Die Aktien des Bauchemieherstellers Sika haben gegenüber dem Allzeithoch im Januar 2022 einen Rückgang von 31 Prozent verzeichnet. Zuletzt kam der Titel Anfang des Jahres unter Druck, da das Umsatzwachstum im vierten Quartal 2023 geringer war als vom Markt erwartet.

Die Verschuldung aufgrund der Übernahme von MBCC sowie eher vorsichtige Erwartungen an Zinssenkungen haben Anfang 2024 ebenfalls zu einem Rückgang des Aktienkurses beigetragen. Im Gegensatz dazu hatten Zinssenkungsfantasien in den letzten beiden Monaten des Jahres 2023 den Kurs gestützt.

Die positive Entwicklung der letzten Wochen ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Sika Mitte Februar starke Cashflows und einen optimistischeren Ausblick für das Jahr 2024 veröffentlicht hat. Zudem soll die Dividende um 10 Rappen auf 3,30 Franken je Aktie steigen.

Kostensynergien helfen Nettogewinn 

Bei Sika ist die offensive Wachstumsstrategie durch Akquisitionen deutlich erkennbar, was zuletzt mit dem Kauf von MBCC - dem ehemaligen Bauchemiegeschäft der BASF-Gruppe - einen Höhepunkt erreicht hat. Mit ihren Produkten, die zur Verstärkung und Abdichtung von Baumaterialien eingesetzt werden, ist das Unternehmen zum unangefochtenen Marktführer aufgestiegen.

«Akquisitionen gehören zu der Wachstumsstrategie des Unternehmens. Der Kauf von MBCC war sicherlich einer der grössten in der jüngeren Geschichte und hat auch mehr Integrationsbemühungen benötigt und damit den letztjährigen Reingewinn stärker belastet», so Mark Dienthelm, Analyst bei Vontobel, gegenüber cash.ch. Ab diesem Jahr werden jedoch die Kostensynergien aus dem Vorjahr und die neu erzielten Synergien die Integrationskosten übersteigen, was zu einem überproportionalen Anstieg des Nettogewinns führen sollte.

Als Industriekonzern ist Sika jedoch auch den zyklischen Schwankungen der Wirtschaft ausgesetzt. Das Unternehmen erwartet auch für 2024 ein herausforderndes Umfeld für die Baubranche. «Ich erwarte nicht, dass dieses Jahr schwieriger wird als letztes Jahr», sagte Sika-Chef Thomas Hasler Mitte Februar. «Der Hinweis, dass die Geldpolitik etwas lockerer werden könnte, ist ein positives Zeichen für die Bauwirtschaft.»

Sika in der Schwäche ein Kauf

Diethelm sieht trotzdem klar mehr Chancen als Risiken: «Sika ist in einem strukturell wachsenden Markt tätig und die Penetration der Sika-Produkte wird sich weiter erhöhen. Damit ist ein stärkeres Wachstum als der zugrundeliegende Markt möglich.» Darüber hinaus könnten weitere Akquisitionen das Wachstum beschleunigen. Risiken bestehen in einem Nachfrageeinbruch im Automobilsektor oder einer weiteren deutlichen Verschlechterung im Baugewerbe. Auch die wettbewerbsrechtliche Untersuchung der EU bezüglich Preisabsprachen stellt ein gewisses Risiko dar.

Ein Kauf in der Schwäche könnte sich lohnen: Auch die von Bloomberg befragten Analysten sehen dies in absoluter Mehrheit so. Es gibt fünfzehn "Kaufempfehlungen" im Vergleich zu elf "Halten-Empfehlungen". Das durchschnittliche Aufwärtspotenzial wird auf 6 Prozent geschätzt.

ManuelBoeck
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