Jeffrey Gundlach sieht die Finanzmärkte künftig in "rauen Gewässern" fahren. Grund sei die US-Notenbank Federal Reserve, die bereit ist, das Ende der quantitativen Lockerung zu beschleunigen und die Zinsen zu erhöhen. Während eines Webcasts am Dienstag, riet der milliardenschwere Vermögensverwalter, den Markt für den Markt für hochverzinsliche Anleihen im Auge zu behalten – für ihn ein potenzieller "Kanarienvogel im Kohlebergwerk" für Risikoanlagen.
Da die Verschuldung während der Pandemie in die Höhe geschnellt ist, könne der Anstieg der Kreditkosten das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen. Konkret: Wenn die kurzfristigen Zinssätze 1 Prozent überstiegen, könne es zu Problemen kommen, so Gundlach. Die zweijährigen Renditen liegen derzeit bei etwa 0,69 Prozent.
Der Anleihemarkt gibt bereits erste Signale für bevorstehende Schwierigkeiten, da sich die Renditekurve abflacht. Gundlach sagte auch, dass das historisch niedrige Niveau der Renditen über die gesamte Kurve hinweg diese Abflachung heute zu einem doppelt so starken Warnsignal mache.
«Beispielloses Mass an Stimulierung»
Gundlach, 62, sagt ausserdem, der Grund, warum der Fed-Vorsitzende Jerome Powell die Wirtschaft als stark, aber nicht stark genug für eine Zinserhöhung zum jetzigen Zeitpunkt bezeichne, liege darin, dass die zugrundeliegende Situation in der Tat schwach sei – künstlich gestützt durch ein beispielloses Mass an Stimulierung.
Im Rahmen des Webcasts ging er auch auf das Thema Inflation ein. Er konzentriere sich stark auf die Teuerung und sagt, dass der jährliche Anstieg des Konsumentenpreisindex in den nächsten ein bis zwei Monaten 7 Prozent erreichen könnte. Zudem ging er auf zahlreiche Inflationsmessgrössen ein und wies darauf hin, dass die Kosten für Unterkünfte erheblich gestiegen seien. Er sagte auch, es sei möglich, dass der Konsumentenpreisindex im Jahr 2022 nicht unter 4 Prozent fallen werde.
Zudem sollten Marktteilnehmer nun, da die Fed angekündigt hat, dass sie ihr Tapering-Programm beschleunigen könnte, mit mehr Volatilität rechnen. Gundlach gab an, dass er zum ersten Mal seit zwölf Jahren europäische Aktien gekauft habe. Aktien aus Schwellenländern besitze er nicht, obwohl er sich vorstellen könne, dass sich dieses Segment besser entwickeln könnte als US-Firmen. "Wir sind auf der Suche nach grossen Chancen", und die Schwellenländer könnten in den nächsten Jahren eine davon sein, sagte er.
(Bloomberg/cash)