Zwar sind alle Berufstätigen mit einem Lohn über 21'150 Franken im Jahr gemäss dem schweizerischen Gesetz über die berufliche Vorsorge (BVG) in der zweiten Säule versichert. Doch der Zustand und die Leistungen der Vorsorgeeinrichtungen variieren deutlich.

Gar nicht einheitlich ist, wie Pensionskassen die Vermögen der Versicherten anlegen, wie finanziell stabil sie sind, wie grosszügig sie Guthaben verzinsen, oder wie effizient sie arbeiten. cash.ch erklärt anhand von sechs Punkten, was eine gute Pensionskasse ausmacht. Mit Daten von www.pensionskassenvergleich.ch in Form von Rankings zeigt sich, welches die besten Pensionskassen der Schweiz in den unterschiedlichen Kategorien sind.

1. Anlagerendite

Einen wichtigen Anteil an der Anlagerendite haben im Moment Aktien, die im vorigen und im laufenden Jahr in den meisten Teilen der Welt gut rentierten. Die Pensionskasse Profond hält 51 Prozent der Anlagen in Aktien, was sehr viel ist: Vor dem Hintergrund sich gut entwickelnder Aktiemärkte erstaunt daher ihre Spitzenstellung bei der Rendite von 6,84 Prozent über die vergangenen fünf Jahre nicht. Viele Einrichtungen investieren etwa 30 Prozent in Aktien. Die Pensionskasse Gemini Pool 20 hat eine Aktienquote von nur 12 Prozent.

Einen bedeutenden Anteil an der Rendite haben derzeit auch Immobilien. Neubewertungen der Immobilien können aber sprunghafte Veränderungen der Anlagerendite bewirken. Obligationen, ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Portfolios, geben seit Jahren nur eine relativ bescheidene Rendite her.

Eine umsichtig und diversifizert anlegende Pensionskasse kann ihre Renditen relativ stabil halten. Daher sind Mehrjahresvergleiche wichtig, um die Solidität der Vorsorgeeinrichtungen in Sachen Anlagepolitik einschätzen zu können.

Top 5 Anlagerendite

PensionskasseJährl. Rendite 2012 - 2016, in %Aktienanteil per Ende 2016
Profond6,8451
Pictet-Index 40plus6,6740
Spida5,6634
Copré5,6528
Vita5,6426

2. Umwandlungssatz

Es gibt zwei Arten von Umwandlungssätzen: Der obligatorische Teil des versicherten Lohns von maximal 84'600 Franken (59925 Franken mit Koordinatonsabzug, siehe unten) wird von Gesetzes wegen mit 6,8 Prozent verzinst. Dies bedeutet: Pro 100'000 Franken Altersguthaben werden im Jahr 6800 Franken Rente ausbezahlt.

Der Teil des Lohns, der über diesem Betrag liegt, wird als überobligatorischer Teil verzinst. Hier sind die Pensionskassen frei, wie sie den Zinssatz wählen. Je besser eine Pensionskasse den überobligatorischen Teil umwandelt, desto höher ist die BVG-Rente.

Die tatsächliche Verzinsung eines Altersguthabens wird also ermittelt zwischen Obligatorium und Überobligatorium und liegt daher unter 6,8 Prozent. Die Vorsorgeeinrichtungen Profond und Spida (siehe Tabelle) sind Ausnahmen, denn sie gewähren einen einheitlichen Umwandlungssatz. Viele andere Pensionskassen haben die Verzinsung des Überobligatoriums gesenkt, zum Teil in die Region von 5 Prozent.

Top 5 Umwandlungsssätze

PensionskasseUmwandlungssatz, in %*
Profond6,8
Spida6,8
Copré6,7
Swisscanto6,6
ASGA6,56

*Gewichtung: Obligatorischer Teil 60% / Überobligatorischer Teil 40 %

3. Verzinsung Altersguthaben

Jeder Bankkonto-Besitzer kennt die aktuelle Problematik der Nullverzinsung nur zu gut. Dieses  Umfeld wirkt sich auch auf die Verzinsung der Pensionskassenguthaben negativ aus. Immerhin ist die Lage in der zweiten Säule noch nicht ganz so dramatisch wie auf dem eigenen Privatkonto: Aufgrund des langen Anlagehorizontes haben Pensionskassen ihre Gelder derzeit noch in etwas höher verzinste Wertschriften angelegt und können so bessere Zinsen als Banken gewähren. Doch je länger das Nullzinsumfeld andauert, umso mehr kommen auch die Pensionskassen unter Druck.

Über die letzten fünf Jahre hat die Spitzenreiterin Groupe Mutuel die Altersguthaben mit durchschnittlich 2,9 Prozent pro Jahr verzinst. Hier wirkt der dritte Beitragszahler weiterhin: Bei einem Altersguthaben von 100‘000 Franken kommen nach einem Jahr durch den Zins 2900 Franken hinzu. Nach 20 Jahren sind es dank Zinseszinsen bereits über 77‘000 Franken zusätzlich. Die vorgeschriebene Mindestverzinsung des obligatorischen Teils – dieser Zinssatz wird vom Bundesrat alle zwei Jahre festgelegt – wird 2018 wie schon im aktuellen Jahr 1 Prozent betragen.

Top 5 Verzinsung

PensionskasseJährl. Verzinsung 2012-2016, in %
Groupe Mutuel2,9
Profond2,85
Copré2,7
ASGA2,6
Vita2,47

4. Deckungsgrad

Pensionskassen mit einem Deckungsgrad über 100 haben genug Vermögen, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Doch Vorsicht: Der Wert schwankt mit den Aktien- und Finanzmärkten. Versicherte tun gut daran, den Deckungsgrad über eine längere Zeit im Auge zu behalten.   

Zudem können die Pensionskassen den Deckungsgrad beeinflussen. Indem sie den technischen Zinssatz für die Errechnung künftiger Leistungen festlegen, beeinflussen sie den Wert: Wenn sie – unseriöserweise – künftige Verpflichtungen zu hoch bewerten und somit zu hohe Verzinsungen und Leistungen in Aussicht stellen, steigt der Deckungsgrad. Im Schnitt rechnen die Pensionskassen mit einem technischen Zins von 2 bis 2,5 Prozent. Verändert man diesen Wert um 0,5 Prozent, sinkt oder steigt der Deckungsgrad um rund 5 Prozentpunkte.

Top 5 Deckungsgrade

PensionskasseDeckungsgrad per Ende 2016, in %Technischer Zinssatz 2016, in %
Prevas118,22,0
Groupe Mutuel117,82,0
Futura112,52,0
Spida111,82,25
Ascaro111,12,25

5. Koordinationsabzug und Art des Primats

Bei Pensionskassen mit Beitragsprimat kommt es darauf an, welcher Lohn verzinst wird. Im Beitragsprimat wird das über die gesamte Berufszeit angesparte Geld jährlich mittels des Umwandlungssatzes verzinst. Die meisten Pensionskassen ziehen vom Bruttolohn den Koordinationsabzug von 24'675 Franken ab. Wer brutto 90‘000 Franken verdient, dem werden nur 65‘325 Franken verzinst.

Nur eine relativ kleine Zahl von Unternehmen verzichtet im Beitragsprimat auf den Koordinationsabzug. Ein Beispiel dafür ist der Discounter Lidl Schweiz. Bei den vergleichsweise tiefen Löhnen im Verkauf ist der Wegfall des Koordinationsabzugs für Versicherte von besonderem Vorteil, wenn ein deutlich mehr vom Bruttolohn verzinst wird.

Bei Pensionskassen mit Leistungsprimat gibt es den Koordinationsabzug ebenfalls. Beim Leistungsprimat richtet sich die Höhe der Rente nach dem letzten versicherten Lohn, von dem die 24‘675 Franken abgezogen werden. Das Leistungsprimat gilt heute als Auslaufmodell, denn birgt wegen Lohnschwankungen und möglicher Krankheitsausfälle für Versicherte ein besonderes Risiko von Renteneinbussen. Mit dem Leistungsprimat fahren Versicherte in der Regel besser.

6. Kosten für die Verwaltung

Seit 2013 müssen Pensionskassen ihre Verwaltungskosten in der Jahresrechnung detailliert ausweisen. Im Schnitt lagen diese im Jahr 2016 gemäss Berechnungen von pensionskassenvergleich.ch bei 350 Franken pro versicherte Person. Jedoch kann diese Zahl je nach Anbeiter ziemlich stark variieren: Während sich bei Spida die Kosten auf lediglich 163 Franken belaufen, kostet der Verwaltungsapparat von Copré - eine Stiftung aus Carouge - ganze 617 Franken.

Nicht jede Pensionskasse arbeitet gleich effizient. Spida schreibt auf ihrer Homepage, dass die tiefen Verwaltungskosten daher rühren, dass die Stiftung die Sozialversicherungen der 1. und 2. Säule abdeckt, und sich so Synergieeffekte bei der Verwaltung ergeben. Bei der teuersten Kasse Copré hingegen fallen auffallend hohe Gebühren für Makler und Broker an.

Top 5 günstigste Verwaltungskosten

PensionskasseVerwaltungskosten 2016 pro Person, in CHF
Spida163
ASGA199
PKG211
Swisscanto228
Previs234

Tabellen: pensionskassenvergleich.ch