Der Zughersteller Stadler Rail dürfte gemäss AWP-Konsens 2023 einen Auftragseingang von 6,84 Milliarden Franken verbucht haben und der Auftragsbestand wird bei 24,43 Milliarden Franken erwartet. Der Umsatz 2023 sehen die Analysten bei 3,74 Milliarden Franken, den Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) bei 206 Millionen Franken sowie den Reingewinn bei 138 Millionen Franken. 

Stadler dürfte einen erheblichen Gegenwind von der Währungsfront spüren. Die Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro wird auf Umsatz und Profitabilität schlagen. Der Auftragseingang dürfte markant tauchen. Analysten rechnen mit einem Umsatz und EBIT in etwa auf Vorjahreshöhe und einem Taucher des Auftragseingangs. Dagegen dürfte sich der Reingewinn knapp verdoppeln nach dem Absturz im Vorjahr, als neben den negativen Währungseffekten auch happige Finanzverluste ein Loch in die Kasse gerissen hatten. Zudem hatten dem Konzern Lieferkettenprobleme und die Inflation sowie gestiegene Energie- und Rohstoffpreise zu schaffen gemacht. Die Stagnation bei der EBIT-Marge stellt nach Ansicht von Analysten das Erreichen der mittelfristigen EBIT-Margen-Ziele in Frage.

Ambitionierte Ziele trotz Gegenwind von starkem Franken

Verwaltungsratspräsident Peter Spuhler sah Stadler Rail Anfang November "gut auf Kurs". Das Unternehmen dürfte seine Jahresziele für 2023 einhalten können. Für 2023 erwartet Stadler einen Umsatz von 3,7 bis 4,0 Milliarden Franken. Die EBIT-Marge soll auf einem vergleichbaren Niveau wie 2022 zu liegen kommen, also etwa bei 5,5 Prozent. Der Auftragseingang dürfte im Gesamtjahr rund das 1,5-Fache des Umsatzes erreichen. Das wären 5,5 bis 6 Milliarden Franken.

Dann will sich Stadler laut Spuhler schrittweise in Richtung des mittelfristigen Zielbands bewegen. Die Marge soll bis 2025 unter normalen Bedingungen 8 bis 9 Prozent betragen, ansonsten 7 bis 8 Prozent. Die Voraussetzung sei, dass sich die globalen Verwerfungen nicht weiter verschärften, erklärte Spuhler. Der Umsatz soll jährlich im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen.

Gut gefüllte Auftragsbücher

Stadler hat wieder eine Reihe von grossen Aufträgen erhalten: Der grösste Deal kommt aus Saudi-Arabien mit einem Volumen von bis zu rund 600 Millionen Franken. Der Liefervertrag umfasst zehn Triebzüge mit der Option auf zehn weitere Triebzüge. Hinzu kommen die vollständige Wartung und die Lieferung von Ersatzteilen für einen Zeitraum von zehn Jahren. Die österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben 16 neue Akkutriebzüge bestellt. Diese Bestellung hat einen Wert von 194 Millionen Euro. Die von den ÖBB unterzeichnete Rahmenvereinbarung mit Stadler lässt indes eine Bestellung von bis zu 120 Akkutriebzügen zu. Das Gesamtvolumen des Auftrags könnte so bis auf 1,3 Milliarden Euro steigen.

Zudem wird Stadler für die neuseeländische Staatsbahn KiwiRail weitere 33 Lokomotiven liefern. Einen Auftragswert nannte Stadler nicht. Derzeit fertigt der Konzern bereits 57 Schmalspurlokomotiven, die von KiwiRail im Jahr 2021 bestellt wurden. Zudem liefert das Unternehmen bis zu 16 batterieelektrische Triebzüge nach Chicago und baut zehn Wasserstoffzüge für Kalifornien. In Belgien hat Stadler einen Vertrag mit Alpha Trains für die Lieferung und Wartung von 12 Lokomotiven abgeschlossen. In Süditalien hat der Bahnbetreiber Ferrovie della Calabria (FdC) 9 Schmalspur-Wasserstoffzüge bestellt.

In Ostdeutschland haben die GVB Verkehrs- und Betriebsgesellschaft Gera sechs Strassenbahnen des Typs Tina im Wert von knapp 38 Millionen Euro geordert. In der Schweiz haben die SBB bei Stadler fünf weitere Giruno- Hochgeschwindigkeitszüge für rund 170 Millionen Franken bestellt. Inklusive der neuen Züge werden 41 Giruno-Züge für die SBB ab 2026 unterwegs sein. Die fünf zusätzlichen Fahrzeuge sind Teil der bestehenden Optionsrechte von insgesamt 92 Fahrzeugen. Die zur BVZ Gruppe gehörende Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) treibt die Erneuerung ihrer Flotte voran mit der Bestellung von weiteren 25 Orion- Triebzügen. Das Auftragsvolumen beträgt 266 Millionen Franken. Die Produktion beginnt Anfang 2025.

Zudem liefert Stadler für die Berner Oberland-Bahnen vier dreiteilige Triebzüge im Wert von 38,6 Millionen Franken. Und von der Rhätischen Bahn (RhB) kam eine Option für weitere 6 Flügeltriebzüge. Der Preis beläuft sich auf 66 Millionen Franken. Stadler baut im Norden Berlins ein neues Zentrum für die Inbetriebsetzung von Zügen. Am neuen Standort will die Ostschweizer Firma künftig mit 128 Angestellten die Züge in Betrieb nehmen, die im Werk Berlin-Pankow produziert werden. Auch das ungarische Werk in Szolnok soll die Produktionskapazitäten für Investitionen von rund 45,2 Millionen Euro ausgebaut werden.

Die Stadler Rail-Aktien haben seit Anfang Jahr einen Rückgang um etwa 7 Prozent verzeichnet. Damit schneiden sie deutlich schlechter ab als der Gesamtmarkt (SPI) mit einem Plus von rund 4 Prozent. Bereits im 2023 entwickelten sich die Titel unterdurchschnittlich.

(AWP)