"Wichtige Daten zum Monatsauftakt dürften von den Märkten abgeklopft werden, ob sie erhoffte Signale senden, die die Fed veranlassen könnten, ihr Straffungstempo zu drosseln", fasst Helaba-Strategin Claudia Windt die Situation zusammen. Die zuletzt kräftigen Kursverluste hatten die Investoren verunsichert. 

Denn die steigenden Energiepreise schüren die Inflationssorgen an den Börsen. Die Lage an den Gasmärkten dürfte sich weiter zuspitzen, da der russische Exporteur Gazprom angekündigt hat, zum Monatsende erneut vorübergehend den Betrieb der Pipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten zu unterbrechen. Der europäische Gaspreis hat sich an den Terminbörsen seit Jahresbeginn bereits mehr als verdreifacht. Ein Ende ist Experten zufolge noch nicht in Sicht. Im Oktober dürften die Gaspreise einen weiteren Sprung nach oben machen, wenn in Deutschland von vielen Versorgern erstmals die Gas-Umlage erhoben werde, sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Dies könnte die Inflationsrate im Euroraum auf über zehn Prozent treiben", sagt Weil.

Auch andere Ökonomen sehen den Höhepunkt bei den Preisanstiegen noch nicht erreicht. Das Ende August anstehende Auslaufen des Neun-Euro-Tickets und des Tankrabatts in Deutschland dürften die Teuerungsrate weiter steigen lassen, rechnet Ökonom Weil vor. Auch bei den am Dienstag anstehenden deutschen Konsumentenpreisen für August sehen die meisten Experten einen erneuten Anstieg. Am Mittwoch folgen die Daten für die Euro-Zone.

Inflation lastet auf Unternehmen und Haushalten

Unternehmen und Privathaushalte dürften weiter unter den steigenden Preisen ächzen. In Deutschland signalisierten die Stimmungsindikatoren zuletzt eine weitere Wachstumsabschwächung. "Mit Blick auf die Datenlage stellt sich derzeit nicht mehr die Frage, ob Deutschland in eine Rezession fällt - sondern eher, wie tief sie ausfallen könnte", sagt Deutsche-Bank-Anlagestratege Ulrich Stephan. Die Prognosen für die Unternehmen trübten sich entsprechend ein. "Wir erwarten daher einen deutlichen Rückgang der Gewinnmargen", sagt Commerzbank-Stratege Andreas Hürkamp. Fallende Gewinnerwartungen dürften die Aktienmärkte daher regelmässig ausbremsen.

Wie weit geht die Fed?

Der SMI sackte nach den von Aussagen US-Notenbankchef Jerome Powell am Nachmittag ab und schloss 1,1 Prozent im Minus bei 10'942.16 Punkten. Auf Wochensicht erreicht das Börsenbarometer damit ein Minus von 1,9 Prozent.

Powell stimmte die Finanzmärkte auf einen langen Kampf gegen die ausufernde Inflation ein. Die Wiederherstellung der Preisstabilität werde für "einige Zeit" eine restriktive Geldpolitik nötig machen, sagte er auf dem Zentralbank-Symposium von Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Dazu müssten die Werkzeuge "kraftvoll" genutzt werden. Die Äusserungen gelten als deutliches Signal, dass die Federal Reserve an ihrem Zinserhöhungskurs festhalten wird.

(Reuters/AWP/cash)