Die Verteuerung von Vorprodukten, Energie und einer Vielzahl von Rohstoffen erkläre gut zwei Drittel der im vergangenen Jahr stark gestiegenen Preise, geht aus den am Dienstag veröffentlichten Berechnungen des Ifo-Instituts hervor. Demnach verteuerten sich in Deutschland produzierte Konsumgüter um 8,3 Prozent, wovon allein 5,7 Prozentpunkte auf höhere Vorleistungskosten zurückzuführen sei.
Zweitwichtigster Preistreiber mit einem Beitrag von 1,4 Prozentpunkten waren demnach gestiegene Gewinne. "Einige Unternehmen konnten im vergangenen Jahr ihre Gewinnmargen aufgrund der kräftigen Nachfrage in vielen konsumnahen Bereichen ausweiten", sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser. Einige Ökonomen bezeichnen es als "Gierflation", wenn Unternehmen deutlich mehr auf den Endpreis aufschlagen als es gestiegene Kosten rechtfertigten. Höhere Löhne trugen hingegen nur 0,6 Prozentpunkte zum Preisanstieg bei. "Eine Lohn-Preis-Spirale ist bislang ausgeblieben", fügte Wollmershäuser hinzu.
«Risiken werden grösser»
Zu ähnlichen Ergebnissen ist auch die Europäische Zentralbank (EZB) für die Währungsunion insgesamt gekommen. "In der ersten Phase des Inflationsprozesses verteidigten die Unternehmen als Reaktion auf rasant steigende Vorleistungskosten ihre Gewinnmargen und gaben den Kostenanstieg an die Konsumenten weiter", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde kürzlich. Da der Inflationsschock zulasten der Beschäftigten ging, komme es zu einem Aufholprozess bei den Löhnen. Diese zweite Phase des Inflationsprozesses gewinne allmählich an Stärke. Zwar gebe es derzeit keine Lohn-Preis-Spirale. Aber je länger die Inflation über dem Zielwert von zwei Prozent bleibe, "desto größer werden diese Risiken", sagte Lagarde.
Teurere Vorprodukte trieben die Preise insbesondere in der Landwirtschaft nach oben: 14,0 Prozentpunkte des Preisanstiegs von 34,2 Prozent gingen auf deren Konto, fanden die Münchner Forscherinnen und Forscher heraus. Im Produzierenden Gewerbe (12,4 Punkte von plus 13,9 Prozent), im Baugewerbe (7,4 von plus 16,2 Prozent) sowie im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe (7,0 von plus 11,3 Prozent) gab es eine ähnliche Tendenz.
Den kleinsten Beitrag zum Preisanstieg gab es in den Zweigen mit den geringsten Vorleistungen. Dazu gehören das Grundstücks- und Wohnungswesen (1,3 Prozentpunkte von plus 2,8 Prozent), die öffentlichen Dienstleister (1,6 von plus 4,2 Prozent) sowie die sonstigen Dienstleister (1,5 von plus 3,6 Prozent).
"In der Landwirtschaft beförderten die steigenden Gewinne mit 10,1 Prozentpunkten den Preisanstieg am stärksten", sagte Wollmershäuser weiter. Beim Bau trugen steigende Gewinne 6,5 Prozentpunkte, beim Grundstücks- und Wohnungswesen 3,2 und bei Handel, Verkehr und Gastgewerbe 2,6 Prozentpunkte zum Preisanstieg bei. In einigen Wirtschaftsbereichen seien die Gewinne jedoch rückläufig gewesen. Bei den sonstigen Dienstleistern bremsten sie die Teuerung um 3,0 Prozentpunkte, im Bereich Information und Kommunikation um 1,9 und bei den Unternehmensdienstleistern um 1,0 Prozentpunkte.
(Reuters)