Sei grösster Coup war gleichzeitig sein grösster Fehltreffer: In den 2000er-Jahren steckte Peter Thiel rund 500'000 Dollar – durch ein Darlehen investiert – in das Projekt eines Harvard-Abbrechers mit Hoodie namens TheFacebook. Eine Investition, die den US-amerikanischen Investor deutscher Herkunft zum Milliardär machte: Kurz nach dem Börsengang von Facebook 2012 verkaufte Thiel seine Anteile in zwei Tranchen zu 640 Millionen Dollar und 400 Millionen Dollar. Im Nachhinein hätte Thiel aber noch warten sollen, stieg der Börsenwert des US-Tech-Konzerns allein in den darauffolgenden sechs Jahren um über 800 Prozent.

Thiels Motto ist seit jeher: "Competition is for losers." Mit anderen Worten geht Thiel als Unternehmer und Investor nur dorthin, wo noch niemand anderes ist. So war es auch, als er in den 1990er-Jahren den Online-Bezahldienstes Paypal mitgründete oder später auf SpaceX, Spotify und Airbnb setzte.

In diesen Wochen rückt mit Palantir erneut eines von Thiel massgeblich vorangebrachtes Unternehmen in den Fokus. Der Softwareanbieter, den Thiel mitgründete und bei dem er noch heute grösster Anteilseigner ist, ging Ende September unter grosser Beachtung der Finanzszene an die Börse. Palantir ist einer der ersten Pioniere im Megtatrend Big Data. Der Konzern mit Sitz in Denver, Colorado hat sich über das letzte Jahrzehnt zum Spezialisten für Datenanalyse entwickelt. Zu den Kunden gehören Sicherheitsbehörden und Geheimdienste.

Palantir-Aktie im Aufwind

Der Börsengang fand über eine Direkplatzierung an der New Yorker Stock Exchange (NYSE) stattfand. Am ersten Handelstag schloss das Papier bei 9,50 Dollar, was einem ein Plus von gut 31 Prozent gegenüber von der NYSE gesetzten Ausgabepreis von 7,25 Dollar entsprach. Das Unternehmen wurde damit mit 20,9 Milliarden Dollar bewertet.

Dem grossen Brimborium um den Börsengang folgten dann Wochen, in denen es bei Palantir an der Börse eher ruhiger zu und her ging. Die Titel bewegten sich in einer engen Spanne um die Marke von 8,5 Dollar. Doch Anfang November konnte sich die Aktie sich aus dem Seitwärtstrend befreien und in Erwartung einer positiven Zahlen-Publikation bis zum Donnerstag vergangener Woche über 50 Prozent auf knapp 16 Dollar zulegen. Die Zahlen sorgten am Donnerstag für einen kurzen Absacker, der am Folgetag allerdings wieder aufgeholt werden konnte.

Anleger fühlten sich im ersten Moment offensichtlich von den stark angestiegen Kosten verschreckt. Der Verlust stieg im dritten Quartal wegen erhöhter Kosten auf 853,3 Millionen Dollar. In der Vorjahresperiode hatte das Minus noch bei 139,9 Millionen Dollar gelegen. Allerdings verbesserte sich der Umsatz um 52 Prozent auf 289,4 Millionen Dollar. Analysten hatten mit schwächeren Zahlen gerechnet. Und: Die Börse setzt auf die intakte Wachstumsstory.

Positiv fiel auf, dass der Konzern seine Prognose erhöhte. Sowohl Umsatz als auch das operative Ergebnis sollen höher ausfallen, als bislang erwartet.

Analysten trauen der Aktie noch viel zu

Auch Analysten zeigen überwiegend positiv für den weiteren Verlauf der Aktie und sehen Raum für weitere Kurszuwächse. Laut Factset rechnen Analysten bei Palantir durchschnittlich mit einem Umsatz von rund 300 Millionen Dollar für das vierte Quartal. Das entspräche einem Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.

Jefferies Analyst Brent Thill erhöhte sein Kursziel auf 18 Dollar (13 Dollar) und bestätigte sein Buy-Raing. Trotz der Rally der letzten Wochen sehe er bei der Aktie noch viel Luft nach oben. "Der Kurs dürfte getrieben werden durch eine Kombination von erhöhten Umsatzschätzungen sowie durch das weiter stark wachsende Geschäft", zitiert ihn die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Alex Zukin, Analyst von RBC Capital Markets, glaubt an ein starkes viertes Quartal. Er erwarte eine mehr als solide Quote an Vertragsverlängerungen von bestehenden Kunden sowie massiv steigende Zusatz-Aufträge in zweistelliger Millionenhöhe im privaten und öffentlichen Sektor.

Keith Weiss verdirbt die Stimmung etwas. Der Morgan-Stanley-Analyst setzt sein Rating für die Palanti-Aktie angesichts der jüngsten Kurssteigerungen von Buy auf Hold herab – bei einem Kursziel von 15 Dollar. "Palantir zeigte ein solides Quartal", sagte er gegenüber Bloomberg. Die Bewertung der Aktie bereit ihm aber zunehmend Sorge.

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.