Am Dienstag wird in den USA der mit Spannung erwartete Konsumentenpreisindex - auf englisch CPI (Consumer Price Index) - veröffentlicht. Dieser misst monatlich die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen in den USA. Die Juni-Daten werden um 14:30 Uhr mitteleuropäische Zeit veröffentlicht. 

Die US-Inflationszahlen werden die volle Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer erhalten, da in den kommenden Monaten für die Finanzmärkte viel von diesen Daten abhängen wird, schreibt Jim Reid, Leiter Makro und thematisches Research bei der Deutschen Bank, in einem Kommentar.

Einerseits geht es darum, ob die amerikanische Notenbank Fed die Zinsen senken kann. Andererseits ist relevant, welche Auswirkungen die Zollpolitik der Regierung um US-Präsident Donald Trump hat - und vor allem: wie sie sich das auf die Preise der langfristigen Staatsanleihen angesichts der angespannten Haushaltsbilanzen vieler Länder auswirkt.

Die US-Ökonomen der Deutschen Bank erwarten einen Anstieg der monatlichen Teuerungsrate von +0,34 Prozent, wobei die Kerninflation auf ein Fünf-Monats-Hoch von +0,32 Prozent klettern könnte. Der Marktkonsens liegt dabei deutlich tiefer bei +0,27 Prozent beziehungsweise +0,25 Prozent.

Kommt die US-Inflation wie erwartet bei +0,27 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu stehen, würde dies die Jahresteuerung leicht von 2,8 Prozent auf 2,9 Prozent erhöhen, schreiben die Ökonomen der ING Bank in einer Vorschau.

Wäre da nicht die explizit gemässigte Haltung der beiden Fed-Gouverneure Christopher Waller und Michelle Bowman sowie Trumps anhaltender Druck auf die amerikanische Notenbank Fed, würde ein solcher Wert wahrscheinlich ausreichen, um eine Zinssenkung im September auszuschliessen. Aus heutiger Sicht könnte ein Wert von 0,4 Prozent erforderlich sein, damit die Märkte eine Zinssenkung im September vollständig auspreisen, betonen die Experten von ING Bank. 

Alternativer Index zeigt Entwarnung

Der Adobe Digital Price Index verzeichnete im Juni einen Rückgang von -2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieser von Adobe Analytics kalkulierte Inflationsindikator erfasst die Online-Preise ähnlich wie der Konsumentenpreisindex (CPI), konzentriert sich aber auf den digitalen Handel. Im Index verzeichneten die Kategorien Bekleidung (-7,6 Prozent), Elektronik (-2,5 Prozent) und Lebensmittel (-2,0 Prozent) eine deflationären Trend. Auf Jahresbasis hat sich der Adobe-Index insgesamt um 0,35 Prozent zurückgebildet. 

Das steht im Widerspruch zu der von der Universität Michigan veröffentlichten Konsumentenpreiserwartung. Der durchschnittlich erwartete Anstieg der Inflation über das nächste Jahr steht bei 5,0 Prozent. Allerdings ist der Graben zwischen Demokraten (erwartete Inflationsrate in einem Jahr +7,8 Prozent) im Vergleich zu den Republikanern (+2,2 Prozent) enorm. Selbst die US-Investmentbank Goldman Sachs hat deshalb jüngst gemeint, die Umfrage der Universität von Michigan tauge kaum mehr als verlässlicher Indikator für die zukünftige Inflationsentwicklung.

Sollte der Adobe Digital Price Index tatsächlich eine moderate Inflationsrate bestätigen, so könnte ein weiterer Monat ohne zollbedingte Preiserhöhungen die Prognose für eine Zinssenkung der Fed um 25 Basispunkte im September stützen.

Thomas Daniel Marti
Thomas MartiMehr erfahren