Die Sorgen um den kriselnden Immobiliensektor des Landes haben sich dadurch erneut verstärkt. Nachfolgend einige Fakten zu dem Unternehmen und der Krise:

Wer ist Vanke?

Vanke wurde 1984 in der südchinesischen Stadt Shenzhen gegründet. Das Unternehmen handelte zunächst mit Elektronikartikeln, bevor es sich zu einem Immobilienentwickler wandelte. 1991 ging Vanke als erster Bauträger in China an die Börse und dominierte bis 2016 die Immobilienverkäufe im Land. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres beliefen sich die Verkäufe auf 114,7 Milliarden Yuan (rund 13,8 Milliarden Euro). Damit fiel das Unternehmen auf den sechsten Platz unter den chinesischen Bauträgern zurück. Im Jahr 2023, bevor die Liquiditätsprobleme öffentlich wurden, hatte Vanke noch auf dem zweiten Platz gelegen. Ein Drittel der Anteile an Vanke hält der staatliche U-Bahn-Betreiber Shenzhen Metro. Dessen Geschäftsführer Huang Liping wurde im Oktober zum Chairman von Vanke ernannt.

Wie hoch sind die Schulden?

Vankes Schulden beliefen sich Ende Juni auf 364,3 Milliarden Yuan (rund 44 Milliarden Euro). Bis Mai 2026 werden Anleihen im Wert von 11,4 Milliarden Yuan fällig. Die Gesamtverbindlichkeiten lagen bei 873 Milliarden Yuan, denen Vermögenswerte von 1,2 Billionen Yuan gegenüberstanden.

Warum ist Vanke wichtig für den Immobiliensektor in China?

Ein Zahlungsausfall von Vanke könnte nach Einschätzung von Experten grössere Auswirkungen haben als die anderer Bauträger, obwohl die Verbindlichkeiten des Unternehmens deutlich geringer sind als etwa die von Evergrande, dessen Zahlungsschwierigkeiten die Immobilienkrise in China im Sommer 2021 auslösten. Dieser fielen weitere grosse Konzerne wie Country Garden oder Sino Ocean zum Opfer. Aber Vanke ist vor allem in Metropolen wie Shenzhen und Peking aktiv. Ein Ausfall könnte das Vertrauen der Immobilienkäufer in diesen wichtigen Märkten erschüttern, das sich nach wiederholten Zusicherungen aus Peking gerade stabilisiert hat. Banken könnten ihre Finanzierungen für den Sektor drosseln und so weitere Unternehmen unter Druck setzen. Einem JPMorgan-Bericht zufolge machen die Bankkredite von Vanke zwar nur 0,1 Prozent der gesamten Kredite in China aus. Jedoch sind 40 Prozent der Kredite unbesichert, was für die Gläubigerbanken ein erhebliches finanzielles Risiko darstellt.

Wie ist die Lage derzeit am chinesischen Immobilienmarkt?

Die Schuldenkrise im chinesischen Immobiliensektor dauert bereits das fünfte Jahr an. Die Regierung in Peking bemüht sich, den Sektor wiederzubeleben, der einst ein Viertel der chinesischen Wirtschaftsleistung ausmachte. Die Immobilienverkäufe haben sich im Vergleich zu 2021 etwa halbiert. Obwohl die Regierung wiederholt versprochen hat, den Preisverfall bei Immobilien zu stoppen, hat sie 2025 im Gegensatz zu den Vorjahren auf grosse Konjunkturprogramme verzichtet.

Was sind die möglichen Szenarien?

Sollte Vanke ausfallen, wäre dies ein Zeichen dafür, dass Peking die finanzielle Unterstützung einstellt, obwohl das Unternehmen einen staatlichen Grossaktionär hat. Vanke müsste dann seine gesamten Schulden restrukturieren. Analysten zufolge könnte eine solche Entscheidung darauf hindeuten, dass die Regierung zuversichtlich ist, einen grösseren Kollaps verhindern zu können. Einige Beobachter sehen darin sogar eine Chance: Ein sich verschlechterndes Marktumfeld könnte die Politik zwingen, im kommenden Jahr stärkere Konjunkturmassnahmen zu ergreifen.

(Reuters)