Der September gilt als schlechter Monat für das Aktiengeschäft. Über die Gründe dafür streiten Ökonomen und Analysten.

Für dieses Jahr sind jedoch viele Analysten überzeugt, den Grund gefunden zu haben: Die aktuelle Finanzpolitik der US-Zentralbank. Zusätzlich zu weiteren Leitzinserhöhungen wird die Fed kontinuierlich daran arbeiten, konsequent ihre Bilanz abzubauen. Und das mit stetig höherem Tempo.

Dies dürfte dazu führen, dass es zu einer Erhöhung der Volatilität an den Märkten kommt. Und dass damit auch die Verluste im Aktiengeschäft grösser werden.

Keine vollständige Einpreisung

Dass eine solche Situation eintreten könnte, scheint momentan aber nur von wenigen Analysten berücksichtigt zu werden. Möglich wäre es deshalb auch, dass die Einflüsse, welche die künftigen Schritte der US-Notenbank auf die Aktienkurse haben werden, noch nicht vollständig eingepreist worden sind.

Eine noch kleinere Zahl an Analysten scheint dabei zu beachten, dass nicht nur die US-Notenbank momentan eine straffe Geldpolitik vollzieht. Rund um den Globus arbeiten mehrere Zentralbanken daran, mithilfe von Straffungen die eigenen Bilanzen kontinuierlich abzubauen. Darunter auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die chinesische Zentralbank. Auch für die Europäische Zentralbank (EZB), welche eine vergleichsweise kleine Anzahl an Zinserhöhungen angeordnet hat, dürfte ein solcher Abbau ein nächster logischer Schritt sein.

Korrelation zum S&P 500

Ein weiterer Faktor spricht dafür, dass die starke Straffungspolitik der US-Notenbank noch nicht genügend in den Aktienkursen eingepreist wurde: In den vergangenen Jahren bestand nämlich eine enge und zeitgleiche Korrelation zwischen dem S&P 500 und der Fed-Bilanz.

Das führte dazu, dass es zu einem klaren Anstieg des S&P 500 kam, nachdem sich im März 2020 die Bilanz der Fed vergrössert hatte. Anders sieht es im Jahr 2022 aus: Das erkennbare Abflachen der Bilanz brachte den S&P 500 zum Straucheln.

Diese Entwicklung hat insbesondere deshalb für Unruhe gesorgt, weil sich das Wachstum der Fed-Bilanz nur minimal verringert hat. Dass ein solch kleiner Einbruch aber bereits einen so grossen Einfluss auf den Aktienmarkt hatte, stimmt pessimistisch. Dies dürfte nämlich darauf hindeuten, dass die Aktienmärkte im grösseren Masse von einer lockeren Geldpolitik abhängig sind, als bisher gedacht.

(cash)