Es gewährt den Vereinigten Staaten bevorzugten Zugang zu ukrainischen Bodenschätzen wie den Seltenen Erden. Mit den Einnahmen wiederum sollen Investitionen in den Wiederaufbau der Ukraine finanziert werden. Darum geht es in den Abkommen:
Was sind seltene Erden und wofür werden sie verwendet?
Hierbei handelt es sich um eine Gruppe von 17 Metallen. Diese werden etwa zur Herstellung von Magneten verwendet. Für Elektrofahrzeuge, Mobiltelefone, Raketensysteme und andere elektronische Geräte sind sie unabdingbar - es gibt keine brauchbaren Ersatzstoffe. Die wissenschaftliche Behörde U.S. Geological Survey stuft 50 Mineralien als kritisch ein, darunter Seltene Erden wie Nickel und Lithium.
Über welche mineralischen Ressourcen verfügt die Ukraine?
Das osteuropäische Land hat nach eigenen Angaben Vorkommen von 22 der 34 Mineralien, die von der Europäischen Union als kritisch eingestuft wurden. Dazu gehören Industrie- und Baumaterialien, Ferrolegierungen, Edel- und Buntmetalle sowie einige Seltene Erden. Nach Angaben des ukrainischen Instituts für Geologie kommen Seltene Erden wie Lanthan und Cer vor, die in Fernsehern und Beleuchtungsanlagen verwendet werden. Neodym, das in Windturbinen und Elektroautobatterien zum Einsatz kommt, liegt ebenfalls im Boden. Hinzu kommen etwa auch Erbium und Yttrium, die in vielen Bereichen benötigt werden - von der Kernkraft bis zu Lasern. Von der EU finanzierte Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass die Ukraine auch über Scandiumreserven verfügt.
Dem Weltwirtschaftsforum nach ist die Ukraine auch ein potenzieller Lieferant von Lithium, Beryllium, Mangan, Gallium, Zirkonium, Grafit, Apatit, Fluorit und Nickel. So soll das Land über eine der grössten bestätigten Lithiumreserven in Europa verfügen. Diese werden auf 500.000 Tonnen geschätzt. Diese Materialien werden für Batterien, Keramik und Glas benötigt.
Wo liegen die Bodenschätze?
Die Titanreserven befinden sich vor allem im Nordwesten und in der Mitte des Landes. Lithium wiederum kommt in der Landesmitte vor, aber auch im Osten und im Südosten vor. Grafit - ein wichtiger Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge und Kernreaktoren - liegt vor allem im Zentrum und im Westen unter der Erde. Die Ukraine verfügt zudem über beträchtliche Kohlevorkommen, von denen sich die meisten jedoch in besetzten Gebieten unter russischer Kontrolle befinden.
Bergbauanalysten und Wirtschaftsexperten zufolge verfügt die Ukraine derzeit über keine kommerziell betriebenen Minen für den Abbau der Seltenen Erden. China ist der weltweit grösste Produzent.
Was ist über den Deal bekannt?
Vereinbart ist ein gemeinsamer Investitionsfonds für den Wiederaufbau der Ukraine. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Julija Swyrydenko zufolge sieht das Abkommen vor, dass Washington einen Beitrag zum Fonds leistet. Auch seien neue Hilfen vereinbart - darunter Luftabwehrsysteme für die Ukraine.
Laut Swyrydenko erlaubt das Abkommen der Ukraine, «selbst zu bestimmen, was und wo abgebaut wird». Der Untergrund bleibe im Besitz ihres Landes. Auch gehe die Ukraine keine Schulden gegenüber den Vereinigten Staaten ein. Der Entwurf für das Abkommen enthielt keine konkreten US-Sicherheitsgarantien für die Ukraine, was Kiew ursprünglich angestrebt hatte.
Welche ukrainischen Ressourcen sind unter Kiews Kontrolle?
Der schon seit mehr als drei Jahren währende russische Angriffskrieg hat in der gesamten Ukraine grosse Schäden angerichtet. Russland kontrolliert etwa ein Fünftel des ukrainischen Territoriums. Der grösste Teil der Kohlevorkommen, die vor dem Krieg die Stahlindustrie des Landes antrieben, befindet sich im Osten und ist verloren gegangen.
Schätzungen von heimischen Instituten zufolge befinden sich etwa 40 Prozent der Metallvorkommen unter russischer Kontrolle. Eine detaillierte Aufschlüsselung wurde nicht vorgenommen. Russischen Truppen sind in der östlichen Region Donezk stetig vorgerückt. Im Januar schloss die Ukraine ihre einzige Kokskohlemine ausserhalb der Stadt Pokrowsk, die Moskaus Streitkräfte zu erobern versuchen.
Russland hat während des Krieges mindestens zwei ukrainische Lithiumlagerstätten besetzt - eine in Donezk und eine weitere in der Region Saporischschja im Südosten. Kiew kontrolliert immer noch Lithiumvorkommen in der zentralen Region Kyrowohrad.
Welche Chancen tun sich für die Ukraine auf?
Dem Wirtschaftsministerium zufolge arbeitet die Regierung mit westlichen Verbündeten wie den USA, Grossbritannien, Frankreich und Italien an Projekten zur Gewinnung kritischer Materialien. Die Regierung schätzt das Investitionspotenzial bis 2033 auf etwa zwölf bis 15 Milliarden Dollar. Der Staatliche Geologische Dienst betont, die Regierung bereite etwa 100 Standorte vor, die gemeinsam lizenziert und erschlossen werden sollen. Einzelheiten wurden nicht genannt.
Obwohl die Ukraine über hoch qualifizierte und relativ preiswerte Arbeitskräfte und eine entwickelte Infrastruktur verfügt, weisen Investoren auf eine Reihe von Hürden hin. Dazu gehören ineffiziente und komplexe Regulierungsverfahren sowie Schwierigkeiten beim Zugang zu geologischen Daten und beim Erwerb von Grundstücken. Die Entwicklung solcher Projekte dürfte Jahre dauern und erhebliche Vorabinvestitionen erfordern, warnen Experten.
(Reuters)