Nvidia steigt für 100 Milliarden Dollar bei OpenAI ein. Die Transaktion ist eine der grössten in der Wirtschaftsgeschichte. Die Kapitalspritze hilft dem ChatGPT-Entwickler bei der Finanzierung seiner ehrgeizigen Pläne zum Bau neuer Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI). Im Rahmen der neuen Partnerschaft soll Nvidia zudem KI-Prozessoren liefern. Nachfolgend einige Fragen und Antworten zu dem Thema:

Wie viel kosten KI-Rechenzentren und woher kommt das Geld?

Dem Nvidia-Chef Jensen Huang zufolge kostet der Bau eines KI-Rechenzentrums etwa 50 Milliarden Dollar pro Gigawatt an Strombedarf. Davon entfielen etwa 35 Milliarden Dollar auf KI-Chips und die dazugehörige Technik. Nvidia will im Rahmen der Kooperation für OpenAIs neue Rechenzentren etwa zehn Milliarden Dollar pro Gigawatt Leistung beisteuern. Demnach müsste das Startup jeweils 40 Milliarden Dollar zusätzlich aufbringen.

OpenAI hat bislang keine Angaben dazu gemacht, ob es Huangs Kalkulation teilt oder woher die weiteren Mittel kommen sollen. Der ChatGPT-Entwickler war für eine Stellungnahme zu diesem Thema zunächst nicht zu erreichen. OpenAI und Nvidia wollen in den kommenden Jahren KI-Rechenzentren mit einer Gesamtleistung von zehn Gigawatt bauen. Der Internationalen Energieagentur zufolge wird sich der weltweite Stromverbrauch derartiger Serverfarmen bis 2030 auf 945 Terawattstunden mehr als verdoppeln. Dies entspricht in etwa dem heutigen Jahres-Energiebedarf Japans.

Welchen Einfluss hat der Deal auf den Umbau von OpenAI?

OpenAI wird bislang von einer gemeinnützigen Organisation kontrolliert. Der ChatGPT-Entwickler plant eine Reform dieser Struktur, um künftig leichter an frisches Kapital zu kommen. Hierfür soll der gewinnorientierte Teil des Startups in eine Public Benefit Corporation (PBC) umgewandelt werden.

Diese US-Rechtsform zielt darauf ab, Gewinnstreben mit sozialen Zielen in Einklang zu bringen. Es ist bislang unklar, ob Nvidia Anteile am gemeinnützigen Teil von OpenAI oder an der künftigen PBC übernehmen wird. Einem Insider zufolge erhält Nvidia im Rahmen des Einstiegs keinerlei Stimmrechte bei OpenAI.

Wie beeinflusst der Nvidia-Einstieg die Bewertung von OpenAI?

OpenAI wird aktuell mit 500 Milliarden Dollar bewertet. Einem Insider zufolge liegt der ersten, zehn Milliarden Dollar schweren Tranche des Nvidia-Einstiegs diese Summe zugrunde.

Bislang ist unklar, über welchen Zeitraum der Chip-Hersteller die geplanten insgesamt 100 Milliarden Dollar beim ChatGPT-Entwickler investieren wird. Offen bleibt zudem, ob die künftigen Anteile auf Grundlage der aktuellen Bewertung verkauft würden oder diese bei jeder Tranche neu berechnet wird.

Was bedeutet die Partnerschaft für die Konkurrenz?

Im Rahmen der Kooperation reserviert Nvidia einen grossen Teil seiner heiss begehrten KI-Chips für OpenAI. Der Zugang zu diesen Hochleistungsprozessoren gilt als entscheidend für die KI-Entwicklung. Bislang ist unklar, ob der OpenAI-Partner Microsoft oder der OpenAI-Rivale Anthropic künftig Zugriff auf Nvidia-Chips erhalten werden. Gleiches gilt für die Frage, ob der Chip-Hersteller AMD mit seinen KI-Chips Nvidia weitere Marktanteile abjagen kann.

Was bedeutet die Kooperation für Oracle?

OpenAI hat einem Zeitungsbericht zufolge beim Softwarekonzern Oracle Rechenkapazitäten im Volumen von 300 Milliarden Dollar bestellt. Einige Analysten hatten zunächst bezweifelt, dass der ChatGPT-Entwickler über ausreichende Mittel hierfür verfüge. Diese Bedenken dürften durch die geplanten Kapitalspritzen weitgehend ausgeräumt sein. Gleichzeitig stärkt sie die Zuversicht in den optimistischen Ausblick von Oracle. Der SAP-Rivale hatte seine Prognosen am Montag bekräftigt.

(Reuters)