Da mehrheitlich mit einer Leitzinssenkung um einen Viertelprozentpunkt gerechnet werde, könnte ein grösserer Schritt gemischte Gefühle auslösen, warnt Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Der Freude über billigeres Geld stünden Sorgen vor einer deutlicheren Abkühlung der weltgrössten Volkswirtschaft gegenüber. «Die beste Nachricht für die Investoren wäre deshalb eine erste kleine Senkung als Signal und als Auftakt für weitere kleine Schritte in den kommenden Monaten.»
Zugleich werden Börsianer in der anschliessenden Rede von Fed-Chef Jerome Powell nach Hinweisen auf einen möglichen Einfluss des politischen Drucks auf die Geldpolitik fahnden. US-Präsident Donald Trump drängt die Notenbank seit Monaten zu einer äusserst kräftigen Zinssenkungen. Hierzu will er unter anderem die Zusammensetzung der Fed-Führung in seinem Sinne ändern. So hat Trump die Fed-Gouverneurin Lisa Cook entlassen, die sich gerichtlich dagegen wehrt. Sollte die Fed ihre Unabhängigkeit verlieren, würde dies Experten zufolge einen Grundpfeiler des globalen Finanzsystems erschüttern. Bislang allerdings gibt es durch Trumps Druck keine Bremsspuren am Aktienmarkt - die US-Börsen sind auf Rekordhöhen gestiegen.
Sorgen bereiten Anlegern zudem die wachsenden Spannungen zwischen der Nato und Russland sowie in Nahost. Sie bremsten den Dax aus, der in der alten Woche 0,2 Prozent zulegte und weiterhin rund 1000 Punkte unter seinem Rekordhoch vom Juli blieb. Die Wall Street erreichte dagegen neue Bestmarken.
US-Einzelhandelsumsätze im Blick
Wegen der Fed-Sitzung am Mittwoch werden Anleger die am Tag zuvor anstehenden Daten zu den US-Einzelhandelsumsätzen wohl noch aufmerksamer studieren als üblich. Diese seien im August um 0,3 Prozent gestiegen, prognostizierte Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. Rechne man aber Preiserhöhungen heraus, hätten sie wohl stagniert. Zudem trübten sich die Aussichten für den Konsum ein, den Treiber der weltgrössten Volkswirtschaft. Der schwächelnde Arbeitsmarkt drücke die Kauflaune der Verbraucher.
Wenige Stunden vor den US-Einzelhandelsumsätzen gibt der ZEW-Index Auskunft über die Stimmung der deutschen Börsenprofis. Experten rechnen für September mit einem Rückgang auf 27 Punkte von 34,7 Zählern im Vormonat.
Nach dem Auslaufen der Bilanzsaison erwarten Börsianer von Unternehmensseite keine Impulse für den Aktienmarkt. Gleiches gelte für die geldpolitischen Beratungen der Bank von England (BoE) und der Bank von Japan (BoJ) am Donnerstag beziehungsweise Freitag. Beide werden ihren jeweiligen Leitzins voraussichtlich nicht anrühren.
In der Schweiz gibt am Montag das Bundesamt für Statistik die Produzenten- und Importpreisindex für August 2025 bekannt und am Freitag folgen die Zahlen zum Aussenhandel sowie den Uhrenexporten im August.
(Reuters/cash)