Euphorie sieht anders aus. Der Aktienindex Stoxx Europe Football, der sämtliche 22 börsenkotierten Fussballklubs vereint, hat seit Anfang Jahr mehr als 12 Prozent verloren. In diesem Index tummeln sich grosse Vereine wie Juventus Turin, Borussia Dortmund oder AS Roma. Aber auch kleinere Klubs aus Polen, Portugal oder Dänemark.

Eigentlich war der Index früher rund um Fussball-Grossereignisse schon auf mehrmonatige Höchststände gestiegen. Die aktuelle Kursflaute nun auf mangelndes Interesse an der WM in Russland zurückzuführen, würde aber zu kurz greifen. Denn die Börsenkurse von Fussballvereinen sind sehr unberechenbar. Sie hängen nicht nur von den wirtschaftlichen Perspektiven ab, sondern werden auch durch sportliche Ereignisse beeinflusst. Und das kommt oft einer Wette gleich.

So stieg die Aktie der AS Roma nach der Qualifikation für das Achtelfinale der Champions League im letzten Dezember stark an, kurz darauf folgte der Absturz (grüner Pfeil auf dem Chart unten). Oder: Als Juventus Turin gegen Real Madrid das Viertelfinal-Hinspiel der Champions League verlor, sackten die Aktien des italienischen Rekordmeisters anderntags bis zu 8 Prozent in die Tiefe.

Hohe Volatilität: Aktie der AS Roma in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch)

Was auch auffällt: Viele der bekannten Fussball-Aktien sind nur wenige Cents wert. Auch eine Dividende suchen die Anleger meistens vergeblich. Eine Ausnahme ist diesbezüglich Borussia Dortmund. Der Verein bezahlte für 2017 sechs Cent Dividende bei einem aktuellen Aktienkurs von 5,72 Euro.

Bekanntheit erlangte der Titel zuletzt, als auf den Mannschaftsbus des BVB ein Attentat verübt wurde. Offenbar wollte der Täter damit den Aktienkurs zum Absturz bringen und mit Leerverkäufen davon profitieren.

Die positiven Ausnahmen

Einen guten Lauf hatte zuletzt die Aktie von Manchester United. Obwohl der Gewinn einer bedeutenden Trophäe schon länger zurückliegt, ist ManU immer noch der Verein mit dem höchsten Börsenwert Europas. Wie die Börsen-Blogger "Kleingeldhelden" schreiben, liegt die positive Performance vor allem an vielversprechenden Transfers wir jenem von Paul Pogba und an der finanziellen Unterstützung der Grossinvestoren aus den USA. Seit Anfang Jahr steht die ManU-Aktie 9 Prozent im Plus, in den letzten zwölf Monaten sind es 33 Prozent.

Noch besser läuft es derzeit für Aktionäre von Ajax Amsterdam. Ihre Anteile haben sich im laufenden Jahr um 26 Prozent verteuert. Der Klub ist seit 1998 an der Börse und somit eines der Urgesteine. Bekannt ist Ajax vor allem für seine gute Nachwuchsarbeit, die immer wieder für hohe Transfererlöse sorgt. Etwas, das Marktbeobachter auch jetzt wieder hervorstreichen.

Schon länger gut unterwegs: Aktie von Ajax Amsterdam in den letzten zehn Jahren (Quelle: cash.ch)

Diesbezüglich kann die laufende Weltmeisterschaft durchaus Auswirkungen auf den Aktienkurs einzelner Vereine haben. Trumpft ein Spieler gross auf, hat das Einfluss auf seinen Marktwert, was wiederum dem Klub einen lukrativen Transfer in Aussicht stellt. In die umgekehrte Richtung kann es gehen, wenn sich ein Leistungsträger während der WM verletzt oder mit schlechten Leistungen auffällt.

Dass sich Fussballer ihrer monetären Wirkung durchaus bewusst sind, zeigt auch ein Beispiel aus der Welt der Kryptowährungen. Der kolumbianische Fussballer James Rodriguez gab unlängst seinen eigenen Token "JR10" heraus, was einer eigenen Digitalwährung gleichkommt. Wer den Token kauft, kann damit Fan-Artikel erstehen oder darauf hoffen, dass Rodriguez noch besser und bekannter wird und sein "Geld" noch wertvoller wird.

All diese Beispiele zeigen, dass im Segment der Fussball-Investments weiterhin mit hoher Volatilität zu rechnen ist. Fussball-Aktien sind also nichts für langfristig orientierte Investoren. Höchstens etwas für Zocker und Fans.