Die Rendite von Kurzläufern ist höher als die von längerfristigen Bundesanleihen, und das in einem Ausmass, das zuletzt kurz nach der deutschen Wiedervereinigung gesehen wurde.

Zweijährige Bundesschatzanweisungen schlossen am Mittwoch mit dem grössten Renditeaufschlag gegenüber zehnjährigen Bunds seit 1992. Vor zwei Wochen hatte sich die Renditekurve erstmal seit der Pandemie im Jahr 2020 umgekehrt.

Die Zinskurve steigt normalerweise mit zunehmender Laufzeit an: Anleihen, deren Rückzahlung weiter in der Zukunft liegt, vergelten die grössere Unsicherheit mit höheren Zinsen. Kehrt sich dieses Verhältnis vorübergehend um und zahlen kurzfristige Bonds eine höhere Rendite, signalisiert dies die Markterwartung, dass die Zinsen kurzfristig hoch bleiben und dann fallen, wenn sich die Konjunktur verlangsamt. Diese Anomalie geht oft einer Rezession voraus.

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, und ihr Ratskollege Gediminas Simkus betonten kürzlich, dass ein Abschwung die steigenden Preise im Euroraum wahrscheinlich nicht wesentlich drücken würde. Dies deutet darauf hin, dass weitere Straffungen erforderlich wären.

Der deutsche Einkaufsmanagerindex, ein Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung im Privatsektor, zeigte am Mittwoch einen Rückgang der Aktivität an. Die OECD sagte am Dienstag einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 0,3% im nächsten Jahr voraus. Auch die Bundesbank erwartet eine wirtschaftliche Kontraktion im vierten Quartal und zu Jahresbeginn.

(Bloomberg)