Die jährlichen Gewinnausschüttungen der Firmen sind unter Anlegern in den letzten Jahren zum regelrechten "Renner" geworden. Das liegt einerseits an der stetigen Gewinnsteigerung der Unternehmen. Andererseits aber auch am sinkenden Zinsniveau, das festverzinsliche Formen der Geldanlage (wie Obligationen oder Geldkonten) unattraktiver machte.
Die Dividendenrenditen - sie errechnet sich mit der ausbezahlten Dividende geteilt durch den Aktienkurs - sind in den letzten Jahren mitunter markant gestiegen. So haben von den 20 Unternehmen im Swiss Market Index nur noch wenige Aktien eine Rendite von unter 2 Prozent. Was bei Einzelanlegern gefragt ist, ruft in der Regel auch die Finanzindustrie auf den Plan. Sie warf vor allem zwischen den Jahren 2012 und 2016 eine beträchtliche Anzahl Dividendenfonds auf den Markt.
Doch braucht man überhaupt Dividendenfonds? Können Anleger nicht selber Fondsmanager spielen und mit Stock-Picking gut rentierende Aktien ins Portfolio holen? Um dies beantworten zu können, spielen die Faktoren Kostenbewusstsein, Alter des Anlegers und Erfahrenheit am Aktienmarkt zentrale Rollen. Hier die drei Varianten für dividenden-orientierte Anleger.
1) Dividenden-Anlagefonds
Hier sorgt sich einer oder mehrere Fondsmanager um die Zusammensetzung des Fonds. Dieser sollte mindestens etwa 30 dividendenstarke Aktien umfassen, damit die Risikostreuung gewährleistet ist. Anleger sollten auch darauf schauen, dass in den Fonds nicht zu viel Risiko steckt in Sachen Regionen (zum Beispiel zu hohe Gewichtung auf Schwellenländer) oder bei Sektoren wie etwa zu viele Bankaktien.
Die grosse Mehrheit der Dividenden-Anlagefonds trägt das Label "Ausschüttend". Das heisst, sie zahlen den Anlegern die im Fonds erzielten Dividenden aus. Das geschieht jährlich, halbjährlich oder vierteljährlich. Die "thesaurierenden" Fonds sind aus Sicht des langfristig orientierten Sparers vorteilhafter. Hier werden die ausgeschütteten Dividenden sogleich wieder in die entsprechenden Aktien reinvestiert. Nur so kommt langfristig ein Zinseszinseffekt voll zum Tragen.
Der Unterschied zwischen "ausschüttend" und "thesaurierend" darf nicht unterschätzt werden. Einer der grössten Dividendenfonds Europas, der die Dividenden jeweils freigibt, hatte in den letzten zehn Jahren rund 35 Prozent Performance. Hätte der Fonds thesauriert, also die Dividenden wieder investiert, hätte die Performance 85 Prozent betragen.
Ein Nachteil der aktiv gemanagten Fonds - welcher Art auch immer - sind die Kosten. Sie betragen im Schnitt etwa 1,5 Prozent. Es gibt nur sieben aktiv gemanagte Dividendenfonds, die sich nur auf Schweizer Firmen konzentrieren. Dividenden-Anlagefonds eignen sich für Anleger, welche ein Portfolio lieber in Händen von Profis sehen und die auch einen internationalen Anlagehorizont haben. Bekanntere Dividendenfonds sind etwa der "DWS Top Dividende" oder der "UBS (CH) Equity Fund - Swiss High Dividend".
2) ETF-Dividendenfonds
Die Exchange Traded Funds (ETF) auf Dividendenebene orientieren sich an Aktienindizes. Den "Euro Stoxx Select Dividend 30 ETF“ zum Beispiel bilden mehrere Produkte von verschiedenen Banken nach. Dieser Index beziehungsweise die ETF der Anbieter beinhalten die dividendenstärksten Unternehmen der Eurozone, sie werden nach der Höhe der Dividendenrendite gewichtet.
Die ETF-Dividendenfonds mögen einfach und übersichtlich sein, doch sie haben einen Nachteil. Sie sind weitgehend starr und ermöglichen kein aktives Aktien-Management. Am Index wird in der Regel nur einmal pro Jahr etwas geändert. Das ist ein Nachteil, gerade wenn sich bei einer Firma negative Änderungen in Sachen Dividende abzeichnen. Aktiv verwaltete Fonds können hier umgehend reagieren.
Vorteile bei den ETF-Dividendenfonds sind die ETF-typischen tiefen Kosten, sie bewegen sich im Schnitt zwischen 0,2 und 0,5 Prozent. ETF-Dividendenfonds sind gerade für jüngere und kostenbewusste Anleger geeignet, die sich noch mitten in der Sparphase befinden. Bekanntere ETF-Dividendenfonds sind der "SPDR S&P US Dividend Aristocrats ETF" oder der "iShares Swiss Dividend ETF".
3) Selber Dividenden-Titel kaufen
Ob man genügend Kenntnisse vom Aktienmarkt hat, ob man der Finanzindustrie und deren Kosten misstraut, oder ob man einfach Spass am eigenständigen Investieren hat: Es gibt genügend gute Gründe, weshalb Anleger ihre eigenen Dividenden-Manager sind. Aktien mit hoher Dividendenrendite zu identifizieren ist nicht besonders schwierig. Allerdings müssen Anleger die üblichen "Musts" beim Dividendeninvestieren beachten. Die wichtigsten: Eine hohe Dividende ist nicht immer gut. Manchmal schütten Unternehmensinhaber aus Eigeninteresse zu viel Geld aus (sie selber sind ja auch Aktionäre) und höhlen somit die Firma aus.
Anleger setzen daher lieber auf Unternehmen mit stabilem Geschäftsmodell und Wettbewerbsvorteilen gegenüber der Konkurrenz. Diese Firmen haben in der Regel auch eine Geschichte von stetig steigender Dividendenzahlungen. Der Pharmakonzern Roche zum Beispiel erhöht seitJahrzehnten ununterbrochen jährlich seine Dividende.
"Self-Made-Investieren" bei Dividenden bringt indes auch Nachteile. Investoren müssen das Geschehen am Markt beobachten und zweifelhaft gewordene Aktien verkaufen und neue Gelegenheiten entdecken. Zudem tendieren Schweizer Anleger dazu, vorwiegend auf einheimische Titel zu setzen. Damit entgehen ihnen attraktive Dividenden-Investments im Ausland. Die Schweiz rangiert bei Dividendenrenditen im europäischen Vergleich schliesslich nur im Mittelfeld.
Ein Nachteil ist je nach Blickwinkel auch, dass die allermeisten Privatanleger nicht "thesaurierend" handeln. Die Ausschüttungen werden in der Regel als Cash-Bestand behalten und/oder für andere Investments gebraucht. Das unabhängige Dividendenanlegen eignet sich am besten für börsenerfahrene, ältere Anleger, für welche die Sparphase nicht mehr Priorität hat.
Dieser cash-Artikel erschien zuerst am 30. Dezember 2020.