Die Vorbereitungen für einen Teilbörsengang des Sportwagenbauers Porsche gehen in die heisse Phase. Bereits kommende Woche sollen die Vorstände des Mutterkonzerns Volkswagen und seines Hauptaktionärs Porsche die Weichen für das milliardenschwere Projekt stellen, wie die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren mit den Vorgängen vertrauten Personen erfuhr. Der offizielle Startschuss durch den VW-Aufsichtsrat wird in der darauffolgenden Woche erwartet. Mit den Einnahmen aus dem Börsengang seiner Ertragsperle will Volkswagen seine milliardenschweren Investitionen in neue E-Autos und digitale Dienste absichern. Dies soll den Wandel des Konzerns auch insgesamt stärken.

An den Aufsichtsratsbeschluss schliesst sich ein bis zu vierwöchiger Zeitraum an, in dem das Unternehmen auf Investoren und Analysten zugehen darf, um für die Platzierung der Aktien zu werben. Offiziell will Volkswagen Porsche im Schlussquartal aufs Börsenparkett schicken. Anfang September gebe es ein Zeitfenster für die Bekanntgabe der Absicht zum Börsengang ("Intention to float"), sagte ein Vertreter einer der beteiligten Banken. Noch sei einiges in Bewegung. "Es wird die erste volle Woche im September sein, in der sie sich entscheiden." Ein anderer Banker sagte, das Präsidium, das die Beschlüsse des Aufsichtsrats vorbereitet, sei bereits einberufen worden. Weder Volkswagen noch die Familienholding Porsche noch die VW-Tochter Porsche äusserten sich dazu.

Wann die Erstnotiz der Vorzugsaktien erfolgen soll, steht noch nicht fest. "Das ist kein Selbstläufer. Da ist nichts definitiv", meinte ein Konzernkenner. Allerdings bekomme man eine solche Chance so schnell nicht wieder. "Das Umfeld wird nicht besser." Die kommenden Wochen wolle man für weitere Gespräche mit Ankerinvestoren nutzen, um den Börsengang abzusichern. Es spricht daher einiges dafür, dass der Zeitraum von vier Wochen ausgeschöpft wird.

Den erwarteten Erlös aus dem Börsengang wird Volkswagen bei der Intention to float noch nicht nennen. Analysten hatten den Wert der Ertragsperle des Wolfsburger Konzerns auf 80 Milliarden Euro taxiert. Zuletzt gingen Experten allerdings davon aus, dass Volkswagen Abstriche davon machen muss. Die Frage ist, welchen Unternehmenswert VW hinzunehmen bereit ist. Als Schmerzgrenze gelten 60 Milliarden Euro.

Die Investoren sind gespalten. Vor allem an der Doppelrolle des künftigen Vorstandschefs Oliver Blume stossen sie sich. In einer Befragung von Bernstein Research sahen fast drei Viertel es als negativ für den Börsengang an, wenn der Porsche-Chef künftig zwei Hüte auf hat. "Es ist ein schmaler Grat", meinte dazu eine weitere Person aus dem Konzern. Blume soll am 1. September die Nachfolge von Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess antreten und gleichzeitig Chef von Porsche bleiben.

Familie enthält sich

Zweifel von Investoren an der Sinnhaftigkeit des Projekts registriert auch Volkswagen. "Dass es Kritik gibt, das sehen wir auch, auch von Investoren. Aber so wie es aussieht, geht es in Richtung Börsengang", meinte einer der Eingeweihten. "Da ist noch einiges im Fluss. Es gibt permanent Sitzungen zu dem Thema, auch mit den Banken und den Anwälten."

Um die seit Jahren von Investoren geäusserte Kritik an mangelnder Kontrolle und Ämterhäufung in dem familiendominierten Mehr-Markenimperium zu entkräften, haben Volkswagen und sein Grossaktionär Porsche Regeln eingeführt. Bei möglichen Interessenkonflikten sollen betroffene Manager den Raum verlassen. So soll Porsche-Chef Blume im VW-Vorstand nicht über den Börsengang mitstimmen. Volkswagens Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, der auch den Vorstand der Familienholding leitet, kann bei der PSE mitstimmen, heisst es aus Unternehmenskreisen.

Bei der Abstimmung im Aufsichtsrat sollen sich die Vertreter der Familien Porsche und Piech enthalten. Damit fehlen in dem 20-köpfigen Kontrollgremium auf der Kapitalseite vier Stimmen - die der beiden Familiensprecher Wolfgang Porsche und Hans Michel Piech sowie Louise Kiessling, Nichte des verstorbenen Firmenpatriarchen Ferdinand Piech, und Ferdinand Oliver Porsche, Urenkel des Firmengründers Ferdinand Porsche. Bei Volkswagen geht man allerdings davon aus, dass der Börsengang auch ohne die Familie eine Mehrheit bekommt.

Die Zustimmung der zehn Arbeitnehmer im Aufsichtsrat scheint sicher, zumal die Mitarbeiter mit je 2000 Euro am Unternehmenserfolg beteiligt werden sollen. Der Betriebsrat verwies auf eine Stellungnahme vom Frühjahr, als Volkswagen die Eckpunkte des geplanten Teilbörsengangs veröffentlicht hatte. Demnach würden die Milliarden aus dem Börsengang bei der Transformation auch an den deutschen Konzern-Standorten helfen und Investitionen sichern. An dieser Einschätzung dürfte sich nichts geändert haben. Auch mit einem positiven Votum des Landes Niedersachsen, das mit 20 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen beteiligt ist, wird gerechnet.

Das Emirat Katar dürfte ebenfalls grünes Licht geben. Volkswagen hatte im Februar die Absicht des Wüstenstaats begrüsst, sich an den Vorzugsaktien der Porsche AG zu beteiligen und so die Beziehungen zu erweitern. Katar hält über seine staatliche Investmentfirma 17 Prozent an Volkswagen. Hauptaktionär ist die Porsche Automobil Holding mit 53,3 Prozent.

(Reuters)