In der Zeitspanne seit dem 1. Januar hat Aktie des Rückversicherers 7,2 Prozent an Wert verloren. Alle anderen SMI-Titel haben in diesem Zeitraum einen positiven Kursverlauf, wenn auch im Falle der Swisscom nur mit einem Plus von 0,4 Prozent. Der schwierige Stand der Swiss-Re-Aktie wirft verschiedene Fragen auf.

Wie so oft bei tiefen Kursen ist ein Kauf der Aktie verlockend. Hier sind die Antworten, ob solch ein Entscheid auch gerechtfertigt ist.

Wie stark ist das Geschäft von Swiss Re?

Die Swiss Re ist nach der Münchener Rück die grösste Rückversicherung der Welt. Dank ihres sehr starken Eigenkapitals geniesst sie hohes Vertrauen bei den Kunden. Positiv ist auch, dass sich die Swiss Re schon lange in den wachstumsstarken Schwellenländern engagiert. Operativ belastet wird die  Swiss Re hingegen bei sehr grossen Schäden, sowohl bei Naturkatastrophen als auch bei von Menschenhand verursachten Unglücken.

 

 

Die schwankenden, nachfragegesteuerten Preise in der Rückversicherung, sind ebenfalls eine Dauer-Herausforderung: Die Swiss Re kann zwar versuchen, die Preiszyklen zu "glätten", aber deren Dynamik kann sie nur schwer beeinflussen.

Wieso sinkt der Kurs der Swiss Re?

Aktuell sinken die Rückversicherungspreise. Dazu kommt, dass die Branche derzeit Überkapazitäten aufweist. Dies gilt vor allem für die Rückversicherung im Schaden- und Haftpflichtgeschäft, das bei der Swiss Re für gut 60 Prozent der gebuchten Prämien steht. Tiefe Zinsen sowie das Risiko von Verlusten bei einer Zinsänderung belasten das Anlageergebnis der Swiss Re. Im ersten Quartal sank - allerdings erwartungsgemäss - der Gewinn um fast die Hälfte.

Der Swiss-Re-Kurs seit Mai 2016 (Grafik: cash.ch).

Die Entwicklung der Swiss-Re-Aktie zeigt in den vergangenen 12 Monaten eine Bewegung zwischen minimal 79 Franken und maximal 98,50 Franken. Auf diesem Zwischenhoch von Anfang 2017 konnte sich der Kurs nicht halten. Für 2017 wird das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf relativ tiefe 10,7 geschätzt. Was Ratings und Kursziele betrifft, geben die Analysten insgesamt wenig Orientierung. Es gibt sowohl Kauf-, Hold- und Verkaufsempfehlungen. Um das derzeit optimistischste Kursziel von Goldman Sachs bei 110 Franken, müsste der Kurs um 18,6 Prozent steigen.

Wie wichtig ist für Aktionäre das hohe Eigenkapital?

Das Eigenkapital der Swiss Re betrug Ende März mehr als 35 Milliarden Dollar. 5,6 Milliarden Dollar sind als so genanntes Überschusskapital eingestuft. Das sind Mittel, die für das Eigenmittelerfordernis nicht unbedingt benötigt werden. Da die Swiss Re dermassen im Geld schwimmt, gibt es hohe Dividenden: Der Rückversicherer vom Zürcher Mythenquai ist geradezu berühmt für seine aktuell 5,6 Prozent betragende Dividendenrendite. Dazu hat der Konzern – nicht zum ersten Mal – im Februar den Rückkauf eigener Aktien angekündigt. Aktienrückkaufe stützen zumindest in der Theorie den Aktienkurs.

Sollen sich Anleger die Kursschwäche nun zunutze machen?

Die Kapitalrückführung insbesondere durch die Dividende ist im Moment der einzige triftige Grund, in die Swiss-Re-Aktie zu investieren. Es gibt keine Anzeichen, dass diese sehr aktionärsfreundliche Politik bald enden wird. Daher: Ja, beim aktuellen Kurs dürften vorsichtige, auf Dividenden ausgerichtete Aktionäre gerne zufreifen. Allerdings ist dieses Vorgehen auch etwas phantasielos. Was der Aktie fehlt, ist der Glamour einer Wachstumsstory oder aufregender neuer Wege. Die Swiss Re ist kein Schnellboot, sondern ein effizienter Luxusdampfer mit betulich-gepflegter Atmosphäre.

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