"Der Lackmustest wird darin bestehen, ob sich die Menschen von gestiegenen Preisen und höheren Lebenshaltungskosten die Kauflaune zum Fest verderben lassen oder nicht", meint Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets.

In Amerika steht nach dem in diesem Jahr deutlich teurer ausfallenden traditionellen Thanksgiving-Essen der Black Friday an, der die vorweihnachtliche Einkaufssaison eröffnet. "Die Frage nach einer Jahresendrallye an den Aktienmärkten dürfte damit ebenfalls eingeläutet werden", sagt Helaba-Strategin Claudia Windt. 

Der Dow Jones Industrial beendete den Handel am Freitag mit plus 0,6 Prozent und hielt sich damit auf dem Niveau von vor einer Woche. In den vier Wochen zuvor war der bekannteste Wall-Street-Index in Summe um fast 20 Prozent hochgeschnellt. 

Konsolidierung am Aktienmarkt - aber dabei bleiben

Nach sieben Wochen steigender Kurse ist der Schweizer Leitindex SMI in der abgelaufenen Woche auf einen Konsolidierungspfad eingeschwenkt. Und dieser Trend dürfte sich in der kommenden Woche noch fortsetzen. Denn seit seinem Jahrestief vor gut fünf Wochen hat der Leitindex damit gut 1000 Punkte hinzugewonnen.

Grund für die vorangegangenen Kursgewinne war die Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen in Zukunft
weniger stark erhöhen dürfte als bisher. Doch diese Hoffnungen haben einen Dämpfer erhalten. Denn Mitglieder des Fed haben in den vergangenen Tagen versucht, die Erwartungen reduzieren, dass das Fed im Verlauf des nächsten Jahres den Leitzins senken könnte. Auch seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) sind weitere Zinsschritte zu erwarten.

Kein Wunder kam es darauf zu Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten. Eine Konsolidierung nach so einem Erholungsrally sei nicht unerwünscht, heisst es am Markt. Daher wollten sich die Anleger auch nicht aus dem Markt zurückziehen. Die Angst vor steigenden Zinsen und einer drohenden Rezession scheint genauso präsent zu sein, wie die Furcht, den nächsten Aufwärtstrend zu verpassen, kommentiert etwa Raiffeisen.

Protokolle der Fed im Fokus

Zur Wochenmitte richten sich die Blicke der Anleger vor allem auf die von der US-Notenbank Federal Reserve veröffentlichten Protokolle ihrer jüngsten Zinssitzung. Börsianer treibt insbesondere die Frage um, wann die Zeit für eine Zins-Erhöhungspause reif sein könnte. Zuletzt hatten Fed-Notenbanker Zweifel daran geschürt.

Die Notenbank treibt im Kampf gegen die Inflation den Leitzins seit Monaten in ungewöhnlich großen Schritten nach oben. Zuletzt erhöhte sie ihn um einen weiteren Dreiviertel-Prozentpunkt auf die Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell hatte aber signalisiert, dass die Währungshüter demnächst etwas Tempo herausnehmen könnten. Womöglich könnte es im Dezember nur noch um einen halben Prozentpunkt nach oben gehen.

Zudem stehen an den internationalen Börsen noch einige Feiertagspausen an. So bleiben die Märkte in Japan am Mittwoch wegen des Tages des Dankes für die Arbeit geschlossen. Am Donnerstag bleibt die Wall Street wegen Thanksgiving zu, gefolgt von einem verkürzten Handelstag am Freitag.

(Reuters/AWP/cash)