Der Luxusgüterkonzern Richemont dürfte sich im ersten Quartal 2025/26 (per Ende Juni) gut geschlagen haben. Konkret soll der Umsatz gemäss AWP-Konsens bei 5,412 Milliarden Euro zu stehen kommen. Das entspräche einem Wachstum von 5,6 Prozent.
Das Genfer Unternehmen profitiert dabei vor allem von seinem grösseren und rentableren Schmuckbereich mit der Vorzeigemarke Cartier. Diese hat sich in der Vergangenheit robuster gegen zyklische Schwankungen erwiesen. Experten sehen Anzeichen für eine starke Outperformance von Schmuck im Vergleich zum insgesamt schwachen Luxussektor.
Die globale Luxusgüterbranche sieht sich einem makroökonomisch schwierigen Umfeld ausgesetzt, inmitten zahlreicher geopolitischer Spannungen. Dabei belastet insbesondere die Konsumschwäche in China das Geschäft mit Luxusprodukten. Hinzu kommt branchenspezifisch eine gewisse Ermüdung aus Konsumentensicht angesichts relativ geringer Kreativität und weniger Neuheiten.
Die jüngsten Uhrenexportdaten vom Mai hatten bereits Sorgen geschürt, dass nicht nur die Verlangsamung in China und in weiten Teilen Asiens weiter anhält, sondern auch die Performance in den USA nachlässt. Auch für Richemont erwarten Analysten einen rückläufigen Uhrenumsatz, während der Schmuckbereich aus ihrer Sicht klar zugelegt haben dürfte. Dabei sieht der Markt Richemont im Branchenvergleich besser dastehen, obschon Wechselkurseffekte mit einem schwächeren US-Dollar und der Goldpreisanstieg belasten dürfte. Die Genfer sind einer der grössten Einkäufer des Edelmetalls.
Im Fokus der Experten steht am Mittwoch, inwieweit sich Asien respektive der chinesische Markt stabilisiert hat und wie sich die Verkäufe in die USA nach dem «Liberation Day» von US-Präsident Donald Trump entwickeln. Wichtig sind auch Themen wie Lagerbestände, Kosten und Investitionen sowie das Tempo der Einführung neuer Produkte und ob ein günstiger Preisstruktur-Mix möglich ist.
Ein dominierendes Thema bleiben gleichzeitig die anhaltenden Verhandlungen mit den USA über Zölle auf Einfuhren aus der Schweiz. Zuletzt hatte sich Richemont-Firmengründer und Verwaltungsratspräsident Johann Rupert Mitte Mai zuversichtlich gezeigt, dass sich die Zölle auf Schweizer Produkte nach den Verhandlungen wieder «normalisieren» dürften. Und mit Blick auf die zahlreichen Unwägbarkeiten hiess es vom Management: «Wir haben immer wieder bewiesen, dass wir uns anpassen können», erklärte Rupert.
Die Richemont-Gruppe gibt üblicherweise keinen finanziellen Ausblick. Die anhaltenden globalen Unsicherheiten würden weiterhin ein hohes Mass an Flexibilität und Disziplin erfordern. Mit Blick auf China könne Verwaltungsratspräsident Rupert nicht sagen, ob es bereits im laufenden Jahr zu einer Erholung kommen kann. Er sei aber von den längerfristigen Perspektiven überzeugt. Denn: «Die Chinesen haben Geschmack und Geld.»
Richemont kosten am Dienstagnachmittag an der Schweizer Börse 147 Franken die Aktie. Die Titel stehen im laufenden Jahr mit einem Plus von 6,6 Prozent überdurchschnittlich gut da. Mitte Februar markierten die Aktien des Luxusgüterkonzerns ein Allzeithoch bei 187,55 Franken und fielen mit den Zollankündigungen am «Liberation Day» Anfang April auf ein Jahrestief bei 120,60 Franken.
Gemäss AWP-Analyser stufen 14 Analysten den Titel mit «Kaufen», acht mit «Halten» und einer mit «Verkaufen» ein. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 172 Franken. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von 17 Prozent.
(AWP/cash)