Die Aktien des Uhrenherstellers Swatch sind jüngst auf das Niveau von 2020 zurückgefallen. Seit Jahresbeginn verzeichneten sie einen Verlust von zeitweise über 10 Prozent. Mehr noch: Die Aktien befinden sich eigentlich seit 2013 im Rückwärtsgang. Damals kosteten die Titel noch rund 600 Franken, heute ist ein Drittel davon übrig geblieben.
Swatch-CEO Nick Hayek scheint das weitgehend ega zu sein: "Wir verkaufen Uhren, keine Aktien", kommentierte er kürzlich Kritik bezüglich der Börsen-Performance. Hayek und seine Familie halten die Mehrheit der Stimmanteile am Unternehmen.
Bei den Swatch-Uhrenverkäufen ist der Wurm drin, zumindest wenn man Vergleiche mit der Konkurrenz hinzuzieht: “In den letzten vier Jahren ist die Swatch Gruppe weniger als 2 Prozent im Durchschnitt pro Jahr gewachsen, organisch in konstanten Währungen gemesen", sagt Jean-Philippe Bertschy, Leiter Research Schweizer Aktien bei Vontobel, gegenüber cash.ch. Bei Hermès seien dies 32 Prozent gewesen, bei Audemars Piguet 21 Prozent oder bei Breitling 14 Prozent. Die Swatch Gruppe habe Marktanteile verloren, so das Verdikt von Bertschy.
Zwar konnte das Unternehmen jüngst einen Erfolg verbuchen: Als die neue Moonswatch von Swatch und Omega auf den Markt kam, war sie schnell ausverkauft. Doch selbst mit diesem jüngsten PR-Erfolg wird die Situation nicht besser. Der Umsatz stieg im Jahr 2023 um 5,2 Prozent auf 7,89 Milliarden Franken, während das Wachstum in Lokalwährungen bei 12,6 Prozent lag.
Dennoch hat sich das Wachstum abgeschwächt. Der starke Franken hinterliess auch bei der Profitabilität Spuren: Der Betriebsgewinn (EBIT) stieg "nur" um 2,8 Prozent auf 1,19 Milliarden Franken, was zu einem leichten Rückgang der Marge auf 15,1 Prozent führte.
Als Folge der Geschäftszahlen und der schlechten Aktienkursentwicklung sind Analysten zurückhaltend geworden. Von den bei Bloomberg erfassten Analysten empfehlen nur sechs die Swatch-Aktie zum Kauf, 18 Experten sind neutral und vier Analysten empfehlen einen Verkauf des Titels. Nicht hilfreich dabei ist das Verhältnis zwischen Swatch-Chef Nick Hayek und den Finanzanalysten, das, gelinge ausgedrückt, als angespannt bezeichnet werden darf. Hayek hatte Anleger und Analysten vor ein paar Wochen in einem Call verbal angegriffen.
Die Aktie wird derzeit fast 20 Prozent unter dem Buchwert gehandelt, das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 13. Die Tatsache, dass das Unternehmen Immobilien im Wert von etwa 4 Milliarden besitzt, Vorräte im Wert von über 7 Milliarden hat und über 2 Milliarden an Barmitteln verfügt - dies ohne den Wert der Marken zu berücksichtigen - verdeutlicht den erheblichen Abschlag, den der Markt auf das Unternehmen und seine schwache Corporate Governance macht, sagt Vontobel-Analyst Bertschy.
Beim Ausblick für das Geschäftsjahr 2024 zeigte sich Swatch wie gewohnt zuversichtlich. Begründet wird dies mit der Einführung neuer Produkte, der Präsenz in den sozialen Medien während der Olympischen Spiele 2024 in Paris sowie mit steigender Nachfrage in China. Einige Analysten prognostizieren jedoch einen vorübergehenden Rückgang des Betriebsergebnisses im Jahr 2024 aufgrund des negativen Operating Leverage, der Wechselkurssituation und der fortgesetzten Investitionen.
Allem Unbill zum Trotz: Das Unternehmen besitzt einige der renommiertesten Marken der Branche. Zudem verfügt es über eine hochmoderne, einzigartige industrielle Infrastruktur. Das Unternehmen hat ein Gespür für neue Trends sowie seine erfolgreichen, innovativen Marketing- und Vertriebsfähigkeiten bewiesen - zum Beispiel gerade mit der MoonSwatch. Wer einen langen Atmen hat und auch darauf setzt, dass sich die Wirtschaft in China mittel- oder langfristig erholt, kann sich einen Kauf der Aktie überlegen. Wer mit der Art und Weise, wie Swatch-Chef mit dem Investoren umgeht, Mühe hat, der lässt es lieber bleiben.
6 Kommentare
Die schwache Börsenbewertung der Swatch-Aktie und die
restriktive Dividendenpolitik nützt nur der Familie Hayek.
Vermögenssteuern können niedrig gehalten werden und
Dividenden-Einkommen kann über andere Quellen
optimiert werden. Der Aktionär wird kurz gehalten.
Die Schweiz profitiert indessen, da Swatch vorwiegend
in der Schweiz investiert und gute Arbeitsplätze schafft.0
Mit Musk hat Tesla einen Psy...en als obersten Boss.
Im Vergleich dazu ist Heyek doch ein Engel. Und die stillen Reserven von Swatch sind so hoch, dass diese Firma auch eine längere Schwächephase locker durchhalten kann. Die Produkte sind gut, die Mitarbeiter hervorragend ausgebildet und die Fabriken modern. Und es kann ja keiner behaupten, dass diese Firma unter Hayek nicht profitabel sei.
Sollte Hayek mal Kreide fressen und den Analysten in den Allerwertesten ..., dann müsste der Aktienwert ja eigentich explodieren.
Viele Anleger und Analysten hören von den CEOs wohl lieber irgendwelches hohles Geschwätz, blumige, Worte und fantastische Geschichten über ihr Unternehmen. Und kracht dann die Firma wegen Managementfehler, sind sie natürlich nicht schuld, erhalten unflägig hohe Abschiedsgelder und wandern zum nächsten Unternehmen weiter.
Echt jetzt: Dann ist mir so ein Typ wie der Hayek einer ist, defintiv lieber.
Ich schliesse mich jonny1 zu 100% an. Und was ausser Gier und Eigeninteresse kann dieses ewige Geschrei nach Wachstum denn sein?
Wer mit 8% pro Jahr wächst, hat nach 20 Jahre Faktor 5, nach 40 Jahren Faktor 22 und nach einem durchschnittlichen Menschenleben, 84 Jahre, Faktor 600. Ja, fairerweise gesagt: „NUR eine einfache „Milchbüechlirechnung“, ohne Inflation/Preissteigerung und sonstige Einflüsse!“. Trotzdem wer soll das konsumieren? Sollen wir 600 mal mehr konsumieren oder sollen das 600 mal mehr Menschen tun? Eine recht kurzfristige Sicht.
Ich glaube, uns ginge es viel besser mit 200 Hayeks, als mit all diesen hochgelobten Vasellas, Rohnes, Ospels, Vincenzs, ect.
Und so liebe ich meine Swatch Aktien noch mehr, auch wenn sie nicht nach „Finanzhaiengier“ performen. Sie werfen ja eine anständige Dividende ab.
Absolut so, treffend beschrieben.
Vielleicht ist das grosse, übergelagerte Problem, dass die Börse einen Nachfragezunahme bei Smartwatches impliziert und genau hier hat Swatch noch immer nichts zu bieten (oder etwa doch?). Ich bin selbst Aktionär, ich will Swatch nicht kleinreden, aber bei Richemont erhält man halt auch deutlich mehr Diversifikation.
Wenn sie nur das Positive sehen wollen, gut. Aber warum muss Swatch nun eine virtuelle GV abhalten, wenn ein Austausch mit den Aktionären sicher helfen würde. Mit einer Firma an der Börse , ist man gewisse Verpflichtungen eingegangen. Sein Vater hatte eine andere Kultur der Kommunikation.