Edle Weine sind in den letzten Monaten zur besten Anlage in Sachwerte geworden. Laut einer Analyse des Beratungsunternehmens Knight Frank hat sich die Anlageklasse Wein über die letzten zwölf Monate um 25 Prozent verteuert und damit in punkto Wertsteigerung Kunst (+7 Prozent), Uhren (+4 Prozent) oder Oldtimer (+2 Prozent) weit hinter sich gelassen (siehe Grafik).
Rendite von Luxusgütern in den letzten zwölf Monaten, Quelle: Knight Frank
Damit waren Wein-Investoren waren auch deutlich erfolgreicher als Aktienanleger. Der weltweite Aktienmarkt (MSCI World Index) ist in den letzten zwölf Monaten um 15 Prozent angestiegen. Knight Frank schreibt in seinem Bericht, die Performance sei angetrieben worden von starkem Preiswachstum in den Regionen Bordeaux, Burgund und Norditalien.
Dieser Anstieg folgt auf eine länger dauernde Schwächephase des Weinmarktes zwischen Mitte 2014 und Ende 2015. Nach einer Boomphase bis Anfang 2013 – getrieben vor allem durch chinesische Käufer – brachen die Weinpreise ein und dümpelten vor sich hin. Mit dem globalen Wirtschaftswachstum in Asien, Amerika und Europa habe auch die Nachfrage nach exklusiven Weinen wieder zugenommen, heisst es in einem Artikel des amerikanischen Businesssender CNBC.
Aber auch China spielt wieder eine Rolle. Andrew Shirley, der für Knight Frank die Analyse verfasste, sagte zu CNBC: "Nach der Finanzkrise kauften die Chinesen teure Weine nicht, weil sie diese mochten. Sondern weil sie dachten, das sind die Weine, die man kaufen muss." Aber mittlerweile seien die chinesischen Weinkäufer zu Kennern geworden.
Eine Flasche für 14'000 Dollar
Die gestiegene Nachfrage nach edlen Alkoholika zeigt sich auch an den Weinauktionen. Vergangene Woche wurden beim amerikanischen Auktionshaus Hart Davis Hart drei Flaschen Rotwein des legendären Burgunder Weingutes "Domaine de la Romanée-Conti" aus dem Jahr 2009 für 41'825 Dollar versteigert – das macht rund 14'000 Dollar pro Flasche. Ebenfalls auffällig: Eine Flasche 60-jähriger schottischer Whisky wechselte für 41'825 Dollar die Hand.
Für Privatpersonen sind Wein-Investments allerdings anspruchsvoll, denn der Markt für rare Flaschen ist nicht für jedermann zugänglich. "Neueinsteiger haben es heute schwer, auf dem direkten Weg an die begehrten Weine zu kommen", sagt Christian Bock von Vinpark, einer auf Spitzenweine spezialisierten Weinhandlung.
Wirklich exklusive Weine würden in erster Linie an langjährige Kunden der Produzenten gehen, also in erster Linie an Importeure. Es gibt zum Beispiel Weingüter, die jährlich bloss einige hundert Flaschen produzieren. Dementsprechend begehrt ist die Ware. Erst wenn diese Weine dann auf dem Sekundärmarkt wieder auftauchen, sind sie für Privatpersonen mit entsprechendem Vermögen erhältlich.
Immer mehr Bewertungen
Daneben gibt es auch die Möglichkeit, über einen Fonds in die Wertentwicklung von Weinen zu investieren. Doch diese Fonds verlangen in der Regel hohe Gebühren und eine Erfolgsbeteiligung – und die Option fällt weg, von Zeit zu Zeit eine gute Flasche zu geniessen.
Bei Direktinvestments rät der Weinkenner Christian Bock, weiterhin auf Weine aus der Bordeaux-Region oder dem Burgund zu setzen. Über diese Märkte sind auch die meisten Informationen zur Geschichte und Wertentwicklung verfügbar. "Unbekanntere Regionen sind aus Investorensicht hingegen viel spekulativer", sagt er. Was aber nicht heisst, dass nur in den Klassiker-Regionen Rekordpreise erzielt werden. Anleger haben vor einigen Jahren beispielsweise auch den deutschen Wein entdeckt. An Versteigerungen werden für eine Flasche begehrten Riesling Spitzenpreise von 12'000 Euro bezahlt.
Ein erster Anhaltspunkt bei der Weinauswahl sind die Parker-Punkte, basierend auf der Bewertung des amerikanischen Weinkritikers Robert Parker. Auch wenn die Bedeutung in den letzten Jahren abgenommen hat, ist Parker immer noch der wichtigste Massstab. Daneben gibt es eine laufend wachsende Zahl an alternativen Wein-Bewertungssystemen. Laut Weinhändler Bock macht es das schwierig, den Überblick zu behalten und die qualitativ hochstehenden Einschätzungen zu identifizieren.
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— ARTCURIAL (@Artcurial) 20. September 2017