Sie wirbt gezielt um die Anhänger von Trumps «Make America Great Again» (MAGA)-Bewegung – eine Strategie, die einem US-Regierungsvertreter zufolge vom Weissen Haus unterstützt wird. Auslöser ist die Sorge in Taipeh, dass Trump die Interessen der demokratisch regierten Insel bei einem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in der kommenden Woche in Südkorea für einen Handelsdeal opfern könnte. «Jeder in Taiwan ist besorgt», sagte ein hoher taiwanischer Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. «Wir müssen sicherstellen, dass es nicht dazu kommt.»

Seit seinem Amtsantritt im Januar schwankt Trump in seiner Haltung gegenüber dem von China beanspruchten Taiwan. Zwar hat Trump erklärt, Xi habe ihm zugesichert, während seiner Amtszeit nicht in Taiwan einzumarschieren. Gleichzeitig hat er jedoch noch keine neuen US-Waffenverkäufe an Taipeh genehmigt. Da der direkte Draht ins Weisse Haus fehlt, werben Präsident Lai Ching-te und sein Team um konservative US-Medien. «Wir können nicht einfach Trump anrufen, also mussten wir andere Wege finden, um mit ihm zu sprechen», sagte ein zweiter Regierungsvertreter.

Die Strategie zeigt sich in einer Reihe von Interviews und Gastbeiträgen. So sagte Präsident Lai dem konservativen Radiomoderator Buck Sexton, Trump solle den Friedensnobelpreis erhalten, wenn er China davon überzeugen könne, auf Gewalt gegen Taiwan zu verzichten. Sexton, dessen Sendung auf Hunderten von US-Radiosendern ausgestrahlt wird, lobte die Insel in einem eigenen Beitrag. «Ich kann jedem Amerikaner einen Besuch nur wärmstens empfehlen. Hier sind sie grosse USA-Fans», schrieb Sexton, der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth als «unseren Freund» bezeichnet hat, aus Taipeh auf X. Ein dritter taiwanischer Regierungsvertreter betonte, dass das Interview «sehr positiv» für Taiwan gewesen sei.

Vizepräsidentin Hsiao Bi-khim, eine ehemalige taiwanische Gesandte in Washington, gab derweil dem Podcast «Shawn Ryan Show» ein Interview. Der frühere Sprecher des Präsidialamts, Lii Wen, verfasste einen Kommentar in der konservativen «Washington Times». Ein Vertreter der US-Regierung sagte, man habe Taiwan dazu ermutigt, sich an «neue Medien» zu wenden, um mit «echten Amerikanern anstelle von liberalen Eliten» in Kontakt zu treten. Das Aussenministerium bekräftigt seinerseits offiziell die «andauernde Verpflichtung der USA gegenüber Taiwan».

Um die Trump-Regierung bei Laune zu halten, betont Taiwan seine Bereitschaft, mehr für die eigene Verteidigung auszugeben. «Frieden durch Stärke zu sichern und die Sicherheit durch Zusammenarbeit zu erhöhen, ist unser Ziel», sagte Lai kürzlich vor ausländischen Gästen. Darunter befand sich Matt Schlapp, der Vorsitzende der American Conservative Union. Dass diese alternativen Kanäle bespielt werden, wird auch mit dem Verlust traditioneller Verbündeter im US-Sicherheitsapparat begründet - wie dem ehemaligen Trump-Berater John Bolton. Aussenminister Marco Rubio gilt jedoch weiterhin als starker Unterstützer Taipehs.

(Reuters)