Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte zwischen April und Juni um aufs Jahr hochgerechnet 2,8 Prozent zu, wie das US-Handelsministerium am Donnerstag auf Basis vorläufiger Daten mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten nur ein Plus von 2,0 Prozent erwartet. Zu Jahresbeginn war ein Plus beim BIP von annualisiert 1,4 Prozent herausgesprungen. Ökonomen sagten zu den BIP-Daten in ersten Kommentaren:

Bastian Hepperle, Ökonom Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: «Die US Wirtschaft liefert den nächsten Wachstumskracher. Für die zweite Jahreshälfte zeichnet sich eine langsamere Konsumdynamik ab, da Zuwächse bei Beschäftigung, Löhnen und Einkommen geringer ausfallen dürften. Privathaushalte werden ihren Gürtel etwas enger schnallen. Konjunktursorgen sind aber fehl am Platz. Eile zu einer Leitzinssenkung im September besteht wachstumsseitig nicht. Neue Wachstumsimpulse sind von der Regierung erst nach den Wahlen zu erwarten. Durch die angespannte Haushaltslage ist der Handlungsspielraum hier jedoch begrenzt.»

Thomas GItzel, Chefökonom VP Bank: «Die grösste Volkswirtschaft der Welt scheint derzeit immun gegenüber den globalen wirtschaftlichen Problemen zu sein. Während Europa unter der schwachen Entwicklung des globalen verarbeitenden Gewerbes leidet, hält die US-Wirtschaft hier ihren starken inländischen Verbrauch dagegen. Das US-Wachstum wird also einmal mehr vom privaten Konsum getrieben. Letzterer legt um annualisierte 2,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Doch nicht nur die privaten Haushalte zeigen sich spendabel, sondern auch der Staat verteilt freizügig Mittel. Der Staatsverbrauch verbucht im zweiten Quartal einen Zuwachs von 3,1 Prozent (annualisiert) gegenüber dem Vorquartal. Hierzu korrespondiert allerdings ein hohes Budgetdefizit von über 6 Prozent des BIP und eine stark zunehmende Staatsverschuldung, die gegenwärtig bereits bei über 120 Prozent des BIP liegt.»

(Reuters)