Europas grösster Autobauer Volkswagen sieht 2024 als Übergangsjahr: Erst für das kommende Jahr rechnet Konzernchef Oliver Blume mit grösseren Erfolgen seiner Sparprogramme. Der Umsatz dürfte im laufenden Jahr konzernweit bis zu fünf Prozent zulegen, gestützt unter anderem durch die Markteinführung neuer Fahrzeuge, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Bei der operativen Umsatzrendite erwarten die Wolfsburger eine Verbesserung auf sieben bis 7,5 Prozent. VW-Chef Blume sagte, die Aufräumarbeiten bei VW seien abgeschlossen und die wesentlichen Weichen für die Restrukturierung des Konzerns seien gestellt. «Darauf können wir 2024 aufbauen und haben eine solide Basis für einen beschleunigten Hochlauf ab 2025.» Die VW-Aktie verlor in der Spitze mehr als sieben Prozent, grenzte ihre Verluste später allerdings wieder ein.

Eine Prognose zum Fahrzeugabsatz blieben die Wolfsburger schuldig. 2023 hatte der VW-Konzern Erlöse von 322,3 Milliarden Euro erwirtschaftet - rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr und mehr als von Analysten vorhergesagt. Der Betriebsgewinn lag mit 22,6 Milliarden Euro auf dem Vorjahresniveau. Der höhere Absatz und bessere Preise hätten höhere Produktkosten sowie negative Einflüsse aus Rohstoff-Sicherungsgeschäften weitgehend ausgeglichen. Die operative Rendite ging dagegen um gut einen Prozentpunkt auf sieben Prozent zurück.

Um diese Kennzahl zu verbessern, hat Blume seinem Konzern ein Fitnessprogramm verordnet; allein die Kernmarke VW soll zehn Milliarden Euro sparen. Damit wollen die Wolfsburger ihre Rendite bis 2027 auf bis zu zehn Prozent steigern, für das Ende des Jahrzehnts liegt das Ziel bei neun bis elf Prozent.

Dividende etwas erhöht

Die Aktionäre sollen eine um je 30 Cent angehobene Dividende erhalten. Statt 8,70 Euro je Stamm- und 8,76 Euro je Vorzugsaktie wie im Vorjahr sollen neun beziehungsweise 9,06 Euro an die Anteilseigner fliessen, deren grösste die Holding Porsche SE der Familien Porsche und Piech, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar sind. Die Ausschüttungsquote lag bei 28 Prozent und damit etwas unter der Zielmarke des Konzerns von mindestens 30 Prozent.

Am Finanzmarkt wurden die Zahlen und die Dividende mit Kursverlusten quittiert. Ein Börsianer sagte, dabei dürfte es sich um Gewinnmitnahmen handeln: Die Zahlen selbst und auch der Ausblick seien besser als erwartet ausgefallen. Bernstein-Analyst Daniel Röska verwies allerdings auf die Prognose zum Barmittelzufluss, die schwächer ausfalle als von Analysten vorhergesagt. Der Grund dafür seien höhere Investitionen.

Volkswagen steckt insbesondere in den chinesischen Markt zusätzliches Geld, dazu kommen neue Produkte, das Batteriegeschäft sowie die künftigen Plattformen für Elektro- und Verbrennerautos. Die Investitionsquote werde 2024 mit 13,5 bis 14,5 Prozent ihren Höhepunkt erreichen, bevor sie sich schrittweise der Zielmarke von elf Prozent bis 2027 nähere. In absoluten Zahlen bedeute das Investitionen von 170 Milliarden Euro von 2025 bis 2029. Finanzchef Arno Antlitz sagte, das Unternehmen erwarte Rückenwind durch eine Vielzahl neuer Produktanläufe. «Wir investieren weiter in die Elektrifizierung und Digitalisierung unserer Produktpalette und halten gleichzeitig unsere Verbrennerfahrzeuge in der Umstiegsphase wettbewerbsfähig.» 

(Reuters)