Warren Buffett hat via sein Investmentvehikel Berkshire Hathaway im vierten Quartal 20,8 Million Aktien von Apple dazugekauft, was den Gesamtbesitz an Apple-Titeln bei Berkshire nun auf 916 Millionen Stück erhöht. Das geht aus den so genannten 13F-Filings hervor, bei denen Vermögensverwalter in den USA bei der Börsenaufsicht SEC per Quartalsende ihre Aktien- und Fondstransaktionen melden müssen. Der Anteil von Apple im Berkshire-Portfolio beträgt über 40 Prozent und ist weiterhin die mit Abstand grösste Position. Sie hat einen Wert von rund 116 Milliarden Dollar.

Damit setzt Buffett weiter auf die Firma Apple, obwohl dem iPhone-Hersteller im Schlussquartal wegen der problembehafteten Lockdowns im kommunistischen China die Risiken seines dortigen Zulieferers Foxconn aufgezeigt wurden. Der einst technologie-scheue Buffett begann mit dem Kauf der Apple-Aktie überraschend im Jahr 2016 und baute den Anteil in Schwächephasen des Titels jeweils aus. Seit 2016 hat die Apple-Aktie über 400 Prozent zugelegt. Berkshire Hathaway hat nun einen Aktien-Anteil von 5,8 Prozent an Apple.

Berkshire erhöhte im vierten Quartal auch die Position beim Netflix-Konkurrenten Paramount. Buffett ist jetzt mit 15 Prozent am Streaming-Dienst beteiligt, nachdem er im ersten Quartal 2022 erstmals eine Position aufgebaut hatte.

Das Portfolio von Berkshire Hathaway besteht aus etwas über 50 Aktien, wirklich grosses Gewicht haben nur wenige Titel. Darunter befindet sich auch das US-Erdölunternehmen Occidental Petroleum, die sechstgrösste Position bei Berkshire. Berkshire fügte im vierten Quartal nun weitere 83,9 Millionen Occidental-Aktien hinzu. 28 Prozent des Erdöl-Unternehmens sind nun in Berkshire-Besitz. Im August hatte Berkshire die Genehmigung zum Kauf von bis zu 50 Prozent der Occidental-Aktien erhalten.

Chevron leicht reduziert

Buffett fand in den letzten Jahren in der Tat immer mehr Gefallen an fossilen Brennstoffen. Die Chevron-Aktie kaufte Buffett erstmals im dritten Quartal 2020, heute ist sie die drittgrösste Position im Berkshire-Portfolio mit einem Wert von fast 30 Milliarden Dollar. Allerdings reduzierte Berkshire die Chevron-Bestände im vierten Quartal 2022 um 2,38 Millionen Aktien auf 163 Millionen Stück. Berkshire hält insgesamt eine Beteiligung von 8,4 Prozent an Chevron

Buffett verstärkte im vierten Quartal dagegen die Beteiligung an einem seinem Lieblingsvehikel, nämlich Kraft Heinz. Im vierten Quartal wurden 97 Millionen neue Aktien des Nahrungsmittelherstellers hinzugefügt. Berkshire besitzt nun 34,5 Prozent an Kraft. Das Kraft-Investment nimmt etwa 4 Prozent im Portfolio der Beteiligungsgesellschaft ein.

Allerdings zeigt sich hier, dass das "Orakel von Omaha", wie Buffett von seinen Fans liebevoll genannt wird, nicht immer treffsicher ist. Er kaufte 2013 den Lebensmittelproduzenten Heinz und fusionierte ihn zwei Jahre später mit Kraft Foods. Danach entwickelte sich das Unternehmen nicht wie gewünscht. Die Marken des Konzerns wurden vernachlässigt und verloren an Wert, es kam zu Bilanzermittlungen der US-Behörden wegen Abschreibungen. Schliesslich hinkte Kraft Heinz auch dem Trend zur gesunden Ernährung hinterher. Der Aktienkurs verlor von 2017 bis Ende 2020 bis 70 Prozent, seither hat er sich nur wenig erholt.

Bankaktien veräussert

Im vierten Quartal 2022 fallen überdies Buffetts Aktienverkäufe am Konglomerat Kroger, am Videospielherstellers Activision und am Arzneimittelhersteller Merck auf. Berkshire Hathaway reduzierte aber auch die Bestände an Bankaktien. Bei der Bank of New York Mellon verkaufte Buffett fast 60 Prozent des Bestandes, bei US Bankcorp wurden gar über 90 Prozent der übrig gebliebenen Aktien im Berkshire Portfilio verkauft. Bei US Bankcorp war Buffett im ersten Quartal 2006 eingestiegen.

Schon die letzten zehn Jahre haben gezeigt, dass Aktien, bei denen Buffett kein Potenzial mehr sieht, ziemlich schnell fast oder ganz aus den Berkshire-Portfolio verschwinden, so zum Beispiel Wells FargoIBMAmerican ExpressProcter & Gamble und Walmart. Diese Aktien waren vor zehn Jahren noch die Nummern zwei bis fünf sowie die Nummer sieben im Berkshire-Portfolio.

Der grösste "Knaller" war bei den jüngsten SEC-Files war indes die fast vollständige Auflösung von Buffetts Milliarden-Engagement beim Chipriesen Taiwan Semiconductor nur kurze Zeit nach Bekanntgabe des Anteils. Die rapide Kehrtwende Grossinvestors sorgt am Markt für Verunsicherung. Im November hatten die Aktien mit einer Rally auf die Nachricht reagiert, dass Buffett einen Anteil im Wert von rund 5 Milliarden Dollar erworben hatte. Nun reagierten sie am Dienstag mit einem Kursrückgang (mehr dazu hier).