Die starke Outperformance von Substanz-Aktien gegenüber Wachstumswerten im vergangenen Jahr wird sich nach Ansicht der Strategen von JP Morgan im Zuge der Verlangsamung der wirtschaftlichen Erholung wahrscheinlich bald umkehren.

Der Marktfavorit des Jahres 2022, die Value-Aktie, verliere allmählich ihren Glanz. Der nächste Schritt für Anleger in den nächsten ein oder zwei Monaten könnte darin bestehen, "Value gegenüber Growth absolut unterzugewichten", schrieb das Team um Mislav Matejka in einer aktuellen Empfehlung.

"Im Kern gehen wir davon aus, dass sich der Markt in der zweiten Jahreshälfte wieder in Richtung Rezession bewegen wird, aber selbst wenn das gegenteilige Szenario eintritt, sind Value-Aktien möglicherweise nicht die beste Wahl", schrieb er am Montag.

Substanzwerte haben in letzter Zeit gegenüber Wachstumswerten an Boden verloren, nachdem sie im vergangenen Jahr so stark zugelegt hatten wie seit der Dotcom-Blase im Jahr 2000 nicht mehr. Während die billigeren Aktien durch steigende Anleiherenditen und Inflation Auftrieb erhielten, beginnen die Anleger, eine restriktivere Geldpolitik einzupreisen, was der Anlagestrategie nahe des Renditegipfels die Unterstützung nehmen könnte.

Value-Faktor dürfte abnehmen

Substanzwerte wie Finanz- und Rohstoffunternehmen haben seit dem Markttief im September stark zugelegt, während gleichzeitig steigende Zinsen die Wachstumstitel belasteten und hoch bewertete Sektoren wie der Technologiesektor unter Gewinneinbussen litten. Ursprünglich wurde die Strategie auch durch besser als erwartete makroökonomische Daten begünstigt.

Nun dürfte laut Matejka aber die Konjunkturdynamik ihren Höhepunkt erreicht haben und bald kippen, während die sinkenden Inflationserwartungen darauf hindeuten, dass der Value-Faktor im Vergleich zu Wachstum von nun an nicht mehr so gut dastehen dürfte.

Die Strategen vertreten derzeit eine neutrale Haltung zu Substanz- gegenüber Wachstumswerten. Während sie die billigeren Aktien auf Sicht von zwei bis drei Jahren als interessanter ansehen als die Wachstumswerte, erwarten sie, dass diese Kategorie in diesem Jahr schwächeln wird.

"Eine bessere relative Tech-Performance als im letzten Jahr würde sicherstellen, dass der Value-Faktor in diesem Jahr nicht zu den Gewinnern gehört", schrieb Matejka.

(Bloomberg)