Die Aktien von Nestlé stehen unverändert bei 108 Franken, nachdem diese am Donnerstag nach Zahlen 2,6 Prozent gestiegen sind. Der Gesamtmarkt, gemessen am Swiss Market Index (SMI), steht 0,2 Prozent tiefer. Der Titel weist gegenüber Anfang Jahr ein Kursplus von 1 Prozent aus.

Nestlé ist im ersten Halbjahr der Inflation erneut mit deutlichen Preiserhöhungen begegnet. Umsatz und Gewinn sind gestiegen. Organisch ging der Umsatz des weltgrössten Nahrungsmittelkonzerns um 8,7 Prozent auf 46,3 Milliarden Franken hoch, wie Nestlé am Donnerstag mitteilte. Mit 9,5 Prozent geht das Wachstum vollständig auf Preiserhöhungen zurück.

Zu wenig Investitionen in das Angebot?

Dieses Resultat überzeugt nicht alle Analysten: Die Royal Bank of Canada senkt das Kursziel für Nestlé von 98 auf 97 Franken. Die Einstufung lautet weiterhin "Underperform". Das implizite Abwärtspotenzial beträgt 10 Prozent.

Es habe einige Wermutstropfen im Halbjahresergebnis, schreibt Analyst James Edwardes Jones von RBC. Er befürchte, dass Nestlé weniger in das Verbraucherangebot investiere als seine Konkurrenten. Darüber hinaus habe der Bereich Marketing/Verkauf im Vergleich zum Vorjahr stagniert, während es bei Danone, Unilever und Reckitt Zuwächse gegeben habe. Zudem habe er auf Anzeichen einer stärkeren Erholung gehofft, um den Rückgang von 2022 auszugleichen.

Doch Jones von RBC ist mit seiner Meinung in der Minderheit. 17 der 28 von Bloomberg befragten Analysten empfehlen den Kauf der Nestlé-Aktien. 9 haben ein “Hold”-Rating und nur 2 haben ein “Sell” stehen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 122,5 Franken und damit 13 Prozent über dem aktuellen Kurs.

So senkt am Freitag zwar die Deutsche Bank das Kursziel für Nestlé, aber nur von 122 auf 120 Franken. Die Einstufung lautet weiterhin "Buy". Das Nestlé-Management habe mit seinen Aussagen zu den Halbjahreszahlen überzeugt, schreibt Analyst Tom Sykes. Der Nahrungsmittelkonzern erreiche seine Ziele und setze die eigene Agenda konsequent um.

Er gehe davon aus, dass das RIG im zweiten Halbjahr (wenn auch noch nicht im Q3) insgesamt positiv ausfallen wird, so der Experte weiter. Auch bei der Bruttomarge erwartet er im zweiten Halbjahr einen Wert über Vorjahr, da die Geschäftsbereiche mit hohen Margen gut zulegten und sich die Preisgestaltung im Vergleich zu der Herstellungskosten verbessere.

Weiterer Kursaufwind?

Berenberg senkt das Kursziel für Nestlé von 130 auf 128 Franken. Die Einstufung lautet auch hier weiterhin "Buy". Sie senke getrieben von Wechselkurseffekten nach den Halbjahreszahlen ihre EPS-Schätzungen für die Jahre 2023 und 2024 um 2 beziehungsweise 3 Prozent, schreibt Analystin Samantha Darbyshire. Insgesamt sieht sie aber trotz der Kürzungen weiterhin ein erhebliches Aufwärtspotenzial für die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns.

Ins gleiche Horn bläst auch die Zürcher Kantonalbank: "Bei Nestlé läuft vieles in die richtige Richtung: Cashflow, BG- Marge, EBIT-Marge und der RIG (Menge + Mix) hat sich ebenfalls im zweiten Quartal stabilisiert und sollte gemäss Nestlé im zweiten Halbjahr wieder positiv sein" schreibt diese in einer Mitteilung am Freitag.

Nach einer seit Mai sehr enttäuschenden Kursentwicklung und einer gestrigen positiven Kursreaktion dürfte die Nestlé-Aktie laut ZKB weiteren Kursaufwind erhalten. "Zudem sind auch die L’Oréal-1H-Zahlen besser als erwartet ausgefallen (15 Prozent des Nestlé-Wertes). Der faire Wert gemäss unserem DCF-Modell liegt bei 132 Franken je Aktie", so die Autoren weiter.

Mit Material der Nachrichtenagentur AWP.

ManuelBoeck
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