse von einzelnen Aktien als auch für die Kursstände von Indizes wie dem Swiss Performance Index (SMI). 

Handelsvolumen massiv gestiegen

Was ist da los? Man könnte vermuten, dass der Schweizer Börsenbetreiber SIX aufgrund eines massiv höheren Handelsvolumens derzeit Probleme bei der Preisfindung haben könnte. Schliesslich stieg im März der Handelsumsatz an der Schweizer Börse aufgrund der Coronavirus-Krise im Vergleich zum Vormonat um +80,9 Prozent auf 293 Milliarden Franken. Doch der Grund liegt offenbar nicht allein am höheren Handelsvolumen.

"Im März kam es häufiger zu Handelsunterbrüchen, vor allem zum Handelsstart", bestätigt SIX-Sprecher Julian Chan auf Anfrage von cash. Der Grund liege allerdings nicht in einer Überlastung des Systems oder ähnlichen Störungen. Vielmehr handle es sich um systematische Handelsaussetzungen, die bei "gewissen Gegebenheiten" automatisch einträten, so Chan.

SIX setzt den Handel automatisch aus

Was das konkret heisst, erklärt der Schweizer Börsenbetreiber in einem Schreiben: Die SIX setzt bei der Börseneröffnung den Handel einer Aktie automatisch aus, wenn der potenzielle neue Preis zu stark vom Referenzpreis abweicht. Beim Referenzpreis handelt es sich bei der Börseneröffnung in der Regel um den Schlusskurs vom Vortag.

Konkret: Bei Bluechip-Titeln – also Aktien mit einer grossen Marktkapitalisierung – wird der Handel für fünf Minuten ausgesetzt, wenn der potenzielle neue Preis 1,5 Prozent vom Referenzpreis abweicht. Bei Mid- und Small Caps setzt der Handel gar für 15 Minuten aus - allerdings erst, wenn die Abweichung vom Referenzpreis 2 Prozent beträgt.

Handelspause kann beliebig lang sein

Hinzu kommt: Die Aussetzung des Handels kann sich direkt wiederholen. Sollte nach Ende der Handelsunterbrechung der neue potentielle Preis erneut um 1,5 respektive 2,0 Prozent vom Referenzpreis abweichen, bleibt der Handel der Aktie weitere fünf respektive 15 Minuten ausgesetzt.

In diesem Fall handelt es sich beim Referenzpreis aber nicht mehr um den Schlusskurs vom Vortag. Vielmehr ist jetzt jener Preis entscheidend, der sich gebildet hätte, wäre der Handel in den vorherigen fünf respektive 15 Minuten nicht ausgesetzt worden.

"Dieses Regelwerk hat sich bewährt", sagt Chan. "Ziel dieser Massnahmen ist, dass der Markt noch einmal kurz innehalten kann und eine geordnete Preisbildung unterstützt wird" sagt Chan. So könne ein fairer und sicherer Markt bereitgestellt werden. Heisst: Man will grössere Verwerfungen am Aktienmarkt so gut es geht verhindern. 

Handelsunterbrüche an der Wall Street

Dass der Handel von Aktien ausgesetzt wird, ist an sich nichts Ungewöhnliches. In den letzten Wochen kam es beispielsweise bei der New York Stock Exchange regelmässig vor, dass der Handel für 15 Minuten unterbrochen wurde. Dies geschieht dann, wenn der S&P 500 – jener Aktienindex, der die Aktien von 500 der grössten börsennotierten US-Unternehmen umfasst – mehr als sieben Prozent fällt.

Fällt der Index nach Wiederaufnahme des Handels um 13 Prozent, folgt eine weitere Unterbrechung von 15 Minuten. Büsst der Index um 20 Prozent ein, wird der Handel für den restlichen Tag ausgesetzt.

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