Die Erwartungen an die Unternehmenszahlen der UBS sind hoch. Die von AWP befragten Analysten erwarten für das vierte Quartal 2024 einen Geschäftsertrag von 11,411 Milliarden Franken. Der Gewinn vor Steuern sollte bei 811 Millionen Franken zu stehen kommen, das Konzernergebnis bei 536 Millionen Franken.
Einmal mehr dürften nicht nur die operativen Ergebnisse im Vordergrund stehen, sondern vor allem auch die Fortschritte bei der Übernahme beziehungsweise der Integration der früheren Credit Suisse. Und nach der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zum Credit-Suisse-Untergang kurz vor Weihnachten steht auch das Thema Eigenkapital weiter hoch oben im Interesse der Investoren.
Konkurrenzvergleich mit Übersee
Was das Ergebnis angeht, interessiert vor allem auch ein Blick auf die US-Konkurrenten, die ihre Quartalszahlen bereits veröffentlicht haben. Sie präsentierten zumeist sehr starke Zahlen und legten ausserdem sehr zuversichtliche Ausblicke vor, und zwar sowohl für die Vermögensverwaltung als auch für das Investment Banking. Am Markt wurde diesbezüglich auch von einem Trump-Effekt gesprochen, da die Bankbranche von dessen Politik überdurchschnittlich profitieren dürfte.
Mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum wird das Ergebnis im Berichtsquartal derweil nur bedingt vergleichbar sein. Damals drückten Kosten um die Credit-Suisse-Integration und andere Sonderfaktoren die UBS in die roten Zahlen. Nun dürfte für die Periode Oktober bis Dezember 2024 wieder ein Gewinn herausgesprungen sein. Und damit wird für das Gesamtjahr wohl ein Überschuss von mehr als 4,5 Milliarden US-Dollar in den Kassen verbleiben.
Ist die Credit-Suisse-Integration auf Kurs?
Wichtigstes Thema werden aber wohl die Fortschritte bei der Integration der Credit Suisse sein. Nach bereits erfolgreichen Überführungen von Kundenkonten auf die UBS-Plattform im vergangenen Jahr in Märkten wie Luxemburg oder Hongkong steht die wichtige Kunden-Migration am Heimmarkt Schweiz bevor. Ab dem Frühling 2025 soll es losgehen und wohl gegen ein Jahr dauern.
Das sollte dann die erwarteten grossen Kosteneinsparungen freisetzen. So dürfte der Grossteil des angekündigten Abbaus von 3000 Stellen in der Schweiz dieses respektive nächstes Jahr erfolgen, wenn die Migration abgeschlossen ist. Denn es brauche während der Integration weiter grosse Kapazitäten, hiess von UBS-Seite dazu. Einem jüngsten Bericht von Bloomberg zufolge hat die Grossbank in den vergangenen Wochen allerdings bereits einigen Hundert Mitarbeitenden die Kündigung geschickt.
Im dritten Quartal war der Personalbestand der UBS - gerechnet in Vollzeitäquivalenten - um knapp 500 auf rund 109'400 Stellen gesunken. Vor der CS-Übernahme hatten die zwei Banken zusammengerechnet rund 123'000 Angestellte (Ende 2022). Insgesamt hat die Bank die Kosten schon massiv gesenkt. Bis Ende 2024 wollte die UBS im Vergleich zu 2022 rund 7,5 Milliarden eingespart haben von den angestrebten rund 13 Milliarden bis Ende 2026. Ein Update dazu wird es mit dem Quartalsbericht geben.
Höhe der Kapitalanforderungen ist fraglich
Ein Damoklesschwert bleibt derweil die mögliche Erhöhung der Kapitalanforderungen für die UBS in der Schweiz. Die parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) zum CS-Untergang, welche kurz vor Weihnachten ihren Bericht vorgelegt hat, fordert die Verschärfung der Regeln für systemrelevante Banken. Der Bundesrat plant, die Too-big-to-fail-Regelung (TBTF) anzupassen. Im Bericht zur Bankenstabilität vom April 2024 hatte er dazu Massnahmen aufgeführt, die strengere Vorgaben bezüglich Eigenkapital vorsehen.
Wie wichtig Konzernchef Sergio Ermotti das Thema ist, hat sich soeben wieder gezeigt. An einer Konferenz in Zürich betonte er einmal mehr, dass die Kapitalanforderungen in der Schweiz bereits zu den weltweit höchsten gehören würden. Er hoffe, dass das Schweizer Parlament erkenne, dass die Anforderungen an die Kapitalisierung von UBS heute schon genügen. Vor allem auch zum Plan der Regierung, die Auslandstöchter der UBS mit bis zu 100 Prozent Kapital zu unterlegen, ging er stark in Opposition: «Das ist eine Provokation und ein völlig unbalancierter Vorschlag. Eine regulatorische Lösung, die die internationale Präsenz der Bank bestraft, macht keinen Sinn.»
Am Markt macht sich derweil immer mehr Zuversicht breit, dass Ermottis Warnungen von der Politik erhört werden. Und auch die Ergebnisse und Prognosen der US-Banken haben dazu beigetragen, hohe Erwartungen zu schüren. Das zumindest spiegelt die Entwicklung des UBS-Aktienkurses mit einem Plus von 17 Prozent seit Anfang Jahr. Entsprechend ist allerdings auch das Enttäuschungspotential für den morgigen Dienstag hoch.
Mögliche neue Kapitalvorgaben könnten vor allem auch das Ausmass der künftigen Kapitalrückführung an die Aktionäre beeinflussen. Die Bank will allerdings trotz der Unsicherheiten mit Blick auf mögliche regulatorische Verschärfungen an ihren Aktienrückkäufen festhalten. Eine Grössenordnung der erwarteten Aktienrückkäufe im laufenden Jahr sollte zusammen mit den Zahlen veröffentlicht werden.
Ausserdem soll es mit den Jahreszahlen laut früheren UBS-Aussagen einen angepassten Finanzausblick geben. Es werde unter anderem eine Guidance zum Nettozinsertrag im Global Wealth Management (GWM) geben, sagte Finanzchef Todd Tuckner.
Aktienrückkaufprogramm bisher erfolgreich
Anfang 2024 hatte die UBS für das vergangene Jahr Aktienrückkäufe im Wert von bis zu 1 Milliarde Dollar angekündigt. 2025 sollten diese fortgeführt werden und 2026 wieder die Niveaus von vor der CS-Übernahme erreichen.
Seit April 2024 läuft ein Aktienrückkaufprogramm, mit dem die Bank bis April 2026 Aktien im Wert von bis zu 2 Milliarden Dollar zurückkaufen will. Der Maximalbetrag entspricht - gemäss Aktienkurs und Wechselkurs vor Beginn des Programms - rund 64,1 Millionen Namenaktien oder rund 1,85 Prozent des gesamten Aktienkapitals. Per Ende 2024 waren im Rahmen des regulären Rückkaufprogramms Titel im Wert von knapp 0,9 Milliarden erworben worden.
Die Dividende für das Geschäftsjahr 2024 soll gemäss UBS-Aussagen im mittleren Zehnprozentbereich steigen. Für das Geschäftsjahr 2023 wurde eine Dividende von 0,70 Dollar je Aktie bezahlt, so dass es dieses Jahr eine Ausschüttung in der Grössenordnung von 0,80 USD pro Aktie geben dürfte.
Rechtsfälle weiter offen
Ein immer noch grosser offener Rechtsfall ist der Steuerprozess in Frankreich. Das oberste Gericht des Nachbarlandes zur Schweiz hat das Verfahren im November 2023 zurück zur Vorinstanz geschickt. An der grundsätzlichen Verurteilung der UBS wegen rechtswidriger Kundenanwerbung und schwerer Geldwäscherei hielt der Kassationshof allerdings fest. Die UBS habe zwischen 2004 und 2012 illegal um reiche Franzosen geworben und die Kunden dazu bewegen wollen, Schwarzgeldkonten in der Schweiz zu eröffnen. Neu verhandelt werden müssen allerdings die Strafzahlungen und die zivilrechtlichen Schadenersatzzahlungen.
Die Vorinstanz hatte die UBS im Dezember 2021 zu einer Zahlung von insgesamt gut 1,8 Milliarden Euro verdonnert. Darin enthalten ist eine Busse in der Höhe von 3,75 Millionen, die Einziehung von 1 Milliarde Euro und eine zivilrechtliche Schadenersatzzahlung von 800 Millionen. Die UBS hatte dagegen Rekurs eingelegt und für den Fall 1,1 Milliarden Euro zurückgestellt. Wann der neue Prozess beginnen wird, ist unklar.
Ausstehend sind darüber hinaus ausserdem Klagen von ehemaligen CS-Kleinaktionären im Zusammenhang mit der Übernahme durch die UBS und dem damals gezahlten Kaufpreis. Und auch die vollständige Abschreibung der AT1-Anleihen im Zuge der CS-Not-Übernahme - angeordnet durch die Finanzmarktaufsicht Finma - könnte noch rechtlichen Ärger bringen.
Erfreulicher Jahresstart an der Börse
Die UBS-Aktie hat nach einem mässigem 2024 im neuen Jahr einen Raketenstart an den Tag gelegt. Per Ende Januar beträgt das Plus bereits 17 Prozent (SMI +9,4 Prozent). So hoch wie zuletzt (32,45 Fr. am Freitag 12 Uhr) hatte sie letztmals Anfang 2008, beim Beginn der grossen Finanzkrise 2008/09, notiert.
Gemäss AWP-Analyser bewerten elf Analysten den Titel mit Kaufen, sieben mit Halten und drei mit Verkaufen. Das durchnittliche Kursziel liegt bei 30,63 Franken.
(AWP)