Im Alltag geht man davon aus, dass ein Franken immer ein Franken wert ist und es egal ist, ob man Banknoten aus dem Geldautomaten zieht, bar oder mit Karte bezahlt. Doch es gibt Beispiele, die etwas anderes zeigen, etwa Gebühren für das Abheben an einem Bancomat oder für das Verwenden von Zahlungskarten, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) in einer kürzlich veröffentlichten Notiz schreibt. Solche Gebühren seien für die sogenannte Einheit des Geldes nicht unbedingt ein Problem, solange sie vorhersehbar seien.

Die Experten sehen andere Grössen, die den Wert eines Frankens beeinflussen: Vertrauen, Akzeptanz und Austauschbarkeit zählen dazu. In bestimmten Situationen kann Geld allerdings nutzlos sein: An manchen Self-Scanning-Kassen des Schweizer Detailhandels kann man nicht bar bezahlen, gewisse Geschäfte setzen auf Bezahl-Apps statt auf Karten und im Online-Handel wird man mit Bargeld ohnehin nichts kaufen können. Handkehrum kann eine geeignete Regulierung das Vertrauen in Geld erhöhen. Man denke an die Einlagensicherung, die in der Schweiz bis zum Betrag von 100'000 Franken greift. 

Geld von Zentralbanken und Geschäftsbanken werde in der Regel zum Nennwert akzeptiert und umgetauscht, was bei Komplementärwährungen in der Schweiz nicht oder nicht immer der Fall sei, schreiben die Ökonomen der SNB. Sie nennen Reka- und WIR-Geld als Beispiele. Das WIR-System geht von der Regel aus, dass die Teilnehmer einander die gleichen Bedingungen und Preise bieten sowie die gleichen Rabatte und Skonti gewähren wie wie allen anderen Geschäftspartnern. Und 1 WIR entspreche einem Franken, so die WIR-Bank, eine Genossenschaftsbank, die es seit 1934 gibt.

Die Akzeptanz von WIR-Geld sei begrenzt und es wird in der Regel mit einem Abschlag gegenüber dem Schweizer Franken gehandelt, schreiben die SNB-Fachleute. Auch laut Angaben des Kantons Thurgau sind WIR-Guthaben nur beschränkt verwendbar und bei Bezahlung mit WIR-Checks müssten oft schlechtere Kaufbedingungen - zum Beispiel keine Rabatte oder kein Skonto - hingenommen werden.

Die Nationalbank folgert, dass ein Franken eher ein Franken ist, je direkter er sich zwischen Geschäftsbanken und der Zentralbank bewegt - und dass die Einheit des Geldes aufgeweicht wird, wenn es in einem schwach oder nicht regulierten Umfeld zirkuliert. Weiter weisen die SNB-Experten auf «neue Formen von digitalem Geld» hin. Deren Auswirkungen auf die Einheit des Geldes könnten aufgrund der Erkenntnisse ihrer Notiz besser abgeschätzt werden. Damit adressiert die SNB wiederum sich selbst. Sie arbeitet an einem digitalen Franken, der Finanzinstituten vorbehalten sei. Zahlungen zwischen Banken würden in Zentralbankgeld abgewickelt, wodurch der Wert des Geschäftsbankengelds verankert werde. Es sei essenziell, dass Notenbanken diese Ankerfunktion von Zentralbankgeld im Geldsystem bewahren - unabhängig von zukünftigen technologischen Innovationen.

(cash)