Natürlich nicht in Zürich, Basel oder Zug – aber in anderen Teilen der Schweiz steigt der Anteil leerstehender Wohnungen. Kantone mit einer Leerstandsziffer von über 2 Prozent sind der Aargau, Solothurn, Jura, aber auch beide Appenzell und Schaffhausen. Auch in den Kantonen Bern, St. Gallen, Thurgau und Nidwalden misst das Bundesamt für Statistik mehr als 1,5 Prozent leerstehende Wohnungen.

Dass sich die Wohnungsknappheit zumindest ausserhalb von städtischen und wirtschaftlichen Ballungszentren lindert, hat vor allem mit der Zuwanderung zu tun. Diese ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Gebaut wird aber weiterhin, denn die Renditen auf Immobilien bleiben andern Anlageklassen wie Obligationen deutlich überlegen. Daher investieren Pensionskassen und Versicherungen weiterhin in Renditeliegenschaften.

Die Folge ist ein Überangebot und Druck auf die Mieten. In der Schweiz, wo über 60 Prozent der Bevölkerung zur Miete lebt, wird diese Nachricht wohlwollend aufgeommen. In der Tendenz profitieren Regionen, in denen sowohl die Zahl der bewilligten Neubauten steigt als auch sich die Leerstandziffern ausweiten.

Das Immobilienberatungsbüro Wüest Partner hat solche Regionen identifizert: In der Deutschschweiz gehören dazu etwa die Regionen um St. Gallen, Wil SG und Sargans, wo die Leerstandsquoten knapp unter 2 Prozent liegen und bis zur Hälfte mehr Baubewilligungen erteilt werden als im Schweizer Durchschnitt. Auch Appenzell-Ausserrhoden, das Fricktal oder Solothurn und Mutschellen fallen in diese Kategorie. Im Laufental BL liegt die Leerstandsquote bei etwa 5 Prozent, an neu zu erstellenden Immobilien wird fast das eineinhalbfache des Durchschnitts bewilligt. Im Oberaargau gibt es rund doppelt so viele Baubewilligungen als im Rest des Landes, bei einer Leerstandsquote von 11 Prozent.

Verhältnis Leerstandsquote zu Neubaubewilligungen in Schweizer Regionen (Grafik: Wüest Partner)
Blau: Unterdurchschnittliche Leerstandsquote/sinkende Zahl an Bewilligungen
Gelb: Überdurchschnittliche Leerstandsquote/sinkende Zahl an Bewilligungen
Grau: Unterdurchschnittliche Leerstandsquote/Zahl an Bewilligungen steigt
Rot: Überdurchschnittliche Leerstandsquote/Zahl an Bewilligungen steigt

Können auch Interessenten für Wohneigentum auf tiefere Preise hoffen? Nun, wer glaubt, in diesen Regionen möglichst billig zu einem Eigenheim zu kommen, wird in aller Regel enttäuscht werden. "Einen direkten Zusammenhang zwischen höheren Leerständen und sinkenden Preisen bei Wohneigentum kann man derzeit fast nicht feststellen", sagt Robert Weinert von Wüest Partner. Wenn, dann könnten rückläufige Preise am ehesten in Randregionen mit einem Bevölkerungsrückgang beobachtet werden.

An den meisten Orten gibt es bisher keine Entspannung an der Preisfront. Derzeit wird einzig eine Stagnation beobachtet: "Die Preisniveaus für Wohneigentum sind sehr hoch", sagt Weinert. Die Gründe für die Anstiege sind die gute wirtschaftliche Entwicklung, steigende Löhne und nicht zuletzt die tiefen Hypothekarzinsen und immer noch der Anlagenotstand. Einfamilienhäuser werden im Schnitt für über 1,1 Millionen Franken angeboten, Eigentumswohnungen für rund 800'000 Franken.

Allerdings: Im Laufental kostet ein mittleres Fünf-Zimmer-Einfamilienhaus laut Wüest Partner 751'000 Franken und eine Vier-Zimmer-Eigentumswohnung 635'000 Franken. In den anderen Regionen mit hohen Leerstandsquoten sind die Preise ähnlich: im Oberaargau bezahlt man gar nur 452'000 beziehungsweise 367'000 Franken. In der Region Zürich hingegen kostet ein Fünf-Zimmer-Haus 1,11 Millionen und die Eigentumswohnung 1,05 Millionen Franken.

Frage des Lebensstils

Einen direkten Zusammenhang zwischen sinkenden Mieten und einer Übertragung auf die Wohneigentumspreise ist auch gemäss Dominik Matter, Ökonom beim Raumentwicklungsbüro Fahrländer Partner, nicht messbar.

Dafür wäre es auch noch zu früh, und: "Ich glaube allerdings nicht, dass es zu diesem Effekt kommen wird", sagt Matter. Der Grund hat ihm zufolge letztlich auch mit einer Mentalitätsfrage zu tun. Eigentümer werde man in aller Regel, weil man Eigentum suche. "Diese Entscheidung ist eine Frage des Lebensstils und der Situation des eigenen Haushalts." Dass sich jemand aus finanziellen Überlegungen heraus kurzfristig zwischen Mieten und Wohneigentum entscheide, sei eher selten.