Zürich belegt seit elf Jahren den Spitzenplatz im Städte-Ranking. Wieso ändert sich auf dem Podest kaum etwas?

Nehmen wir das Nachtleben als Beispiel. In Zürich gibt es zwar schon unzählige Bars, da kann man sich schon fragen, ob eine weitere noch etwas zur Lebensqualität beiträgt. Dennoch vergrössert sich unter dem Strich die Vielfalt, was sich dann im Ranking niederschlägt.

Also haben andere Städte kaum eine Chance?

Andere Städte entwickeln sich zwar zum Teil sehr dynamisch, aufgrund der absoluten Versorgung stehen die Grossstädte letztlich dennoch besser da. Die Vielfalt in Zürich ist unerreicht, etwa was Einkaufsmöglichkeiten, das Bildungsangebot, die Spitalversorgung und die Erreichbarkeit betrifft. Für eine ältere Person, die krank wird, ist es ein Pluspunkt, wenn sie mehrere Behandlungsmöglichkeiten und Spezialisten hat.

Zug ist aber keine Grossstadt und verteidigt dennoch wiederum den zweiten Platz.

Ja, aber die Entwicklungsdynamik ist nirgendwo grösser. Zudem stimmt die Lebensqualität, und der Arbeitsmarkt sowie die Einkaufsmöglichkeiten sind sehr attraktiv. Ein Faktor sind natürlich auch die tiefen Steuern und die kommunalen Ausgaben pro Person, die in Zug vergleichsweise hoch sind – ein Zeichen für eine gute Infrastruktur.

Was muss eine Stadt tun, um aufzurücken?

Wer sich verbessern will, muss sich nicht nur absolut verbessern, sondern auch relativ zu den anderen. Man muss sich also schneller bewegen als die anderen Städte.

Erklärt das dann auch, weshalb ein Ort wie Bassersdorf dieses Jahr am meisten absteigt?

Genau. Punkte liegen lassen hat Bassersdorf etwa im Bereich Bildung. Die Pro-Kopf-Ausgaben sind dort tiefer als anderswo. Und wer dem Bevölkerungswachstum nicht so schnell hinterherkommt, wird letztlich bestraft.

Welches sind gesamtschweizerisch die lebenswertesten Regionen?

Es sind vor allem die beiden Wirtschaftsregionen Zürich und Genfersee. Es gibt in beiden Grossregionen auch viele kleinere Städte, die im Ranking besonders gut abschneiden. Ich denke da etwa an Uster, Dübendorf, Rapperswil-Jona oder Carouge, Lancy und Nyon in der Romandie.

Ist die Deutschschweiz insgesamt attraktiver?

In den Top 30 sind nur vier Städte aus der Westschweiz und mit Lugano eine im Tessin. So gesehen ist die Lebensqualität insgesamt höher in der Deutschschweiz.

Dieser Artikel erschien zuerst in der "Bilanz" unter dem Titel: Immobilienexperte Patrick Schnorf: "Deutschschweiz ist attraktiver"